|1| Das Leben in einem Schuhkarton

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Ein lautes Klirren durchbricht die Stille und reißt mich unsanft aus meinem trägen Halbschlaf. Mein Wecker, dieser treue Gefährte, der mich Tag für Tag aus den süßen Träumen reißt. Ich betäube den Lärm mit einem genervten Schlag auf die Snooze-Taste und versuche verzweifelt, mich noch für ein paar Minuten in die warme Decken zu kuscheln. Aber das Leben wartet nicht. Und mein Wecker auch nicht.

Ich richte mich auf, strecke mich aus und stehe langsam auf. Verschlafen schlurfe ich ins Badezimmer und sehe mich in meinem winzigen Apartment um, welches mehr nach einem Schlachtfeld aussieht als nach einem Zuhause. Der Wasserhahn tropft unaufhörlich, als ob er mir noch eine letzte Beleidigung für den Tag mit auf den Weg geben wollte, die Deckenlampe flackert, als hätte sie einen epileptischen Anfall, und mein Sofa ist mehr eine Ansammlung von Flecken und Rissen als eine gemütliche Sitzgelegenheit.

Aber was soll's? Das ist New York. Hier zahlt man Unsummen für ein Stückchen Leben in einem Schuhkarton-Apartment.

Nach einer Tasse Kaffee ziehe ich mir meine Arbeitskleidung an und schnappe mir meinen Rucksack. Zeit, dem ersten Schlachtfeld des Tages entgegenzutreten: dem Callcenter.

Tagsüber versinke ich im endlosen Chaos der Kundenanrufe. Jeder Anrufer hat sein eigenes Drama, von kaputten Smartphones bis hin zu komplizierten Rechnungen. Es ist ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Höflichkeit und Verzweiflung, während ich versuche, die Probleme der Welt am Telefon zu lösen.

Als endlich der Feierabend winkt, packe ich schnell meine Sachen zusammen.

"Na, Sadie ... Haben wir heute wieder den Weltuntergang überlebt?", fragt ein Kollege mit sarkastischem Unterton. Er weiß, wie wenig Spaß mir diese Arbeit macht, doch das Geld verdient sich nicht von selbst.

"Knapp, aber morgen kommt die Apokalypse bestimmt", erwidere ich mit einem müden Lächeln.

Am Abend beginnt meine Schicht in einer Bar in Williamsburg und taucht mich ein in eine Welt aus Neonlicht und lebendiger Musik. Der Geruch von frisch zubereiteten Cocktails und das Summen der Menschenmenge umgeben mich, während ich mich durch die feiernden Gäste zu meinem Arbeitsplatz kämpfe.

"Hey Sadie, wieder hier, um die Welt zu retten?" Der Barkeeper Mike, breitschultrig und immer mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, begrüßt mich, während er Gläser poliert.

"Ja, du weißt ja, wie das ist. Immer auf der Mission, die Welt ein bisschen besser zu machen." Ich lächle ihm zu, während ich meine Schürze umbinde und mich hinter die Theke begebe. "Aber zuerst muss ich mich an die Arbeit machen. Was gibt's Neues?"

"Das übliche. Obwohl ...", beginnt er. "Tom und die Chefin wurden im Getränkelager erwischt."

Schockiert reiße ich meinen Mund auf. "Gibt's doch nicht?! Und jetzt?"

"Tja ... jetzt wissen wir, warum er eine Gehaltserhöhung bekommen hat und wir nicht."

Und dafür rackert man sich jeden Tag einen ab. Vielen Dank auch für nichts, Tom Sparling!

In dieser Stadt ist nichts wirklich vorhersehbar und jeder Tag bringt neue Überraschungen mit sich - manche angenehmer als andere.

"Also, genug gequatscht", sage ich schließlich und richte meine schwarze Schürze. Mike nickt zustimmend und wir stürzen uns in die Arbeit, bereit, die Nacht hinter der Theke zu dominieren.

Wenig später ist der Ansturm in der Bar in vollem Gange und ich bin gerade dabei, einen Mai Tai zu mixen, als meine Freunde, Ben und Emma, die Bar betreten. Mit ihren strahlenden Gesichtern ist es, als ob ein Sturm der guten Laune über den Raum fegt.

"Na, wer hat denn da den Weg in unsere bescheidene kleine Bar gefunden?" Ich werfe ihnen ein breites Grinsen zu, als sie sich zu mir an die Theke setzen.

"Hey Sadie, wir haben dich vermisst", sagt Ben und studiert nebenbei die Getränkekarte.

Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. "Vermisst oder einfach nur die Gelegenheit genutzt, mich in meinem Elend zu beobachten?"

Emma kichert und greift in die Schale Erdnüsse, die ich niemandem empfehlen würde zu essen. Nun, wenn sie unbedingt ihr Schicksal herausfordern möchte ... "Vielleicht ein bisschen von beidem", gibt sie zu.

Ich seufze theatralisch und werfe einen Blick auf die vielen leeren Gläser vor mir. "Naja, solange ihr hier seid, wird es vielleicht etwas erträglicher."

Ben legt eine Hand auf sein Herz und spielt den Gerührten. "Wow, Sadie, das zu hören ..."

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Ach, ihr wisst doch, dass ich euch liebe. Was kann ich für euch tun?"

"Ein Bier für mich und einen Cosmopolitan für Emma, bitte", antwortet Ben und lehnt sich entspannt zurück.

"Ein Bier und einen Cosmopolitan, coming right up!", rufe ich motiviert und mache mich daran, die Bestellung zu fertigen. Als ich die Gläser auf die Theke stelle, erhebt Ben sein Bier. "Auf Freunde, die das Leben ein bisschen bunter machen!"

"Cheers!", stimme ich zu und stoße mit ihnen an.

•••

Heute ist einer dieser seltenen Tage, an denen ich mir erlauben kann, etwas langsamer zu machen und den Tag gemütlich anzugehen. Ich beschließe, meine Tasse Kaffee mit nach draußen zu nehmen und das schöne Wetter zu genießen.

Der Balkon ist kaum größer als eine Zigarettenschachtel, aber er bietet genug Platz, um eine kleine Sitzgelegenheit und einen Topf mit Blumen zu beherbergen.

Unten auf der Straße pulsiert das Leben, während die Menschen eilig ihren täglichen Aufgaben nachgehen. Ein paar Vögel zwitschern in den Bäumen und in der Ferne höre ich das leise Rauschen des Verkehrs. Es ist ein gewöhnlicher Morgen in Williamsburg, aber für mich fühlt es sich heute besonders friedlich an.

Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und lasse mein Handy auf meinem Schoß ruhen. Beiläufig beginne ich durch meine Social-Media-Feeds zu scrollen, als eine Anzeige meine Aufmerksamkeit erregt.

"App-Duell - Die ultimative Fernsehshow für Gamer!"

Mein Interesse ist geweckt und ich klicke auf die Anzeige, um mehr zu erfahren. Die Beschreibung verspricht eine aufregende Herausforderung: Teams treten gegeneinander an und werden in eine virtuelle Welt katapultiert, in der sie verschiedene Spiele spielen müssen, die auch als Apps auf dem Handy verfügbar sind.

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als ich über die Möglichkeiten nachdenke. Eine Chance, mein Gaming-Talent unter Beweis zu stellen und dabei auch noch ein hohes Preisgeld zu gewinnen? Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Ich habe nichts zu verlieren. Im Gegenteil, vielleicht habe ich sogar fie Chance einiges zu gewinnen.

Während ich meinen Kaffee schlürfe, lasse ich die Idee in meinem Kopf reifen. Vielleicht ist es an der Zeit, aus meiner Komfortzone herauszutreten und etwas Neues zu wagen. Nach reiflicher Überlegung tippe ich auf den Anmelde-Button und beginne, meine Informationen einzugeben.

Wer weiß, vielleicht ist dies der Beginn eines aufregenden Abenteuers.

Wer weiß, vielleicht ist dies der Beginn eines aufregenden Abenteuers

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App-Duell (ONC 2024)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt