~Kapitel 17~

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Coriolanus Snow

Sie saßen nun schon seit einer halben Stunde in diesem Restaurant. Seit einer halben Stunde textete Shane ihn zu. Bisher hatte sie den Kuss von heute Vormittag noch nicht erwähnt. Vielleicht war das auch besser so.

,,Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?", fragte Shane interessiert nach.
,,Keine Ahnung, ich habe keine.", antwortete er genervt.
Abwesend stocherte er in seinen Nudeln herum.

,,Was hältst du eigentlich von Kindern, Coriolanus?"
Er verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall.
,,Wie bitte?", brachte er hervor.
,,Kinder."
Woher kam diese Frage denn auf einmal? Ein paar Menschen drehten sich zu ihnen um, wahrscheinlich hatten sie ihn husten gehört.
,,Ähm, ich halte nichts von Kindern. Nein, keine Kinder. Definitiv nicht. Unter keinen Umständen.", wehrte sich Coriolanus.
Ihm gefiel die Richtung nicht, in die dieses Date lief.

Auch wenn er es nur ungern zugab, der größte Grund, warum er keine Kinder wollte, war, weil er einfach Angst davor hatte.
Coriolanus hatte beinah keine Erinnerungen mehr an seinen Vater, wie konnte er dann ein guter Vater sein?
Woher sollte er wissen, was richtig war und was nicht?

,,Wirklich nicht? Schade. Ich hätte gerne zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen."
,,Wie schön.", murmelte Coriolanus. Gut, er brauchte einen Themenwechsel. Und zwar dringend.
,,Stell dir das mal vor, unsere DNA, vereint in einem Kind."
Ähm, das wollte er sich auf keinen Fall vorstellen.

Etwas angewidert starrte Coriolanus seine Nudeln an. Ihm war der Appetit vergangen.
,,Shane, ich habe so eine Ahnung, worauf das hinauslaufen wird. Wir zwei werden sicherlich keine Kinder bekommen."
,,Ach ja? Und warum nicht?"

Weil er keinen Maßstab hatte. Shane konnte überlegen, ob sie es ähnlich, genauso oder komplett anders machen wollte wie ihre Eltern.
Coriolanus Erinnerungen an seine Wltern verschwanden jeden Tag mehr.

Er seufzte auf und blickte auf den Boden neben seinen Schuhen.
,,Lass uns jetzt einfach das Thema wechseln, in Ordnung?"
,,Ist das auch wieder so ein Thema wie Distrikt 12?"

Coriolanus sprang wütend auf. Hoffentlich schauten die Leute nicht.
Er knallte zwei Geldscheine auf den Tisch. ,,Ich zahle."

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Der mittlerweile kühle Wind fuhr durch seine Haare.
Er hasste es.
Er hasste sie.
Er konnte das nicht mehr.
Normalerweise konnte er das alles gut verdrängen, doch seit Shane mehr Präsenz in seinem Leben eingenommen hatte, kamen diese Erinnerungen häufig hoch.

Er wollte das nicht. Vielleicht war es nicht die klügste Entscheidung, die Augen für einen Moment zu schließen.
Warum konnte Shane ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
Warum war sie so besessen von Distrikt 12? Wenn sie sich für das Leben dort interessierte, konnte sie sich ja als Friedenswächterin bewerben, in 12 gab es immer einen Mangel.

Er kickte einen Kieselstein vor sich her. Die Angst, seine Mutter komplett zu vergessen, stieg stetig. Es hatte schon zu dämmern begonnen. Vielleicht hatte Tigris doch noch Zeit.

Obwohl, am liebsten wäre er etwas allein. Oder er half mit, die Tribute zurückzubringen. Nein, allein zu sein bevorzugte er im Moment.

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Zu Hause angekommen, setzte sich Coriolanus an seinen Esstisch. Er hatte zwar nur ein bisschen von seinen Nudeln gegessen, allerdings hatte er keinen Hunger. Die zerknüllten Papiere lagen immer noch zerstreut auf dem Wohnzimmerboden. Müde betrachtete er die allgemeine Unordnung in seiner Wohnung.
Er hatte keine Lust aufzuräumen.
Er wollte nicht aufräumen.
Er hatte grundsätzlich keine Kraft, um das Chaos zu beseitigen.  

Irgendwie schaffte Coriolanus es, sich in sein Schlafzimmer zu schleppen. Er ließ sich auf sein Bett fallen.
Es war eigentlich noch viel zu früh, um schlafen zu gehen, aber er war müde.

Bevor er sich jedoch im Bad fertig machen konnte, öffnete er wie jeden Abend seine Nachttischschublade. Seine Hand umgriff vorsichtig das in ein Tuch gewickeltes Schmuckstück.

Coriolanus befreite den Ohrring aus dem Tuch. Ihren Ohrring. Das Einzige, was ihm von Lucy Gray geblieben war. Vorsichtig strich er über den Ohrring.
Sie war tot. Und er lebte. Das fühlte sich falsch an. Er hatte so viele schlimme Dinge getan, sie nicht. Sie hatte es nicht freiwillig getan, er schon.


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Dieses Kapitel ist 400 Wörter zu kurz, aber ich weiß auch nicht, was noch als Handlung hier geschehen wird, da Isas Sicht oder Lucy Grays Sicht sich nicht mehr gelohnt hätte... Na ja.

 Dieses Kapitel war zwischendurch echt komisch und unangenehm zu schreiben, war es auch unangenehm zu lesen?

Na ja, jedenfalls, ich hoffe, das Kapitel war einigermaßen in Ordnung 🫣🫣😂.


𝐒𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰𝐬 𝐨𝐟 𝐈𝐧𝐧𝐨𝐜𝐞𝐧𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt