Da alle Gardisten sich den Menschen entgegenstellen mussten, bewachte notgedrungen ein einbeiniger Veteran allein den Eingang zur verbotenen Zone.
Es war nicht mehr als ein Loch zwischen zwei Wurzeln und die Wände waren entweder Erdreich oder alte Steinquader, die sich im Laufe der Jahrtausende verschoben hatten. Der Weg nach unten war uneben und wäre für Menschen vermutlich halsbrecherisch.
Der Veteran sah grimmig zu den Hügeln jenseits der Außenbezirke der Stadt. Es war Nacht, doch trotzdem konnte er die Umrisse der Landschaft gut genug erkennen, das tausende Lagerfeuer der Menschen dort brannten. Eine glühende Messerschneide, die sich bereit machte, funkensprühend die letzte Elfenstadt von der Landkarte zu rasieren.
Ein Geräusch ließ ihn umfahren und er spannte seinen Bogen.
Ein blutjunges, rothaariges Elfenmädchen trat in den Schein seiner Öllampe.
»Was tust du hier?«, verlangte er zu wissen.
Sie schreckte zurück, als sie seine Worte hörte. »Ah verzeiht, ich besichtige nur Urd, bevor morgen der Angriff der Menschen beginnt. Ich wurde nicht in der Stadt geboren und dies vermutlich die letzte Gelegenheit dazu.«
»Verstehe.« Er senkte seine Waffe etwas. »Es ist bedauerlich, dass du das Kronjuwel des Waldes in solch finsteren Zeiten sehen musst.«
»Was ist dies für ein Ort?«
»Dieser Tunell führt hinunter ins Wurzelwerk. Die verbotene Zone. Der Ort, der nur den Göttern vorbehalten ist. Du hast sicher schon davon gehört.«
»Dies ist also der Eingang«, meinte sie und sah hinab in die Dunkelheit. Der Veteran folgte ihrem Blick. »Die Menschen werden sicherlich auch dorthin eindringen. Was sie wohl dort finden werden?«
»Hoffentlich ihren Tod«, knurrte der Veteran. »Ich persönlich werde ein paar von denen mit Pfeilen spicken bevor...«
Etwas schmetterte gegen seinen Kopf und er fiel ohnmächtig von seinem Hocker.
»Glaubst du, ich habe zu fest zugeschlagen?«, fragte Numantia besorgt, noch immer die flache Seite ihres Speers erhoben.
»Er blutet nicht und atmet«, entgegnete Damasia und brachte den Veteranen in eine aufrechte Position. »Komm, bevor er aufwacht.«
»Wir tun dies also wirklich? Wir gehen hinunter die verbotene Zone.«
»Noch vor kurzem wolltest du doch unbedingt. Wieso so zögerlich jetzt?«
»Es ist nur so erdrückend jetzt hierzustehen. So viel... so viel...«
»...steht auf dem Spiel.«
Numantia antwortete nicht. Stattdessen ertönte vom Norden ein beständiges Donnern.
Zuerst dachten die beiden Elfen, dass ein Gewitter heranzog. Doch als sie in die Richtung blickten, blitzte es nicht am Himmel, sondern auf dem Hügel.
Hunderte Kanonen begannen mit der Bombardierung der äußersten Bezirke von Urd.
Für eine Weile betrachteten sie sprachlos das Schauspiel und sahen zu, wie immer mehr Lichter in der Stadt erloschen.
Als schließlich der inzwischen wohlbekannte Geruch von Schießpulver ihre Nasen erreichte, drehten sie sich um und rannten rasch hinunter in die verbotene Zone.
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Die Grenzen des Waldes
FantasiSeit über zweitausend Jahren befinden sich die Elfen, die einst den ganzen Kontinent beherrscht haben und die Menschen im Konflikt. Der Krieg hat nun die letzte Zuflucht der Elfen erreicht: Den heiligen Wald Galea. Die Lage erscheint hoffnungslos u...