Kapitel 2 - Vergangenheit

401 54 69
                                    

14 Jahre zuvor.

„Wir müssen gleich los, Haz", sagte Louis, als Harry im Begriff war, Louis' Hose zu öffnen. „Du kannst mich nicht erst anfüttern und dann liegen lassen", meckerte Harry mit vor dem Körper verschränkten Armen und wackelte währenddessen mit seinen Augenbrauen. Louis könnte diesem Blick niemals lange standhalten. Viel zu verliebt war er in den großen Lockenkopf. Es dauerte eine Überredung von schätzungsweise drei Sekunden, bis Louis nackt auf Harry lag.

Als Louis sich erschöpft neben Harry fallen ließ, zog er ihn in seine Arme. „Tat's etwas weniger weh als beim letzten Mal?", fragte er. Harry nickte und gab Louis einen Kuss. Sie hatten noch nicht oft Sex gehabt, schließlich waren sie noch jung und erst seit zwei Monaten ein Paar. Für Harry war es mit Louis zu Beginn der Beziehung das erste Mal überhaupt. Louis hingegen hatte sich zuvor beim weiblichen Geschlecht ausprobiert, merkte jedoch schnell, dass das nichts für ihn war.

Louis zog sich seine Kleidung an, ganz zum Bedauern von Harry, der ihn mit heruntergezogenen Mundwinkeln beobachtete. „Möchtest du meine Fanilie nackt kennenlernen?", fragte Louis den Lockenkopf, der sofort grinsend nickte. „Los, zieh dich an", sagte Louis und bewarf Harry mit seinen Kleidungsstücken. „Aber nur, weil du so lieb fragst", erwiderte dieser und zog sich in Windeseile seine Kleidung an.

Kurze Zeit später trafen sie vor dem Haus von Louis' Familie ein. „Hast du deiner Familie von mir erzählt?", fragte Harry, der zunehmend nervöser wurde. „Natürlich, mach dir keine Sorgen", sagte Louis und zog seinen Freund in eine feste Umarmung. „Du riechst nach Blumen", merkte er an. „Dann pass ich ja zu dir, denn du bist meine Blume", erwiderte Harry. „Du passt aus so verdammt vielen Gründen zu mir", erwiderte Louis stolz und betätigte nach einem letzten Kuss auf Harry's Lippen die Türklingel.

Louis hatte eine ziemlich große Familie und es dauerte gut eine halbe Stunde, bis Harry sich jeder einzelnen anwesenden Person vorgestellt hatte. Erschöpft ließ er sich nach Abschluss der Vorstellungsrunde neben Louis auf die Couch fallen. „Bereust du schon, mich kennengelernt zu haben?", scherzte Louis. „Der Tag, an dem du in den Theaterkurs kamst, war der schönste Tag in meinem Leben. Aber ja, aktuell bereue ich es", sagte Harry lachend.

Das Abendessen lief entgegen Louis' Befürchtung sehr entspannt. Seine Familie schien Harry schon jetzt ins Herz geschlossen zu haben. Louis hatte nichts anderes erwartet, denn er empfand Harry als den großartigsten Menschen auf diesem und allen weiteren Planeten. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals eine Person so sehr lieben zu können, wie er Harry liebte. Hätte Harry gefragt, ob Louis sich für ihn einen kleinen Finger abschneiden würde, er hätte es getan. Ohne zu zögern.

Als das Essen offiziell beendet war und die beiden Verliebten sich wieder auf dem Weg zu Harry's Familie, bei der sie seit drei Wochen durchgehend schliefen, befanden, hätte Louis nicht zufriedener sein können. Er platzierte seine Hand auf Harry's Oberschenkel und führte sie in die Richtung seiner Körpermitte. „Willst du nachher oben sein?", fragte er mit einem breiten Grinsen. „Aber du bist doch lieber oben?", fragte Harry, der nicht wollte, dass Louis nur ihm zu Liebe etwas tat, was er nicht mochte. „Für mich ist alles in Ordnung, solange ich es mit dir tun kann", sagte er auf eine romantische Art und Weise, die Harry unvermittelt dahinschmelzen ließ. Sie schienen füreinander bestimmt zu sein.

Die Wochen vergingen und die Beziehung von Harry und Louis wurde immer intensiver. Es gab nichts, worüber sie nicht sprachen. Nichts, was sie nicht miteinander versuchten. Sie waren mittlerweile fast ein halbes Jahr zusammen und Louis hat sich seitdem sehr verändert. Früher schien alles dunkel zu sein, die Anwesenheit anderer Menschen nervte ihn und er hätte sich nicht vorstellen können, eine Beziehung zu führen und somit ständig Zeit mit der selben Person zu verbringen. Doch an diesem Nachmittag, als Harry mit seiner Schwester einkaufen gegangen ist, merkte Louis zum ersten Mal, wie sinnlos das Leben ohne Harry war. Er schaute im Sekundentakt auf die Uhr und wartete auf seine Rückkehr, die noch einige Stunden auf sich warten lassen würde. Ein schrecklicher Nachmittag. Nie wieder würde er Harry gehen lassen.

Als sich die Tür endlich öffnete und der Lockenkopf das Zimmer betrat, sprang Louis wie ein aufgeregter Golden Retriever Welpe auf ihn zu. „Harry, das waren die schlimmsten fünf Stunden in meinem Leben!", sagte Louis, dessen Leben ohne die Anwesenheit seines Freundes wirklich trostlos zu sein schien. Harry freute sich mindestens genauso sehr, endlich wieder in Louis' Gesicht blicken zu können. „Lass uns einen Film schauen", sagte Harry, zog sich seine Kleidung, einschließlich seiner Boxershorts aus. „Nackt Film gucken?", fragte Louis schmunzelnd. „Nein. Nackt Sex haben und dann Film gucken", sagte Harry, als sei es selbstverständlich. Doch Louis wollte heute keinen Sex haben, denn ihm tat noch immer alles weh. Sie hatten gestern experimentiert. Lange und viel experimentiert. Er verstand nicht, woher Harry seine Energie nahm. Vielleicht, weil er zwei Jahre jünger war.

„Gut, dann bereite ich mich einfach kurz vor und du kannst einsteigen, sobald du es dir anders überlegst", sagte Harry, der sich vor Louis' Augen auf die Knie fallen ließ und seine Hand an seinen Hintern legte. Louis riss irritiert die Augen auf. Offensichtlich hatte er ein sexbesessenes Monster erschaffen. Ein verdammt attraktives sexbesessenes Monster. Ein Monster, dass sich gerade selbst einen Finger einführte und zu Stöhnen begann. Louis wusste nicht, was gerade passierte, er wusste nur, dass er den Anblick genoss und die Enge in seiner Hose allmählich unangenehm wurde. Harry nahm einen zweiten und kurz darauf einen dritten Finger hinzu, bewegte sie in sich und warf Louis immer wieder einen unschuldigen Blick zu.

Louis hielt es nicht mehr aus, befreite seine Erektion und fasste sich selbst an. Er hatte schon viele heiße Dinge im Zusammenhang mit Harry gesehen, aber das, was sich gerade vor ihm abspielte, brachte ihn um den Verstand. „Ich bin soweit, willst du reinkommen?", fragte Harry und Louis zögerte keine Sekunde, drang mit einem Stoß vollständig in ihn ein und bewegte sich. Louis war sich sicher, dass er nie wieder im Leben Sex mit jemand anderem haben wollte. Sein ehemals unschuldiger Harry, der mittlerweile alles andere als unschuldig war, war in jeglicher Hinsicht perfekt.

„Alles Gute zum Halbjährigen", begrüßte Louis Harry ein paar Tage später mit einem frisch zubereiteten Frühstück, welches er an sein Bett brachte. Er erzählte ihm natürlich nicht, dass Anne, Harry's Mutter, die größte Arbeit mit dem Frühstück hatte, nachdem Louis sogar den Kaffee versaut hatte. Er war eine Niete in der Küche. Louis hatte andere Qualitäten. Harry's Miene war ernst, was Louis verwunderte. Er stellte das Tablett ab und krabbelte unter die Decke. „Was ist los, Liebling?", fragte er. Nichtsahnend, was ihn mit diesem Gespräch erwarten würde.

„Lou, du weißt doch, dass ich dich liebe?", fragte der Lockenkopf. Louis nickte, denn die beiden führten die perfekte Beziehung. Natürlich liebten sie sich beide. „Ich bin gerade erst 16 Jahre und du warst immer mein einziger Freund. Alles, was ich erlebt hab, hab ich mit dir erlebt", sagte Harry und Louis bekam aufgrund seiner Tonlage das Gefühl, dass das kein angenehmes Gespräch werden würde. „Was möchtest du mir sagen, Haz?", fragte er aus diesem Grund. „Ich würde unsere Beziehung gern vorübergehend pausieren. Ich möchte andere Erfahrungen sammeln. Mit anderen Menschen. Wenn ich das jetzt nicht mache, bleiben wir bis zum Rest unseres Lebens zusammen und ich bereue es vielleicht irgendwann", sagte Harry. Louis fiel aus allen Wolken.

„Du willst dich von mir trennen?", fragte er zusammenfassend. „Nein. Nicht trennen. Nur pausieren", antwortete Harry. Louis, dessen Augen sich nach dieser Aussage mit Tränen füllten, wusste gerade nicht, was er denken sollte. Er wollte nicht, dass Harry Erfahrungen mit anderen Menschen sammelte. Er mochte das Gefühl, Harry's Einziger zu sein. „Du willst unsere Beziehung pausieren, bis du dich ausgetobt hast? Und ich warte solange und halte die Füße still bis du fertig bist? Das kann unmöglich dein Ernst sein", sagte Louis beinahe aufgebracht. Er hatte Harry schließlich alles gegeben. Aufmerksamkeit, unendlich viel Liebe, Spaß und guten Sex.

Harry nickte. „Vergiss es. Ich werde nicht darauf warten, dass du dich endgültig gegen mich entscheidest", sagte Louis. „Ich entscheide mich nicht gegen dich", sagte Harry. „Doch. Genau das tust du gerade. Ich muss gehen", sagte Louis und rannte weinend aus dem Zimmer. Er hoffte, Harry würde ihm nachlaufen, doch das tat er nicht. Auch gab es in den darauffolgenden Tagen keine Anrufe, Besuche oder Nachrichten. Er hatte ihn verloren. Das wusste er spätestens dann, als Harry nur wenige Tage später Hand in Hand mit seiner neuen Freundin über den Schulhof stolzierte und Louis keines Blickes würdigte.

Louis würde Harry das niemals verzeihen, zu sehr wurde er von der Liebe seines Lebens verletzt. Harry hatte sich gegen Louis entschieden. Sein Herz war gebrochen.

Love On Screen | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt