Kapitel 12: Dritte Schlacht

2 1 1
                                    

Wie so häufig verwehrten die Menschen den Elfen Kämpfe direkt im Wald. Man brannte stattdessen regelrechte Schneisen durch das Gehölz, um sich einen Weg nach Urd zu bahnen. Präfekt Tiberius und Prinz Taranis beschlossen deswegen ihre Kräfte zu vereinigen und auf einem freiliegenden Hügel das gewaltige Heer von König Haldric zu erwarten. Anstatt direkter Angriff zwang man die Elfenritter nun dazu Stellung zu beziehen und mit mürrischer Miene würden sie diesmal ihre Position verteidigen. Einige Paladine beschwerten sich, da man ihnen so die Möglichkeit nahm in der Schlacht einen glorreichen Zweikampf zu suchen, aber die Situation war so verzweifelt, dass man sie mit der Autorität der Krone zum Befolgen der Befehle zwang.

»Der Hauptpfad führt direkt an diesem Hügel vorbei«, meinte der Präfekt, während vor ihm die Bogenschützen ihre Pfeile vor sich in den Boden steckten, damit sie leichter zugreifen konnten. »Im Westen sind die Gremanischen Sümpfe, durch die keine Armee marschieren kann und im Osten ist der Fluss Nux, wo wir bereits alle Brücken zerstört haben. Wenn die Sterblichen nach Urd wollen, dann müssen sie hier an uns vorbei.«

»Da sind sie«, murmelte der Prinz und seine Miene verfinsterte sich, als er die Formationen der Menschen sah, die von dem verbrannten Waldstück nun auf sie zumarschierten. Ihre Menge war erdrückend.

Die Elfen hatten zwei dünne Linien aus Nahkämpfern, sowie noch ein drittes Kontigent aus Bogenschützen. Die Schildmauern der Menschen dagegen füllten schnell das gesamte Feld vor dem Hügel. Weitere Reserven schienen sich derweil in dem Rauch und der Asche bereit zu machen.

»Der Bastard ist auch hier«, knurrte Präfekt Tiberius.

König Haldric ritt unter dem Jubel seiner Männer voran und blieb mit seiner Leibgarde bei der letzten Linie stehen. Der sterbliche Monarch hob seine Hand und der Angriff begann.

Schon bald gingen die ersten Salven der Elfen nieder und die Magier warfen Blitze und Feuerkugeln. Hunderte Menschen fielen in das Gras, doch immer weitere folgten. Schon bald erreichten sie die erste Reihe der Elfenkrieger und Nahkämpfe begannen.

»Noch halten wir«, meinte der Prinz zufrieden.

»Ich habe einige Techniken entwickeln lassen, mit denen wir besser gegen ihre Schildmauern statthalten können.«

»Also hat man uns tatsächlich so weit getrieben, dass wir einige ihrer schmutzigen Taktiken anwenden müssen?«

»Urd selbst ist nun bedroht, mein Prinz. Gewisse Opfer müssen gebracht werden. Ah, da kommt schon die nächste Überraschung.«

Weitere Elfenmagier traten vor, doch anstatt vernichtender Naturkräfte entfachten sie aus nächster Nähe starke Windstöße. Diese töteten zwar keine Menschen, doch es ließ sie taumeln und fallen, sodass ihre Formationen durcheinanderkamen. Ritter der Elfen nutzten dies sofort aus und drangen vor.

Schon bald wurden die Menschen wieder den Hügel zurückgedrängt. Weitere Böen prallten gegen ihre Schulde und ihre Reihen lösten sich allmählich aus.

»Ich wusste, dass unsere Magie am Ende obsiegen wird«, jubelte der Prinz und nahm eine Lanze von seinem Knappen. »Ist zwar ein unehrenhafter Windzauber, aber wie Sie schon sagten, ist Urd selbst nun bedroht. Ich werde nun mit meiner Kavallerie einen Angriff auf ihren König durchführen. Wenn wir ihn töten, können wir uns mit Sicherheit ein Jahrzehnt Ruhe verschaffen.«

»Wartet, mein Prinz!«, rief Präfekt Tiberius noch aus, doch es war so spät. Der Thronfolger ritt bereits mit seinem Einhorn voran.

Tatsächlich aber rückten die Elfen immer näher an König Haldric heran. Ein Klumpen Schildträger bildeten einen Schutzring um ihn herum und mit starrer Miene sah er zu Prinz Taranis, der nun den Hügel hinab galoppierte. Derweil lösten sich immer mehr Menschen von ihren Formationen und zogen sich zu ihrem Lager zurück.

Früher haben sie aber zäher gekämpft, dachte sich Präfekt Tiberius. Besonders jetzt, wo sie so dicht vor ihrem Ziel sind, sollten sie doch verbissenes Standhalten, oder?

Ein ungutes Gefühl kam in ihm auf und seine spitzen Ohren zuckten, als er Trommeln vernahm.

Aus den Rauchfahnen des verbrannten Waldes rückten nun die Reserven der Menschen vor und ein Raunen ging durch die Elfenreihen.

Es waren dicht zusammengepackte Quadrate von jeweils zweihundert Mann. Anstatt Schilde trugen sie Speere, doch es waren nicht die gewohnten Spieße der letzten Schlachten. Nein, diese Lanzen waren mindestens fünf Meter lang und bildeten regelrechter Wälder ohne Äste oder Blätter.

Stramm marschierten sie vorwärts. Ihre Kameraden liefen an ihnen vorbei und bildeten hinter ihnen ihre Formationen neu. Bald schon kamen sie im Kontakt mit den ersten Elfen und senkten ihre Speere.

Das Ergebnis war tödlicher als jede Schildmauer. Eine mehrschichtige Wand aus geschärften Spitzen lag nun vor den Elfenrittern und nicht wenige wurden sofort aufgespießt. Weitere versuchten sich mit geschwinden Bewegungen durchzubewegen, doch es waren so viele Schichten aus Speeren, dass am Ende ein Stoß immer sein Ziel fand.

Einige versuchten unter die Speere zu kriechen, doch innerhalb dieser neuen Formationen der Sterblichen waren auch Armbrustschützen, die jeden Elfen erschossen, der zu dicht herankam.

Die Windmagier wollten auch diese Formationen aufbrechen, doch ihre starken Böen wirkten nun bei Zielen direkt vor ihnen und die Speere waren so lang, dass sie nur Lanzen selbst ins Wanken brachten, aber nicht die Halter der Waffen.

Fassungslos sah Präfekt Tiberius zu, wie seine Armee vor seinen Augen zusammenbrach.


»Bei den Göttern, weiter! Vorwärts!« Prinz Taranis brüllte, während Elfenritter um ihn herum orientierungslos umherrannte.

König Haldric verschwand vor ihm immer mehr hinter einer Wand aus Speeren, doch der Thronerbe konnte den kühlen Blick des Sterblichen auf sich spüren. Dies machte ihn rasend.

»Deinen Kopf werde ich haben!«, schrie er und trieb sein Einhorn voran. Eine Linie aus Elfenleichen türmte sich nun vor der Lanzenformation. All das Training bezüglich der Schildformationen war nun nutzlos gegenüber diesem neuen Trick ihres Feindes. Doch es war egal. Ein beherzter Stoß reichte aus. Wenn sie es nur schafften die feindliche Formation zu überwinden, konnten sie König Haldric erreichen.

»Voran!«, rief der Prinz und sein Ruf erreichte viele Ritter um ihn herum. Ein Kern aus tausend Elfen versammelte sich geschwind hinter ihm und er wollte voranreiten.

Doch dann strauchelte sein Einhorn.

Der Prinz sah zur Seite und entdeckte einen Menschenknappen in einem rostigen Kettenhemd, der sich gegen seine edle Stute geworfen hatte. Der Sterbliche musste sich bis eben noch im Gras totgestellt haben. Mit störrischer Miene schaute dieser ungewaschene Barbar zum Thronerben auf und spuckte ihm dann auf die Rüstung.

Mit einem Schwung seines Säbels enthauptete Prinz Taranis seinen Gegner. Derweil öffnete sich die Speerformation vor ihm leicht und eine kleine, mobile Kanone wurde in ihrer Mitte sichtbar. Sie war direkt auf ihn gerichtet.

»Scheiße!«, brachte er hervor und versuchte verzweifelt sein Einhorn wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch es war zu spät.

Die Kanonenkugel riss das Haupt seines Rosses ab und zersprengte dann seinen Brustkorb.

Der Thronerbe der Elfen war tot.



Die Grenzen des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt