Ramiel
Wir waren zu siebt, wie die anderen Einheiten auch, bis an die Zähne bewaffnet und nicht besonders erfreut hier zu sein. Ich entdeckte Hira und Barbados. Asmodai stand mit seinem Gefolge ganz vorne im Saal, während wir uns nah an der Tür postiert hatten. Nakir und Zala behielten den Saal von oben im Blick. Sie hatten in einem alten Dienstbotengang Position bezogen. Henna war in der Menschenwelt. Wir wollten kein Risiko eingehen, falls er plötzlich seine Pläne ändern sollte. Nergal und ihre gesamte Einheit waren in Rufbereitschaft. Soldaten und Soldatinnen aus dem Haus Neid hatten vor dem Thron Stellung bezogen, an den Wänden und an den Türen.
Azael neben mir strich über seine Kampfmontur. Er trug sie, wie wir alle. Ales Haltung war aufrecht. Ihr Blick stur geradeaus gerichtet. Ihre Miene eine einzige perfekte Maske. Unsere Dolche glitzerten im rotglühenden Licht des Saals, an das ich mich noch nicht gewöhnt hatte. Der Blutthron strahlte ein schimmerndes Licht aus. Eine Mischung aus blutrot und funkelndem onyx. Die Flammen in den Schalen flackerten und warfen dunkle Schatten an die Wände.
Cael stand auf der anderen Seite neben mir. Er ließ die Tür nicht aus den Augen. Wir alle hatten unsere Trainingseinheiten verdoppelt, unsere Magie vorbereitet, nur Augenblicke nachdem uns die Einladung erreicht hatte. Er würde uns nie wieder überrumpeln. Wir hatten einander und er hatte gar nichts.
Es war ein Witz. Einfach lächerlich. Layken hatte uns in den Palast eingeladen, um uns seine Fürstin zu präsentieren. Aber wir konnten uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sie war eine mögliche Verbündete, eine eventuelle Schwachstelle.
Mein Blick fiel auf die Fae und die Hexen, die zusammen auf der gegenüberliegenden Seite des Saals Position bezogen hatten. Ebenfalls nah an der Tür. Craine, der König nickte mir kurz zu. Cael hatte also ganze Arbeit geleistet und den Fae unsere Seite der Ereignisse erzählt. Mein Blick blieb an Cyraria hängen, Acrasias kleiner Schwester und jetzt Kronprinzessin der Fae. Sie erwiderte meinen Blick, bevor ihre Augen auf Wanderschaft gingen. Vila, ihre Freundin und Leibwächterin stieß sie in die Seite und nach einem letzten Grinsen in meine Richtung, sah sie zurück nach vorne.
Azael sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das habe ich nicht kommen sehen."
„Ich genauso wenig", antwortete ich. Unruhe breitete sich im Saal aus. Layken ließ auf sich warten und die ersten begannen ihren Unmut lautstark kundzutun. Asmodai beobachtete alles mit wachsamer Miene. Ein Glitzern in den Augen, das mir gar nicht behagte.„Der sieht mir viel zu zufrieden aus", kommentierte Azael misstrauisch.
„Wir sollten ihn nicht aus den Augen lassen", stimmte Ale ihm zu. Meine Fingerspitze fuhr über einen meiner Dolche und die Magie in ihm, reagierte mit einem warmen Vibrieren.„Ramiel." Das war Nakirs Stimme.
„Sprich", forderte ich sie auf.
„Es tut sich was. Der Kontakt vom Zirkel hat mir eine Nachricht geschickt. Jemand wurde rausgeholt."Mein Kiefer verspannte sich. Azaels Blick schnellte zu mir. „Er hat sie." Azael, Cael und Ale versteiften sich kaum merklich. Er wollte uns ein Spektakel vorführen. „Seid auf alles vorbereitet." Ich hatte schon Leute aus dem Zirkel kommen sehen. Nach nur wenigen Tagen waren sie nicht wiederzuerkennen. Die rücksichtslosesten Dämonen, widerlichsten Kreaturen, machtmissbrauchende Engel verwandelt in ein jämmerliches Häufchen Elend, bedeckt mit Narben, die für immer bleiben würden. Ales Blick zuckte zur Decke und mein Kiefer verspannte sich. Sie hielt Ausschau nach einem Käfig, wie den, in den Leviatha sie gesperrt hatte. Ich bildete mir ein das Rasseln von Ketten zu hören und dann verkündeten Fanfaren seine Anwesenheit.
Er kam nicht durch die hohen Flügeltüren, sondern vom Seiteneingang, der direkt auf das Podest mit dem Thron führte. Neben ihm eine silberhaarige Dämonin, fast verdeckt von seinem Körper. Das Geräusch von Ketten wurde lauter. Layken blieb in der Mitte vor dem Blutthron und zwischen den beiden Feuerschalen stehen. Mein Blick war weiterhin auf den Seitengang gerichtet, fest überzeugt sie jeden Moment zu sehen. Ich meinte bereits sie zu spüren und dann wurde Ale plötzlich ganz still, reglos sah sie nach vorne, iIhr Blick von Grauen erfüllt, zu Laykens Begleitung.
Er lüftete den Schleier vor ihrem Gesicht und der Saal erstarrte. Selbst die Flammen in der Schale schienen einen Moment innezuhalten, bevor sie blau zu leuchten begannen. Blaue Flammen, das heißeste aller Feuer und in mir brannte Kälte. Vios Blick glitt über die Menge, neutral, nahezu gelangweilt, unbeteiligt.
Layken begann zu reden. Meine Schatten drückten gegen meine Haut. Mein Blickfeld verschwamm, bis ich nur noch sie sah. Sie trug schwarz. Ihr Kleid trägerfrei und mit Beinschlitz, der einen Blick auf ihre Haut freigab, auf schwarze Spitze und Strumpfhalter. Übelkeit überkam mich. Sie trug nahezu dasselbe Outfit wie bei unserer Verlobungsfeier. Azael legte mir eine Hand auf den Arm. Ich wollte ihn abschütteln, doch er hielt mich fest. Meine Schatten, meine Magie drängte nach außen. Flüssige Hitze. In meiner Dämonengestalt konnte ich es mit Layken aufnehmen, konnte ich es mit jedem aufnehmen. Doch dann landete ihr Blick auf mir und alles in mir gefror. Er war eine eiskalte Dusche.
Unmöglich,
unmöglich,
unmöglich,
brüllte alles in mir. Lauf weg, flehte ich sie an. Komm zurück zu mir, bat ich. Flieg weg, tu irgendetwas. Ihr Blick blieb unbewegt. Dann sah sie weg. Laykens Augen funkelten genüsslich. Sie kann nicht, schien sein Blick zu sagen. Ale sog scharf den Atem ein. Das Rauschen in meinen Ohren ließ so weit nach, dass ich seine Worte hörte. „Sie hat ihre gerechte Strafe erhalten."Dann packte er Vio bei der Taille und drehte sie. Drehte ihren Rücken zu uns. Ihren Rücken, der blutverschmiert war. Zwei offene Wunden an ihren Schulterblättern, zwei Stümpfe an der Stelle, wo der Ansatz ihrer Flügel gewesen war. Blut lief über ihren Rücken und tropfte auf den Boden. Ihr Kleid klebte blutdurchtränkt an ihrem Körper. Von der Stelle an ihrem Oberarm ausgehend, wo die Verlobungsringe waren, lief Blut über ihren Arm und tropfte von ihren Fingern, an denen sich kein einziger Ring befand. Die Stelle war mit hunderten Schnitten übersehen, sodass kein Zentimeter Haut mehr unverletzt war.
Vio drehte sich wieder um. Wie konnte sie noch aufrecht stehen? Der gesamte Saal war wie gelähmt und Asmodai und Layken wechselten einen Blick. Vio verdrehte die Augen und meine kurzfristige Erleichterung über diese vertraute Regung war wie weggewischt, als er eine Hand nach ihr ausstreckte. Sie erwiderte seinen Blick und dann schien sie... nachzugeben. Er setzte sich auf den Blutthron und zog sie mit sich. Sie setzte sich auf die Armlehne und ignorierte sein Stirnrunzeln und die Hand, die er besitzergreifend auf ihrem Schenkel abgelegt hatte.
„Nein." Ihre Stimme knallte wie ein Peitschenhieb durch den Saal. Layken schien dennoch nicht im Mindesten wütend, eher erfreut. Er sah zu mir, beobachtete mich, als ich verstand. Verstand, dass sie ohne Worte kommunizierten. Dass sie eine Bindung eingegangen waren. Layken lehnte sich zurück. Er redete wieder, doch ich konnte nur seine Hand ansehen, die zu Vios Taille gewandert war. Konnte nur das Blut sehen, das weiter von ihren Wunden auf den Boden tropfte. Was hatte er getan? Was hatte der Zirkel getan?
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Queendom of Ash
Viễn tưởngVio ist zerrissen. Verloren in einer neuen Welt, verloren in ihrem Hass, versucht sie einen Weg zu finden. Doch als sie erstmals das volle Ausmaß der Intrigen erkennt, der Lügen, wird sie weiter auf die Probe gestellt. Der Teufel ist tot, aber die M...