|13| Zweifel und Vertrauen

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Die Welt um mich herum scheint sich plötzlich zu verzerren, als die beiden dunklen Gestalten aus dem Gebüsch hervorstürmen. Mein Herz rast in meinem Brustkorb, während mein Verstand versucht, die Realität dieses Moments zu erfassen. Meine Hände zittern und meine Augen fixieren die beiden Menschen, die immer näher kommen.

Mein Atem stockt, als ich ihre Gesichter inmitten der Schatten erkenne. Trotz der Dunkelheit erhellt das Mondlicht ihre Züge gerade genug, um die vertrauten Konturen ihrer Gesichter zu erkennen - das markante Kinn meines Vaters und die sanften Augen meiner Mutter. Eine Welle von Gefühlen überflutet mich: Unglauben, Hoffnung, aber auch eine tiefe, quälende Angst.

Kann es wirklich sein? Oder ist das nur eine grausame Illusion, die mein Verstand erschaffen hat, um mich zu quälen?

Carter steht neben mir, während ich mit meinen vermeintlich verstorbenen Eltern konfrontiert werde. Als er meine Unsicherheit zu spüren scheint, legt er wortlos seine Hand auf meinen Rücken und streichelt ihn beruhigend. Seine Anwesenheit spendet mir Trost und Halt in diesem verwirrenden Moment.

"Sadie?" Die Stimme meiner Mutter dringt an mein Ohr, ein Klang aus längst vergessenen Erinnerungen. Sie klingt genauso verblüfft wie ich mich fühle, als sie meinen Namen ausspricht. "Bist du das wirklich?"

Meine Kehle ist trocken und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. "Mum? Dad?" Meine Worte kommen nur bruchstückig aus mir heraus. "Aber ... ihr ... seid tot. Ihr ... wurdet begraben."

Mein Vater tritt einen Schritt näher. Seine Waffe, ein langer, geschwungener Bogen mit Pfeilen, lässt er irritiert zu Boden sinken. "Es ist eine lange Geschichte, Sadie. Aber wir sind froh, dass es dir gut geht und ... du lebst."

Warum sollte ich nicht leben? Was ist hier eigentlich los?

Einerseits bin ich erleichtert, sie hier zu sehen. Dass sie leben. Doch trotzdem bleibt ein Hauch von Skepsis in meinem Herzen.

Ich beginne langsam auf sie zuzugehen, meine Schritte zögernd, aber voller Sehnsucht, und spüre die unwiderstehliche Anziehungskraft, die mich zu ihnen zieht. Es fühlt sich an, als ob ein Stück meiner verlorenen Welt plötzlich wieder zum Leben erwacht. Wie ein Puzzle, welches wieder zusammengesetzt wird.

Als ich ihnen näherkomme, erkenne ich die Züge meiner Eltern deutlicher. Ihre Augen, ihre Stimmen, ihr Haar. Jedes Detail erinnert mich an die glücklichen Momente unserer Vergangenheit. Tränen sammeln sich in meinen Iriden, als ich ihnen in die Arme laufen möchte. Das Verlangen nach Wärme und Geborgenheit ist überwältigend.

Carter hält sich mit Luna im Hintergrund, seine Augen weit aufgerissen. Ich vermute, dass er meinen Vater ebenfalls sofort erkannt hat, immerhin kannte er seinen Namen und vermutlich auch sein Aussehen. Sein Blick trifft meinen und ich kann darin die gleiche Verwirrung und Sorge lesen, die auch in mir brodelt.

"Sadie, es ist so schön, dich zu sehen." Meine Eltern treten einen Schritt näher.

"Stop!", rufe ich ihnen zu. Meine Gedanken kreisen, während ich versuche, die wahren Gründe für ihren vorgetäuschten Tod hinter ihren Worten zu entschlüsseln. Wer sind sie wirklich? Was ist passiert, dass sie hier sind? Und vor allem, können sie uns helfen? Wissen sie, wie man hier rauskommt?

"Ich weiß, dass es schwer für dich sein muss, Sadie", erklärt mein Vater. "Und ... es tut uns leid, dass wir dich so lange im Ungewissen lassen mussten. Aber wir sind nicht freiwillig hier."

Mein innerer Kampf wird immer größer und ich verstehe mittlerweile überhaupt nichts mehr.

"Es gibt so viel, das wir dir erklären müssen, aber hier ist nicht der richtige Ort dafür", fügt meine Mutter hinzu.

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