|11| Mutige Luna

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Jeder mit einem Stück Birkenrinde bewaffnet, sitzen wir auf einem Felsen. "Also, wie macht man das?" frage ich, skeptisch auf das kleine Stück Holz blickend. Carter lacht auf und zeigt mir, wie man sie vorsichtig gegen die Zähne reibt. "Einfach wie mit einer Zahnbürste", sagt er und beginnt, seine Zähne zu putzen.

Ich versuche sein Beispiel nachzuahmen, aber meine Bemühungen sind eher ungeschickt. "Das fühlt sich seltsam an", bemerke ich, als ich die Rinde zwischen meinen Zähnen hin und her schiebe.

"Stimmt, es ist etwas gewöhnungsbedürftig und quietscht manchmal, aber es funktioniert."

Wir beobachten uns gegenseitig, wie wir versuchen, unsere Beißerchen mit der Birkenrinde zu säubern und können nicht anders, als über die skurrile Situation zu lachen. Es ist vielleicht nicht die typische Art der Zahnhygiene, aber es ist definitiv ein unvergessliches Abenteuer.

Luna schnüffelt um uns herum und nascht gelegentlich kleine Beeren oder Grasbüschel vom Boden. Ihr Schwanz wedelt fröhlich, als plötzlich ein bedrohliches Knurren die Luft durchdringt und eine dunkle Gestalt aus dem Gebüsch am Waldrand hervorspringt.

"Ach du scheiße! Was zum Teufel ist das?", frage ich erschrocken. Bevor wir überhaupt reagieren können, bricht die Kreatur aus dem Schatten hervor.

"Verdammt, das ist ein Bär!", ruft Carter erschrocken aus und springt auf, sein Blick fest auf das wilde Tier gerichtet. Mein Herz beginnt zu rasen, als ich die Größe und Stärke des Bären erfasse. Seine Augen funkeln vor Aggression und sein drohendes Knurren lässt die Haare auf meinem Nacken stehen.

Carter greift nach dem Speer, um sich zu verteidigen. "Bleib hinter mir, Sadie?", ruft er und seine Stimme klingt entschlossen, obwohl auch er sichtlich nervös ist.

Zitternd nicke ich und greife nach einem Ast, bereit, mich dem wilden Tier entgegenzustellen. In dem Moment, als wir uns auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten, scheint die Zeit stillzustehen. Der Bär kommt näher, sein massiger Körper strahlt eine bedrohliche Präsenz aus.

Plötzlich bricht das knisternde Schweigen, als der Bär mit einem ohrenbetäubenden Brüllen auf uns zustürmt. Instinktiv weichen wir zurück. "Komm schon, du Mistvieh!", ruft Carter dem Bären entgegen, seine Stimme laut und mutig.

Ich spüre meinen Puls rasen, meine Hände zittern vor Anspannung. Doch ich zwinge mich, ruhig zu bleiben und stelle mich dem Bären mit einem festen Blick entgegen. Unerwartet bricht ein neues Geräusch durch die Luft. Ein tiefes, knurrendes Grollen erklingt. Als wir uns umdrehen, bemerken wir, dass Luna sich zwischen uns und dem Bären gestellt hat.

Die treue Hündin steht da, ihr Fell gesträubt, die Zähne gefletscht und verteidigt uns mit allem, was sie hat. Carter ergreift die Gelegenheit und setzt seinen Speer ein, als der Bär auf Lunas Ablenkung reagiert. Mit einer schnellen Bewegung und voller Entschlossenheit stürzt er sich auf den Bären.

Ein markerschütterndes Gebrüll bricht aus dem wilden Tier hervor, das daraufhin zurücktaumelt. Mit einem letzten, wütenden Knurren dreht sich der Bär um und verschwindet mit seinem massigen Körper zwischen den Bäumen.

Sein Brüllen verklingt allmählich im Dickicht des Waldes. Erleichtert atme ich tief durch, dankbar für das Eingreifen von Luna und den mutigen Einsatz von Carter. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, spüre ich, wie die Anspannung langsam aus meinem Körper weicht. "Das war echt knapp. Danke, dass du so schnell reagiert hast. Ohne dich wäre das vielleicht anders ausgegangen."

Carter winkt ab. "Ach, das war doch selbstverständlich. Ich hatte heute keine Lust, mich fressen zu lassen."

Ein kurzer Moment der Stille breitet sich zwischen uns aus, während wir beide über die Bedeutung seiner Worte nachdenken. Dann richtet sich Carter auf und sieht mich entschlossen an. "Komm, wir sollten weitergehen. Vielleicht finden wir einen sicheren Platz, um uns auszuruhen und uns zu überlegen, wie es weitergehen soll."

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