Liebe Lesende,
hier kommt das zweite Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis ihr den weiblichen Hauptcharakter kennen lernt. Lasst mir gerne eine Rückmeldung da!
Liebe Grüße Lady Bitterblue
~~~~~~~~„Was willst du?" Nur drei kleine Wörter. Harmlos aus dem Mund einer alten Frau, die ihr Leben schon gelebt hatte. Ihr Begleiter wendete sich ihr zu. Eine sachte Windböe spielte mit seinem Haar. Mit einer Hand strich sich der junge Mann das Haar aus der Stirn. Antwortete mit fester Stimme, "Einfluss, Veränderung und den Menschen wieder neue Hoffnung schenken."
Die alte Frau nickte bei seinen Worten voller Anerkennung. Diesmal, hatte sie das Richtige Vögelchen ausgewählt. Davon war sie ganz fest überzeugt. Er würde sie nicht enttäuschen. Schon als sich ihre Wege das erste mal überschnitten hatten, war der Frau klar gewesen, dass dieses hungrige Straßenkind ihr Leben verändern würde. In dieser regnerischen Nacht vor so vielen Jahren, irgendwo in den schmalen Gassen von Lysouria. Seine Kleidung war völlig durchnässt gewesen, als er sie aus misstrauischen Augen betrachtet. Jeder ihrer Bewegungen verfolgte. Immer bereit in der Dunkelheit zu verschwinden. Falls ihm Gefahr drohen sollte. Gefahr von der Frau im grauen Gewand.
Langsam, um das Kind nicht noch mehr zu verschrecken, glitt ihre Hand in eine der vielen Taschen an ihrem Mantel. Kam schließlich mit einem Stück Brot wieder zum Vorschein. Mit einem gütigen Lächeln, hielt die Frau ihm das Brot hin, "Du musst sicher hungrig sein. Nimm nur, wenn du mich begleitest bekommst du noch mehr!" In dieser Nacht war der kleine Junge seit langer Zeit einmal wieder satt und wohl behütet eingeschlafen. Es waren noch viele Abende auf diesen gefolgt.
Und heute würden sich ihre gemeinsamen Wege wieder trennen. Für immer. Der junge Mann würde niemals mehr nach Lysouria zurück kommen. Niemals mehr des Nachts durch schmale Gassen streichen. Niemals mehr den fantastischen Sagen der Geschichtenerzähler lauschen. Niemals mehr!
All das war Vergangenheit. Seine Zukunft lag so weit entfernt von hier. In Rubia. ~~~~~~~Mit schnell schlagende Herzen betrat der junge Mann das gewaltige Schiff, mit welchem er sein Zuhause verlassen würde. Er war noch nie zuvor auf einem Schiff gereist. Auf einem fliegenden Schiff. Den kein anderes vermochte es, den hoch über dem Meer schwebenden Hafen anzusteuern. Mit großen neugierigen Augen, sah er sich alles an, beobachtet die Matrosen beim Hissen der weißen Segel. Schließlich war alles erledigt und das Schiff verließ seinen Hafen.
Der junge Mann hatte sich einen Platz ganz an der Spitze des Schiffes gesucht. Er blickte auf das unendlich scheinende blau des Wassers weit unter sich. Dann drehte er den Kopf und sah zurück, sah wie Lysouria immer kleiner wurde. Bald würde die Stadt ganz verwunden sein. Der Mann atmete einmal ganz tief ein, flüsterte ganz leise, "Auf Wiedersehen Mylady. Ich werde euch und all die anderen nicht enttäuschen."
Denn so viel hing von seinem Erfolg ab. Nichts geringeres als das Schicksal von ganz Lymera!
~~~~~~~~Die Kutsche wartet schon eine ganze Weile in einer von vielen Straßen Rubias darauf, dass ihre Herrin zurückkehren möge. Laut prasselte der Regen auf ihr Dach. Fast könnte man meinen selbst der Himmel weinte, weil die junge Majesty Stowe nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Aus jedem Fenster in der ganzen Stadt hingen, jetzt schwer vom Regen dunkelblaue Bänder, ein Zeichen der Trauer. Als Mylady Carfax an diesem Abend den Rubinpalast verlassen hatte, trug auch sie Stowe's Aurarfarbe. Ein schmales blaues Band zierte ihr ansonsten blutrotes Kleid auf Taillenhöhe. Ihr langes schwarzes Haar trug sie zu einem geflochtenen Zopf, an seinem Ende war ebenfalls ein blaues Band sichtbar. Das würde den Bürgern von Rubia als Zeichen ihrer angemessen Trauer um die Majesty ausreichen. Musste ihnen reichen.
Denn Mylady Carfax hatte in der Vergangenheit ihrer Abneigung gegenüber diesem Mädchen nie vor dem Volk verborgen. Manch einer munkelte sogar, wäre die Majesty nicht so schnell gestorben, hätte Mylady Carfax das selbst erledigt. Gerade einmal ein halbes Jahr hatte Stowe in den Mauern des Rubinpalastes überlebt. Aber das hatte gereicht um das Land wieder an Güte und Hoffnung glauben zu lassen. Ja, viele hatten die junge Majesty ins Herz geschlossen. Und jetzt war sie nicht mehr und eine Andere würde ihren Platz einnehmen.
So war es schon immer gewesen. Das Leben geht weiter. Irgendwie.
~~~~~~~Eine Türe wurde aufgestoßen. Ohne einen Blick zurück oder auch nur ein Wort des Abschieds verließ Mylady Carfax das Haus von Stowe's Familie. Überließ dies ihrem Begleiter. Es war ein lästiger aber notwendiger Besuch gewesen. Bei Stowe's Eltern und Geschwistern. Um Anerkennung und Beileid auszusprechen für ihre Tochter.
Cassandra Carfax hasste solche Besuche und war froh, dass dieser jetzt vorbei war. Sie verwand im Inneren der Kutsche und zog die schweren dunklen Vorhänge auf ihrer Seite zu. Sie hatte keine Lust auf neugierig starrende Blicke von draußen. Kurz darauf stieg auch ihr Begleiter in das Gefährt und es setzt sich mit leichten Schaukeln in Bewegung.„Wo wirst du mit deiner Suche beginnen?" Der Angesprochene streifte sich seine dunkelblauen Leberhandschuhe ab, dann antwortet er, "In der Eqiri-Akademie, dort findet man immer einen geeigneten Ersatz." Mit einem leisen Seufzer ergriff Cassandra das Ende ihres Zopfes und entfernte mit geschickten Fingern das blaue Band, betrachtete es noch einen Moment voller Langeweile, "Sehr schön." Das Band segelte langsam auf den Boden der Kutsche.
Dann sah sie ihr Gegenüber genau an, "Morgen hat mein Land lange genug um das unnütze Mädchen getrauert. Ich wünsche das alles was an Stowe erinnert aus dem Palast verschwindet. Und lass als erstes diese hässlichen blauen Banner vor den Fenstern abnehmen." Der Mann nickte, "Alles was du wünscht. Ich werde veranlassen, dass man anstelle der blauen Bänder, wieder die alten roten im Rubinpalast anbringt." Dann wand er sich von ihr ab, zog die Vorhänge auf und blickte aus dem kleinen Fenster der Kutsche hinaus. Beobachtete, wie sich Rubia unter ihnen ausbreitete.
Inzwischen hatte die Kutsche die Stadt verlassen gleich würden sie wieder im Palast ankommen. Schließlich wurden die Pferde langsamer. Wechselten in den Schritt. Sie passierten die mächtige Außenmauer und fuhren in den gepflasterten Innenhof. Die Tür wurden von Dienstboten geöffnet.
Die ganze Zeit über hatte Cassandra ihren Begleiter beobachtet, mit leicht gerunzelter Stirn ließ sie ihre Augen einmal über seine Gestalt gleiten. Von Kopf bis Fuß war dieser in blau gekleidet. Schließlich erhob sich die Schwarzhaarige um das Gefährt zu verlassen, "Das gilt auch für dich Francis, auch du hast lange genug um Stowe getrauert. Lege diese Kleidung ab und verbrenne sie." Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch.
Das Lord Francis Soledou sich gebückt hatte um das blaue Haarband wieder aufzuheben bekam Mylady Carfax gar nicht mehr mit. Da war diese schon im Palast verschwunden und auf dem Weg in ihre Gemächer. Von ihr ungehört, blieb sein leise gemurmeltes, "Natürlich Mylady!"
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Fortsetzung folgt...
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Chroniken von Lymera
FantasyAusschnitt: "Ich möchte nach Hause gehen." Ihre Stimme klang hoffnungslos. Völlig unbemerkt war der Lord dicht hinter die Rothaarige getreten. Francis widerstand dem Drang ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Nacken zu streichen. Stattdessen beugt...