chapter 13

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Ramiel

Er hatte die Macht des Teufels. Er konnte Illusionen zeigen oder Erinnerungen und er konnte andere darin einsperren.

Mein Kopf fühlte sich an als würde er hundert Kilogramm wiegen und das Pochen schien auch nicht nachzulassen. Eine unwillkommene Nachwirkung davon, wenn jemand versuchte deine Gedanken zu beeinflussen und sich in deinem Kopf einzunisten.

Seit wir zurück waren, hatten wir kein Wort gesprochen. Ich hatte verloren. Und das würde uns teuer zu stehen kommen. Machte er das mit Vio? Lenkte er ihre Gedanken? Kontrollierte er sie?

„Wir sehen sie morgen wieder." Varaine war fertig damit meine Wunden zu säubern. Die kleineren waren bereits wieder geheilt. Azael legte seine Hand auf meinen Arm. „Sie kann auf sich aufpassen."

Ich legte den Kopf zurück, schloss die Augen, stellte mir die eine Frage, die mir keine Ruhe ließ. Was wenn nicht? Wenn sie es ausnahmsweise mal nicht kann?

„Der Zirkel muss sie traumatisiert haben. Sie war angreifbar und er hat es ausgenutzt." Caels Stimme brannte vor Wut. Er war schwer wütend zu kriegen, dafür blieb er es dann umso länger.
„Habt ihr die Insignien?", fragte ich.
„Jep." Azael zog den Dolch hervor. Der Rubin an seinem Heft funkelte mit der Spiegelscherbe um die Wette. „Dieser kleine Handlanger hatte es. Wahrscheinlich ist ihm sein Fehlen gar nicht aufgefallen."

„Nakir, wie ist die Lage im Palast?"
„Ähm." Nakirs Antwort kam zögerlich. Etwas das nicht oft vorkam. „Es werden Vorbereitungen getroffen. Für die Krönung."
„Und?"
„Diese beinhalten massenhaft Entführungen. Von Mädchen und jungen Frauen."

„Fuck", entfuhr es mir. „Bist du immer noch für Krieg, Ale?"
Ihre braunen Augen funkelten mordlustig. Sie hatte blutroten Eyeliner aufgetragen. „Mehr als jemals zuvor."

Wir hatten Patrouillen in der Menschenwelt eingesetzt, um weitere Entführungen zu verhindern. Layken hatte sich anscheinend fest vorgenommen aus seiner Krönung einen Massenmord zu machen. Dunkel erinnerte ich mich daran, dass beim Blutfest auch Menschen anwesend waren. Der Dämon hatte nicht besonders viel auf ihr Leben gegeben.

„Das Einzige, was uns noch retten könnte, wäre eine Barriere zwischen den Welten." Es war die einzige Möglichkeit, die Dämonen aufzuhalten. Wir hatten keine Chance alle Dämonen aufzuhalten, di er schickte.

Varaine schüttelte den Kopf. „Sowas gab es noch nie. Nicht in unserer Zeit. Die Magie dazu ist vor Ewigkeiten verloren gegangen." Der Hexenmeister sah in die Ferne. „Aber ich werde mit den anderen sprechen. Irgendetwas müssen wir tun."
„Statusbericht", forderte ich von Nakir.
„Layken ist nicht im Palast." Ich zwang mich nicht darüber nachzudenken, wo er war. Und mit wem.
„Und Vio?", fragte Ale.

„Auch nicht." Nakir zögerte. Vio war auch ihre Freundin. Das hier hätte alles nicht passieren dürfen. „Sie sind zusammen in seine Suite. Dann sind sie teleportiert. Ich habe aufgeschnappt, dass sie eventuell im Devils Sin sind."
Der Boden unter meinen Füßen knirschte.
„Wir müssen die Gelegenheit nutzen." Ales Wut brannte in ihrer Stimme.

„Wir schlagen jetzt zu", befahl ich. Keine weitere Nacht würde sie in seiner Nähe verbringen.
Vor dem Devils Sin blieb ich einen Moment stehen. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Cael und Azael warteten hinter mir, während ich die graue Stahltür musterte. Ich musste bereit sein, für alles, was mich da drin erwarten könnte, aber ich war es nicht. Würde es nie sein.

Die Tür knirschte, als ich mich dagegenstemmte, bis der Riegel auf der anderen Seite knackend nachgab. Die Türsteherin warf uns einen kurzen Blick zu, dann trat sie beiseite und sah Richtung Hauptraum. Meine Sorge würde mich umbringen, wenn ich sie mich beherrschen lassen würde. Also schaltete ich ab und konzentrierte mich auf die Geräusche, die kein Stöhnen oder Schreien war. Laszive Blicke folgten mir, als ich den Raum durchquerte. Hände glitten über meine Wange, meine Schultern, und unter all diesen Gerüchen fand ich ihren. Süß, aber nicht zu schwer. Sie roch nach Tanzen im Regen. Nach zuhause. Und neben einer bitteren Note war da auch etwas erdiges, würziges, was ich nur allzu gut kannte, ihr Verlangen.

Azael und Cael folgten mir. Im ersten Separee waren fünf Dämonen im Gange, die uns einladend zu sich winkten. Im zweiten drei Dämoninnen. Wir folgten dem Flur, immer weiter. Hinter einer der Türen wurden Stimmen laut und wir verschwanden mit den Schatten einer Wand. Gerade noch rechtzeitig. Layken stürmte an uns vorbei. Sein kleiner Handlanger rannte ihm hinterher.

„Was meinst du damit?", fauchte Layken ihn an. Er schloss im Gehen seine Hose, strich sich durch seine dunkelbraunen Haare. „Wie kann das sein?"
„Seid ihr fertig?", fragte ich Ale. „Wahrscheinlich kommt er gleich zurück."

„Alles erledigt", antwortete sie. Wir verharrten in den Schatten, bis sie außer Sichtweite waren, dann trat ich vor die Tür, aus der er gekommen war. Ich atmete tief durch, dann öffnete ich sie. Zwei Dämoninnen sahen hoch. Sie waren eindeutig beschäftigt miteinander, nicht halb totgeprügelt und keine von ihnen hatte silberne Haare. Ich atmete aus. Meine Erleichterung war grenzenlos. Azael lehnte sich gegen die Wand, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Er schloss für einen Moment die Augen.

„Ich war lange nicht mehr so erleichtert zwei Dämoninnen beim Sex zu sehen." Caels Augen funkelten und Azael grinste.
„Riechst du sie noch?", fragte er an mich gewandt.

Ich wusste, dass wir alle drei dasselbe taten. Wir spürten unserer Verbindung zu Vio nach. Und es wunderte mich nicht, dass da nichts war. Wie immer schien da eine Barriere zu sein. Ich hatte mir angewohnt meine Barriere einen Spalt für sie offen zu lassen und bisher hatte ich es noch nicht über mich gebracht, das wieder zu ändern. Ihr Geruch war noch da, sie war hier gewesen, aber wahrscheinlich war sie es nicht mehr.

„Es gibt Neuigkeiten", meldete sich Nakir. Sie befand sich noch immer im Goldenen Palast und berichtete uns über alles, was sie in Erfahrungen bringen konnte.
„Sprich."

„Layken ist wieder hier und er sucht nach Vio. Ramiel, er weiß eindeutig nicht, wo sie ist. Er denkt, sie ist bei dir und er rastet aus." Ich wünschte es wäre so.

„Ist es sicher für dich? Sonst komm nach Hause", forderte ich. Ihre Sicherheit war mir wichtiger als irgendwelche Informationen. Er würde nicht noch jemanden, der mir wichtig ist, in seine Finger kriegen.

„Gerade wurde ihm die Nachricht von den geflüchteten Gefangenen überbracht." Nakir schwieg einen Moment, dachte über mein Angebot nach. „Ich schulde es ihr, Ramiel. Ich habe versprochen auf ihre Oma aufzupassen und ich bin gescheitert."
„Du weißt, dass sie niemals wollen würde, dass du dich einer Gefahr aussetzt."

Nakir seufzte. Sie war pragmatisch, sie war schlau und sie konnte sich tarnen, wie niemand anderes. Wenn sie nicht gefunden werden wollte, fand sie auch niemand. Deshalb war sie so eine gute Spionin. „Ich bin mir da nicht mehr sicher. Ich weiß nicht einmal mehr, ob es die Vio, die wir kennen noch gibt, dennoch bleibe ich hier." Ich hatte mit dieser Antwort gerechnet, trotzdem missfiel es mir. Sie blieb einen Moment still.

„Wie viele Patrouillen habt ihr in der Menschenwelt?" In ihrer Stimme lag eine ungewohnte Dringlichkeit.
„Warum?"

„Layken sammelt seine Armee. Er will in die Welt der Menschen einfallen. Er ist auf Rache aus und die Ávila ist sein erstes Ziel. Du musst Henna Bescheid geben. Sumi, Ellie und Alex sind in Gefahr."

Queendom of AshWo Geschichten leben. Entdecke jetzt