Queendom of Ash

chapter 17

Ramiel

Vio blieb verschwunden. Und mein einziger Lichtblick war, dass sie somit auch nicht bei Layken war. Ich betete, dass sie bei Sumi, Alex und Ellie war. Vielleicht sogar bei Azael.

Nach der Abreise von Hira und Iblis hatte ich die Grenzen geschlossen. Hier kam gerade niemand rein oder raus. Wir hatten niemanden mehr im Goldenen Palast und ich würde Layken hier nicht einmarschieren lassen. Es würde mich auch sehr wundern, wenn er seinen kleinen Palast verlassen würde, immerhin war er bisher nicht mal in seinem eigenem Reich gewesen, aber ich wollte kein Risiko eingehen.

Der Insignien Dolch war sicher verwahrt und so verbrachten wir die nächsten Stunden damit uns abzulenken. Wir spielten Kicker und Karten, tranken etwas und starteten ein paar Übungskämpfe. Die Atmosphäre hier war immer dieselbe. Vertraut, familiär. Früher hatte ich nicht viel Zeit hier verbringen können. Immer nur ein paar gestohlene Stunden mit Ale, Cael oder Azael. Die wenige Zeit, in der wir vier gemeinsam hier gewesen waren, war die wertvollste.

Nakir und Bel waren in ein Gespräch über den dämonischen Teil der Studierenden an der Ávila vertieft. Zenda lackierte ihre Nägel und ließ Ale nicht aus den Augen, die mit Cael und Zala über ein paar Plänen brütete. Sie schien unruhig zu sein, genau wie alle anderen. Wir waren alle erschöpft, aber niemand wollte schlafen gehen. Niemand wollte allein sein. Es gab zu viele Variablen, die sich jeden Moment ändern konnten.

Zenda sprang auf und ging rüber zu dem Boxsack. Sie trug ihre Montur und ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel, als sie begann auf das Polster einzudreschen. Ich konnte mich nicht genau an den Auftrag erinnern, den sie ausgeführt hatte. Es schien an der Zeit zu sein mit ihr darüber zu reden.

Ich ging zu ihr rüber und hielt den Boxsack fest, damit sie besser zuschlagen konnte. Sie hielt kurz überrascht inne und machte dann weiter. Ich musste sie damals aus dem Palast schicken, damit nicht herauskam, dass Vio die Waffe war und nicht dieser lächerliche Dolch, den Olivia auf Zenda geworfen hatte, um sie umzubringen.

„Sie mag sie, oder?" Zendas Blick war auf Zala gerichtet. Dann wieder auf den Boxsack. Ihre Fäuste bewegten sich schneller, ihre Treffer waren härter. Ich antwortete nicht sofort. Die Frage überraschte mich. Ich hatte zwar bemerkt, dass zwischen Ale und Zenda eine gewisse Distanz herrschte, aber ich hatte nicht gewusst, dass Zenda derart an Ales Zuneigung zweifelte. „Alles nur wegen dieses blöden Auftrags." Ihre Augen blitzten.

„Ich weiß, womit ich dich beauftragt habe, aber was war dein Auftrag in der Zeit, in der ich weg war?"

Sie lachte auf. „Das weißt du nicht?" Ihre Geschwindigkeit ließ nach. Die Wunden an ihren Fingerknöcheln heilten. „Ich war die Drogenbeschafferin, Ramiel. Ich war die ganze Zeit in der Wüste unterwegs und habe diese blöden Blumen gesucht." Mein Kiefer verkrampfte sich. Mit dieser Droge wurde Vio ausgeschaltet. Deshalb wollte sie es Ale nicht sagen. „Siehst du?" Wieder dieses hohle Lachen. „Ich hätte meinen Mund halten sollen."

„Das ist nicht deine Schuld, Zenda. Wir alle haben Dinge getan, die wir nicht hätten tun sollen. Die aber nicht in unserer Macht lagen."

„Das ist ja das Problem." Ihre Schläge wurden härter. Ihre Arme begannen vor Anstrengung zu zittern, aber sie hörte nicht auf. „Es lag in meiner Macht. Ich hätte auch einfach so tun können, als wäre ich erfolglos gewesen. Als hätte ich gesucht, aber nichts gefunden. Aber ich war zu feige." Und dann fügte sie leiser hinzu: „Ich kann verstehen, dass sie mich nicht mehr will." Sie senkte ihre Fäuste. „Und jetzt ist es eh zu spät."

Ich hielt inne, verkrampfte, als mich Schmerz durchzuckte. Es fühlte sich an wie Pfeile, die mich durchbohrten. Ales und Caels Blick schnellte zu mir. Im nächsten Moment waren sie bei mir. Zenda wich zurück.