~ Den falschen Mann bestohlen ~

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Hallo liebe Leser, und schon geht es weiter.
Dieses Kapitel ist nicht ganz so grausam und auch deutlich ruhiger, wie es das Letzte war. Ich wünsche euch trotzdem viel Freude damit und bin gespannt auf eure Rückmeldungen!
Eure Lady Bitterblue ~~~~~~~~

Die Nacht war schon weit vorangeschritten. Nicht mehr lange und der hell strahlende Mond würde seinen Platz mit der Sonne tauschen.
Hoch oben im Rubinpalast allerdings war an Schlaf noch nicht zu denken. Lady Carfax lauschte mit interessierter Mine und leicht zusammen gekniffenen Lippen, den Erzählungen ihres engsten Beraters.

„Kannst du diese Magisch Begabte beschreiben?" Unterbrach sie da unvermittelt Francis Geschichte. Der Angesprochene stoppte mit seiner Erzählung. "Das Mädchen hatte flammendes Haare und blaue Augen."
Bei der Erinnerung an sie, schlich sich ein gefährliches Lächeln auf seine Züge.          Eines, bei dem seine Augen nicht mitlächelten.
„Und ich werde sie finden. Seid unbesorgt."

Daraufhin nahm Cassandra einen Schluck, aus dem hohen, mit dunklem Wein befüllten Glases. "Die Begabte muss gefunden werden! Nicht auszudenken, was sie mit ihrer Magie für Schaden anrichten könnte. Ich möchte, dass du und mein Bruder gleich morgen früh mit der Suche anfangt."
Francis nickte leicht mit dem Kopf. "Natürlich Mylady. Ich denke Lord Carfax wird sich sehr gerne an der Suche beteiligen."

Dann nippte der Lord ebenfalls an seinem Weinglas. Der Tag war anstrengend gewesen. Francis merkte wie sich, mit dem süßen Wein auch die Müdigkeit in seinem Inneren ausbreitete. Seine Augen wurden langsam immer schwerer.
Sehnten sich nach Ruhe.
Nach Schlaf.

„Wenn du gestattest, würde ich mich gerne zurück ziehen."
Cassandra erhob sie sich von ihrem Platz, trat nah an seine Seite und küsste federleicht seine Wange. Ihre Berührung war fast nicht spürbar.
„Ruhe dich aus Francis. Du hast heute hervorragende Arbeit geleistet."
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Lord Francis Soledou durchschritt ohne Eile den steinernen Korridor, an dessen Ende sich seine Gemächer befanden. In einer seiner Hände tanzte eine kleine Flamme. Erhellte seinen Weg. Schwach warf das Feuer sein violettes Licht in den sonst dunklen Flur. Der Blick des Lords streift im Vorübergehen eine geschlossene Türe. Seine Augen nahmen einen dunkleren Farbton an.
Mehr grau als grün.
Deutlich spiegelte sich das Bedauern in seinem Blick.

Direkt hinter dieser Türe waren die privaten Räumlichkeiten von Majesty Stowe gewesen. Jetzt waren ihre Zimmer leer und verwaist. Die nächste Majesty musste er besser im Auge behalten. Noch einmal solch ein schwerwiegender Fehler durfte ihm nicht unterlaufen.
Es durfte nicht nochmals so Enden! Es durfte nicht!
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Mit einem leisen Laut auf den Lippen schreckte Scarlett Moreno aus ihrem unruhigen Schlaf. Eine ihrer Hände legte sich flach auf ihrer Brust ab. Dort schlug ihr Herz schnell und heftig. Hämmerte wie wild. Erinnerte sie so deutlich daran, dass sie noch am Leben war.

Der Schlaf hatte sie weit mit sich genommen. Mit zurück in das brennende Zelt. Sie hatte erneut die Schreie vernommen. Erneut Menschen zu Asche werden sehen. Und in diesem Traum war sie nicht entkommen. Leicht benommen schüttelte die Rothaarige den Kopf, als können sie damit die Schatten ihres Albtraum's loswerden.
Aber vergebens.
An Schlaf war für das Mädchen nicht mehr zu denken. Sie brauchte frische Luft.

Mit einem leisen rascheln schlug sie die dünne, mit Stroh befüllte Decke zurück. Kletterte von ihrem Hochbett hinab.
Warf im vorübergehen einen Blick auf das Kind, welches in dem Bett unter dem ihrigen lag. Das Mädchen darin schlief friedlich. Ihre Augenlider zuckten leicht. Auch es schien etwas zu träumen. Leise durchschritt Scarlett den Schlafsaal. Immer darauf bedacht, keines der anderen Kinder in den Betten aufzuwecken.

Erst als die junge Frau die Türe des Waisenhauses hinter sich geschlossen hatte, hielt sie einen Moment inne. Atmete die frische, klare Nachtluft tief ein. Dann stieg sie die Stufen davor hinab und ließ sich auf der Letzten nieder. Schlang die Arme um ihre Knie und blickte in den Nachthimmel.
Scarlett mochte es hier draußen. Sie betrachtet gerne die Sterne und den Mond. Es half ihr beim Nachdenken. Ein kühler Luftzug strich über ihren Körper, verfing sich in ihrem rot schimmernden Haar und ließ das Mädchen frösteln. Sie hätte doch den Mantel mitnehmen sollen. Der Frühling konnte noch recht frisch sein in Rubia.
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Ihre Gedanken wanderten zurück zu ihrer Unterhaltung mit Miss Annie.
Als Scarlett am späten Abend in ihrem Büro erschienen war und den Inhalt ihres Lederbeutel's unter leisem geklimper auf dem Tisch ausgeschüttelt hatte, war Miss Annie so weiß wie ein Wand geworden. Mit leicht zitternden Fingern schob sie die Goldmünzen zur Seite.
„Woher...", sie musste einmal schwer schlucken, "Woher hast du das?"

Ihr Finger deutet auf die, aus Gold gefertigte Brosche. Scarlett betrachtete da erst das Schmuckstück genauer. Die Brosche stellte eine kleine Rose dar. Und ihre filigran gearbeiteten Blüten bestanden aus roten Rubinen.
Das verunsicherte Mädchen erzählte mit leiser Stimme, wie sie an ihr Diebesgut gekommen war.
Die Sache mit dem silbrigen Leuchten verschwieg sie.

Unter einem leisen Seufzen sank Annie in den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch. Fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, "Du hast niemand geringeres als die Rote Flamme bestohlen. Die Rechte Hand unserer Herrscherin Mylady Carfax!"
Nochmals glitten ihre Augen zu der Brosche auf dem Tisch vor ihr. Dann stieß sie mit deutlicher Panik in der Stimme hervor, "Was hast du dir dabei gedacht?"
Scarlett verflocht ihre Hände auf Höhe ihres Bauches miteinander, "Ich wusste nicht, wer der Mann war. In dem Zelt war es zu Dunkel." Nach einer kurzen Pause, fügt sie noch immer mit leiser Stimme hinterher, „Es tut mir leid."
„Das sollte es auch! Nimm dir drei der Kupfermünzen und verschwinde!"

Die Rothaarige hatte die Türklinke schon in der Hand, da vernahm sie nochmals Annie's Stimme, "Ich werde dich nicht schützen, falls Soldaten ausgerechnet hier nach einer Diebin suchen sollten!"
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Die Rothaarige betrachtete nachdenklich ihre Hände. Sie hatte bis heute keine Ahnung gehabt, dass sie Magie heraufbeschwören konnte. Aber was einmal funktioniert hatte, konnte es mit Sicherheit auch ein zweites mal.
Das Mädchen schloss ihre Augen, stellte sich das Leuchten und wie es ihre Gestalt umwogen hatte vor. Mit heftig pochendem Herzen wartete sie.
Aber es geschah rein gar nichts.

Unter leisem knarren wurde die Türe in Scarlett's Rücken geöffnet.
„Warum schläfst du nicht, Scarlett?"
Die Stimme gehörte zu dem kleinen Mädchen, das zuvor noch so friedlich geschlummert hatte.
„Weil ich schlecht geträumt habe, Mara." Das kleine Mädchen breitete einen großen Mantel über den Schultern ihrer Schwester aus.
„Damit du nicht frierst. Erzählst du mir von deinem bösen Traum?"
Ohne eine Antwort abzuwarten schlüpfte Mara mit unter den Mantel. Schmiegte sich dicht an ihre große Schwester. Legte ihren Kopf an deren Schulter ab.
„Ich habe hier ein Geschenk für dich. Aber du darfst es niemandem zeigen, das ist sehr wichtig."

Die Rothaarige zog unter ihrem Nachtkleid ein Lederband hervor. Daran war ein goldener Ring befestigt. Im Mondschein blitzte der violette Stein kurz hell auf. Mit großen Augen nahm Mara das kostbare Geschenk vorsichtig in ihre kleinen Hände. Betrachtete es voll kindlicher Neugier. Dann streifte sie sich das Band über den Kopf und ließ das Schmuckstück unter ihrer Kleidung verschwinden.
Zufrieden erhob sich Scarlett von den Stufen, ergriff die kleine Hand von Mara und gemeinsam gingen die beiden zurück in den Schlafsaal.
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Fortsetzung folgt...

Chroniken von Lymera Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt