Kapitel 8 - Wir haben jetzt Sex

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„Hey, du zitterst, komm zu mir", flüsterte Harry am nächsten Morgen und zog den noch halb im Schlaf befindlichen Wuschelkopf an sich. Louis schlang sofort seine Arme um Harry, drückte sich gegen ihn. „Guten Morgen", flüsterte Louis und presste seine Lippen auf die von Harry. Er löste sich, musterte Harry's Gesicht und verband ihre Lippen erneut. Diesen Vorgang wiederholte er noch drei weitere Male, bis Harry Louis' Gesicht in seine Hände nahm und mit seiner Zunge in Louis' Mund fuhr. Harry drückte sich nun auch gegen ihn und die morgendlichen Erektionen trafen aufeinander.

Louis legte sich auf Harry, ohne den Kuss zu unterbrechen, platzierte sich zwischen seinen Beinen und drückte sich immer wieder gegen ihn. Mit seinem Mund fuhr er an Harry's Hals entlang, griff mit den Händen an seine Taille. Als Louis sich beschließt, mit seinen Händen unter das Shirt von Harry zu fahren, stöhnen beide leise auf, doch Harry schob Louis von sich. „Nicht", hauchte er mit halbgeschlossenen Augen und offenem Mund. „Entschuldige", sagte Louis und drehte sich von Harry weg. „Dreh dich wieder zu mir", sagte er und zog Louis an den Schultern zurück. „Schmollst du gerade?", fragte Harry leise lachend. „Nein", sagte Louis mit vor dem Körper verschränkten Armen.

„Ich hab einmal alles falsch gemacht, ich will es diesmal richtig machen", sagte Harry und erhielt zustimmendes Nicken. Louis wusste, dass er recht hatte. Aber er fühlte sich immer mehr zu Harry hingezogen, wollte ihn spüren. Doch Harry blieb standhaft, vielleicht wollte er überhaupt nicht mit Louis schlafen, vielleicht fand er ihn nicht attraktiv. „Findest du mich attraktiv?", fragte Louis aufgrund seiner sich im Kreis drehenden Gedanken. „Wie kommst du darauf? Weil ich gerade nicht mit dir schlafen wollte? Lou, du bist der attraktivste Mensch, den ich kenne, aber lass uns bitte nichts überstürzen, du solltest vorher erstmal ein paar Dinge klären", sagte er. Verdammter Harry, der so verdammt erwachsen geworden ist.

Die Woche verging schnell, etwas zu schnell für Louis' Geschmack. Die beiden verbrachten viel Zeit damit, sich zu unterhalten und intensiv kennenzulernen. Jeden Abend saßen sie aneinander gekuschelt mit Wein am Lagerfeuer. Louis wusste nicht, wann er sich das letzte Mal derart zufrieden gefühlt hat. Er mochte den neuen Harry, denn er war liebevoll, sympathisch und witzig. Er gab Louis das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Als sie den letzten gemeinsamen Abend am Lagerfeuer verbrachten, wurden sie etwas wehmütig. „Ich würde am liebsten für immer mit dir hier bleiben", sagte Harry. „Für immer klingt sehr endgültig", merkte Louis an. „Genau so war es gemeint", flüsterte Harry. Das Knistern des Lagerfeuers wurde weniger und ein letztes Mal legten sie sich gemeinsam ins Bett, schliefen aneinander gekuschelt ein.

Am nächsten Morgen war Louis besonders anhänglich, er wollte die letzten Minuten mit Harry nicht ohne ihn verbringen. „Lou, ich würde gerne pinkeln. Willst du mir wirklich dabei zu sehen?", fragte Harry leise lachend in Louis' Richtung, der seine Arme noch immer nicht von ihm löste. „Ich mach am besten in der Zwischenzeit Kaffee", sagte er und löste sich entgegen seines Verlangens von Harry. „Gute Idee, aber bitte brenn die Hütte nicht nieder. Nicholas wird so schon sauer, wenn er sein Weinregal sieht", sagte Harry und verschwand im Badezimmer. Louis war beinahe stolz, als er den Kaffee kochte und die Küche dabei nicht in Brand setzte. Seine Enttäuschung war groß, als Nicholas die Hütte betrat.

„Guten Morgen, Louis. Schön, dass du noch lebst. Hat Harry es auch geschafft?", fragte dieser zur Begrüßung. „Nicholas, es war ein Unfall", stotterte Louis aufgeregt mit ernster Miene und beobachtete sein Gegenüber, wie diesem das Grinsen verging. „Was?", fragte er irritiert. Sein Gesicht war voller Erleichterung, als Harry die Treppen nach unten kam. „Hast du gerade ernsthaft gedacht, ich hätte Harry getötet?", fragte Louis lachend. „Ich sag mal so. Ich habe gehofft, dass du es nicht getan hast", erwiderte er und begrüßte nun auch Harry. Als sie die letzten Taschen gepackt und den Kaffee ausgetrunken haben, stiegen sie in Nicholas' Fahrzeug und fuhren zurück zum Set. „Ich habe eine Überraschung für dich, Louis", sagte er. „Mich kann nichts mehr überraschen", sagte dieser und sah zu Harry. Eventuell verirrten sich einige Herzen in diesem Blick.

Am Set angekommen, blickte Louis in die Augen seiner Überraschung: Michael. Er war hier in London, am Set von Louis' Film. Michael, dem Louis nicht erzählt hatte, dass er mit Harry dreht, weil Michael die Geschichten von Harry kannte und er daraufhin immer Sorge hatte, dass Louis jemals wieder auf ihn treffen würde. „Lou!", rief er und rannte auf ihn zu, verband sofort ihre Lippen miteinander. Louis' Augen blieben geöffnet, er sah zu Harry, dessen Miene ernster und zugleich trauriger wurde, bis er aus Louis' Blickwinkel verschwand. „Was tust du hier?", fragte Louis. „Du hast mir gefehlt, ich wollte dich sehen. Ich habe uns für die nächsten zwei Nächte ein gemeinsames Hotelzimmer gebucht", sagte er freudestrahlend. Louis strahlte nicht. Louis fühlte sich unwohl. Er hatte Michael verletzt.

Michael nahm Louis' Gepäck und sie stiegen in ein Taxi, auf dem Weg zu ihrem Hotel. Es war das selbe Hotel, in dem Louis ohnehin untergebracht war. „Erzähl, Schatz. Wie war die Woche? Hast du dich mit deinem Kollegen vertragen?", fragte er interessiert, als sie die Tür zum Zimmer öffneten. „Harry ist der Kollege", fiel Louis mit der Tür ins Haus, noch bevor die Tür wieder geschlossen war. „Dein Ex - Freund?", fragte er. Louis nickte. „Hast du mit ihm geschlafen?", fragte er nach einem Moment des tiefen Durchatmens. Louis schüttelte den Kopf. „Was dann? Warum sagst du mir das?", fragte er weiter. „Wir haben uns geküsst", sagte Louis. Er wollte nicht lügen. Und etwas in ihm wollte die Beziehung jetzt sofort beenden. Er wollte zu Harry, in seinen Armen liegen und einfach seine Nähe genießen.

„Lou, er hat dir schon einmal das Herz gebrochen. Warum tust du das? Warum setzt du für ihn unsere Beziehung aufs Spiel?", fragte Michael. „Er ist nicht mehr der Junge von früher. Er hat sich verändert. Ich fühle mich zu ihm hingezogen", sagte Louis mit bedrückter Miene. Er fühlte sich schlecht, so verdammt schlecht. In Michael's Augen sammelten sich Tränen, was Louis' schlechtes Gewissen ins Unermessliche steigerte. „Es tut mir leid, Michael. Aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn ich Interesse an einem anderen Mann habe", sagte er. Selbst, wenn aus ihm und Harry nichts werden sollte, was er nicht hoffte, hatte Harry ihm doch gezeigt, wie man sich eigentlich in einer Beziehung fühlen sollte. Man sollte keine Zweifel haben, man sollte glücklich sein. Louis war glücklich mit Harry.

Michael sagte eine ganze Zeit nichts, bis er sich weinend zu Louis drehte. „Das war's mit uns?", fragte er. „Es tut mir leid", sagte Louis nickend. „Er wird dir wieder das Herz brechen. Du begehst einen Fehler. Aber wenn du es merkst, brauchst du bei mir nicht mehr ankommen", sagte er und stand auf. „Nachdem, was er dir damals angetan hat, hätte ich nicht gedacht, dass du zu so etwas fähig bist", sagte er weiter. „Michael, es tut mir wirklich leid", sagte Louis noch einmal. „Spar es dir", rief er wütend, wurde zunehmend lauter. Louis hatte ihn noch nie so erlebt, war er doch immer sanft in Louis' Gegenwart. „Ich wollte dich niemals verletzen", sagte Louis leise. „Hast du aber. Sogar sehr. Du wirfst eine jahrelang gut funktionierende Beziehung für ein Hirngespinst weg. Genau wie Harry damals. Du bist nicht besser als er, ihr habt euch verdient", sagte er und stürmte wütend aus dem Zimmer.

Louis hatte in seinem gesamten Leben nie derart große Schuldgefühle. Er lief an die Bar des Hotels und bestellte sich eine Flasche Wodka und mehrere Energydosen, lief mit den Getränken in sein Zimmer und mixte sich das erste Getränk, kurz darauf ein zweites, ein drittes und ein viertes. Als er das fünfte Glas leerte und sichtlich betrunken war, lief er schnurstracks zu Harry's Zimmer und hämmerte an die Tür. „Lou, bist du betrunken?", fragte er, als Louis in die Tür fiel, nachdem diese sich öffnete. „Nein!", sagte Louis und zog Harry hinter sich her und schubste ihn aufs Bett. „Was soll das werden?", fragte Harry irritiert, sichtlich überfordert mit der Situation. „Wir haben jetzt Sex", lallte Louis und öffnete seinen Gürtel.

Harry sprang sofort vom Bett auf und hielt Louis' Hände an dessen Gürtelschnalle fest. „Lou. Ganz ruhig. Was ist passiert?", fragte er. Louis brach in Harry's Armen in Tränen aus. „Ich habe mich gerade getrennt. Michael hat gesagt, dass ich nicht besser bin als du, ihm das gleiche antue, wie du mir damals", lallte er. „Lou, Liebling, du hast offensichtlich Gefühle für jemand anderen. So etwas passiert. Es ist nicht schön für die andere Person, aber es passiert", sagte Harry ruhig und schloss seine Arme noch fester um Louis. „Ich bin das größte Arschloch, das es gibt", sagte Louis. „Bist du nicht. Du bist der tollste Mensch, den ich jemals getroffen habe", sagte Harry und nahm Louis das sechste Glas ab, stellte es auf dem Tisch ab und befreite ihn von seiner Kleidung. „Wir gehen jetzt schlafen, Liebling", sagte Harry und legte Louis sanft auf seinem Bett ab, bevor er sich ebenso auszog und zu ihm unter die Decke krabbelte, ihn erneut in seine Arme schloss.

„Schlaf gut, Lou", flüsterte er und gab Louis einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Haz", lallte Louis und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.

Love On Screen | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt