chapter 1

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Ich war allein. Wohin ich auch sah, wohin ich auch ging, ich war allein.

Die Landschaft um mich herum, sah aus wie ich mich fühlte. Grau, trist, leer. Es gab keine Bäume, keine Hügel, überhaupt kein Leben. Keine Geräusche, nicht einmal Wind. Kein Himmel, nur grau. Seit Tagen irrte ich herum, nur noch nicht zusammengebrochen, weil ich eine Dämonin war und weder auf Nahrung noch auf Wasser angewiesen war.

Ich war gebrochen, auf schmerzhafteste Weise zerrissen und verloren gegangen. Gestrandet im Nirgendwo. Vielleicht war es ein Traum. Vielleicht hatte sich mein Bewusstsein von der Realität abgekapselt, weil sie zu schmerzhaft war. Vielleicht war das hier der Tod und ich wusste es noch nicht.

Es passte so gut, dass ich wieder hier war. Gefangen in einer endlosen Wüste. Dieses Mal ohne Entkommen. Einmal hat mich mein Mate gerettet, einmal Chimi. Aber dieses Mal würde niemand kommen. Konnte niemand kommen.

Du
bist
verantwortlich.
Du
bist
schuldig.

Da war so viel Hass, der gegen mich selbst gerichtet war. Der Teufel hatte mich als seine Marionette benutzt und ich hatte getanzt. Ich hatte Leute umgebracht. Engel, Dämonen, egal was sie getan hatten, wer war ich über ihren Tod zu entscheiden? Erst jetzt sammelte sich die Schuld in mir, die ich vorher nie zugelassen hatte.

Also hatte ich das hier verdient? War das hier der Zirkel? So wie ich ihn verdient hatte?

Nach Allem, was das letzte Jahr passiert war, hatte ich nie mit diesem Ende gerechnet. Es war nahezu ironisch, dass Ramiel und ich in unserem letzten Gespräch darüber gesprochen hatten, dass Todsünden einen beherrschen konnten. Dass man in ihnen verloren gehen konnte. Und das spürte ich. Mit jedem Schritt, mit jedem hoffnungsvollen Blick nach oben, der jedes Mal enttäuscht wurde.

Ich glaubte zu wissen, wie Endlosigkeit aussieht. Aber die Hoffnungslosigkeit, die mich ergriff, war ohne ihresgleichen. Ich hatte Angst, die Menschen, die ich liebte, nie wieder zu sehen. Angst, was Layken ihnen antun könnte. Die Furcht mündete in Selbsthass. Ich war arrogant gewesen. Hatte nicht erkannt, wer er war. Und ich glaubte, das war eines der größten Probleme. Dass ich mit ihm geschlafen hatte. Dass ich ihm geglaubt hatte, dass er ein Freund war. Dabei hatte er nur seinen Plan durchgeführt. Mich benutzt und dann weggeworfen.

Ich wusste, dass ich diesen Hass lenken musste. Dass ich mich auf ein Ziel konzentrieren musste. Aber mir fehlte die Kraft, die Wut auf etwas anderes zu lenken als mich selbst.

Chimi war wie ich verloren gegangen zwischen den Teleportationen. Bestenfalls. Schlimmstenfalls war sie einfach tot. Ich hatte Sumi in der Hölle zurückgelassen. Obwohl sie mich gerettet hatte. Ich erkannte jetzt, was ich schon viel früher hätte erkennen müssen. Ich konnte niemanden retten und ich konnte von niemanden gerettet werden. Der Teufel hat Ramiel benutzt, um mich benutzen zu können.

Ohne mich hätte Ramiel seine Seele nie verloren. Ohne mich wäre Acrasia nicht tot. Ohne mich hätte Azael noch seine Flügel. Irgendwie lief alles auf mich hinaus. Alles Schlechte.

Schuld.
Schuld.
Schuld.

Sie fraß sich bitter durch meine Eingeweide, während ich weiterhin einen Fuß vor den anderen setzte. Zurück blieben nicht einmal meine Fußspuren in der grauen Asche. Im Gegensatz zu mir hatte Sisyphus wenigstens ein Ziel. Ich hatte nichts. Gefangen im Nirgendwo, war ich ein niemand.

Vielleicht wollten sie, dass ich es zugab. Meine Schuld. Meine Fehler. Dass ich bereute. Vielleicht würde mich dieses Gefängnis von meinen Sünden befreien. Vielleicht musste ich mich verlieren, um Vergebung zu finden.

Queendom of AshWo Geschichten leben. Entdecke jetzt