Die ewig blühenden Wiesen an der Grenze von Galea wurden zertrampelt unter stählernen Stiefeln und beschlagenen Hufen. Der einst süße Duft der Blumen, der Liebende und Künstler e berauscht hatte, verschwand unter dem Gestank von Blut und Schwefel. Die lachende Sonne wurde verdeckt von Rauch.
Formationen aus Menschenkriegern rückten vor. Vor sich hielten sie große Schilde und Lanzen. Ritter in Plattenrüstungen führten sie an, die Schwerter erhoben und mit starrem Blick nach vorne.
Auf fernen Hügeln standen Truppen mit den fürchterlichen Waffen namens Kanonen und schossen unermüdlich neue Stahlkugeln gegen den Wald.
Die weißen, zarten Stämme, die nur hier am Rande von Galea wuchsen und deren Blätter sich immer in einem herbstlichen Gold befanden, wurden zerrissen von der Wucht der Geschosse. Splitter bohrten sich in den Boden und Körper und lautes Jammern der Trauer erklang, als man die heiligen Pflanzen so geschändet sah.
In ein weißes Horn, was man einst aus dem Maul eines mächtigen Orkhäuptlings gebrochen hatte, wurde geblasen und die stolzen Elfenkrieger rückten vor.
Ihre Rüstungen waren feind und farbig und wirkten häufig wie ein Kleid aus grünen Blättern, die man übereinandergelegt hatte. Ihre Helme glitzerten in einem reinen Silber und ihre gebogenen Schwerter waren hochwertiger als alles, was sterbliche Barbaren jemals hervorbringen konnten.
Zwischen den zierlichen Stämmen strömten sie hervor auf die Wiese. Die Menschen hielten inne und bereiteten sich auf den Zusammenstoß vor. Weitere Kanonenkugeln donnerten herab.
Die Reflexe von Elfen waren schnell, doch nicht schnell genug, um diesen Geschossen auszuweichen. Leiber wurden zerfetzt, Arme und Beine abgerissen und blutige Schneisen gezogen.
Trotzdem erreichen viele Krieger der Königin die Invasoren, warfen sich gegen die Schilde oder sprangen direkt hinüber. Man suchte Lücken in den Formationen und wollte Einzelkämpfe erzwingen, da kein Mensch jemals gegen einen geübten Elfenkrieger im Duel bestehen könnte.
Doch die Sterblichen blieben standhaft und auch wenn einige von ihnen fielen, so konnten die Schildmauern nicht durchbrochen werden. Mit ihren eigenen Speeren stießen sie nun vor und drängten die Elfen zurück.
Doch da! Ein erfreulicher Ruf! Der Wald selbst kam zur Hilfe. Wie Spinnenbeine krochen lebendige Wurzeln über den Boden und wandelnde Eichen und Kastanienbäume kamen aus dem Wald, um bei der Schlacht mitzukämpfen. Blätter fielen von ihnen herab, als sie ihre Äste schüttelten, und ihre Rinde knirschte in ihren Bewegungen. Die Elfen hoben ihre Säbel in Tribut.
Die ehrwürdigen Bäume erreichten die Front und mit mächtigen Schlägen ihrer hölzernen Arme warfen sie Menschen in die Luft oder zertrampelten sie unter sich. Ja, die Formationen der Sterblichen würden dem sicherlich nicht lange standhalten.
Kurz schienen die Schildmauern auch davor einzubrechen, doch dann öffnete man Lücken in den Formationen und bizarr aussehende Krieger traten vor. Es waren sowohl Menschen als auch Zwerge, die von Kopf bis Fuß in Kettenhemden gekleidet waren. Ein Schleier aus Metall. Anstatt Speere oder Schwerter trugen sie vor sich ein Gerät, was ein wenig aussah wie eine kleine Wasserpumpe, die man auf manchen Schiffen fand. Ein Zylinder aus Bronze mit einem Griff am Ende, die man wohl nach Innen drücken konnte. Ganz vorne brannte eine kleine Flamme wie bei einer Kerze.
Bevor sich die Elfen daraus einen Reim machen konnte, schoben die Krieger gegen den Griff und eine Flüssigkeit spritzte hervor. Die kleinen Flammen loderten sofort auf, verwandelten sich in infernale Ungeheuer und ergossen sich wie Wellen aus Feuer auf die Bäume.
Die gesamte Frontlinie begann zu brennen. Die Pflanzen der Wiesen verschwanden unter Asche und auch einige Elfenkrieger wurden in ihren Rüstungen gekocht.
Die Bäume zuckten zurück. Ihre Kronen waren in Feuer gehüllt und auch ihre Stämme wurden nicht verschont. Mit ihren Ästen fuchtelten sie umher, doch verbreitete dies die Glut nur weiter. In Panik rannten sie davon, zertrampelten dabei weitere Elfen und wollten zurück zum Wald.
Einige brachen unterwegs zusammen und andere wurden von den Kanonen getroffen und in ein Splitterregen verwandelt.
Die zweite Reihe an Formationen der Menschen erreichte derweil die Front und rückte voran. Sie stiegen über tote und verwundete Elfen und spießten all diejenigen auf, die noch den Mut fanden sich ihnen entgegenzustemmen.
Ein Präfekt der Elfen enthauptete einen Ritter der Menschen und hob den Schädel stolz über sich, nur um dann von drei Armbrustbolzen getroffen zu werden. Sein Hals wurde durchbohrt und er verschwand unter den Füßen der Masse an vorrückenden Sterblichen.
Der Befehl zum Rückzug erklang.
Noch an der Baumgrenze stehend betrachteten die jungen Elfenkriegerinnen Damasia und Numantia die Katastrophe. Mehr und mehr Elfenkrieger perlten sich ab von den Kämpfen und rannten zurück zum Wald. Einige flohen dabei an ihnen vorbei, die einst prachtvollen Rüstungen nun voll Ruß.
»Die Reserven wird man wohl nicht mehr voranschicken, du hast also Glück gehabt«, meinte Damasia mit finsterer Stimme und hob ihren Bogen.
»Die Ents«, entgegnete Numantia nur, die sich leicht kraftlos auf ihren Speer lehnte. »Die Ents werden zu Scheiterhaufen. Ich habe mich noch gestern mit ihnen unterhalten.«
»Selbst die Macht der Bäume konnte die Menschen nicht aufhalten. Sie haben uns einen neuen Hexentrick gezeigt.«
»Wenn es denn nur Hexerei wäre.«
Ein körperloser Pfiff ertönte. Damasia und alle anderen Bogenschützen entließen ihre Pfeile. Dank ihrer geschulten Augen trafen sie häufig auch die Lücken zwischen den Schilden und Rüstungen der Menschen. Viele von ihnen stürzten zu Boden.
Dir Formationen des Gegners hielten inne und man rückte weiter zusammen. Derweil marschierte hinter ihnen bereits eine dritte Linie voran. Es war endlos.
Wenig später zogen sich alle Elfen vom Schlachtfeld zurück.
DU LIEST GERADE
Die Grenzen des Waldes
FantasíaSeit über zweitausend Jahren befinden sich die Elfen, die einst den ganzen Kontinent beherrscht haben und die Menschen im Konflikt. Der Krieg hat nun die letzte Zuflucht der Elfen erreicht: Den heiligen Wald Galea. Die Lage erscheint hoffnungslos u...