~Kapitel 16~

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˖⁺Coriolanus Snow˖⁺

Die Luft war seit dem Training der Tribute etwas kühler geworden, ein leichter Wind strich um sein Gesicht.
Die Sonne würde bald untergehen, weshalb das Licht bereits eine orangene Farbe annahm.

Coriolanus drückte seinen Daumen andauernd leicht auf die spitzen Dornen der weißen Rose.
Theoretisch könnte er jetzt auch entspannt zu Hause sitzen und sich mit Tigris unterhalten.
Aber nein, Shane bestand auf ein Date.
Wenn man es so nennen konnte und wollte. Wo blieb sie nur? Ungeduldig blickte Coriolanus auf seine Uhr.
Sie war jetzt schon fünf Minuten zu spät.
Er hasste Unpünktlichkeit.

Zwar hatten sie keinen Tisch reserviert, aber je schneller sie kam, desto schneller hatte er es hinter sich. Er musste bei Dr Gaul noch ein paar Mutationen einreichen, damit diese noch rechtzeitig zu den Spielen fertig werden konnten.
Verdammt, jetzt hatte er seinen Daumen zu fest auf die Dornen gedrückt, denn nun blutete er aus der Stichwunde.
Genervt presste er seinen Zeigefinger darauf, um die Blutung zu stoppen. Er hasste Stichwunden. Momentan hasste er allgemein ziemlich viele Sachen.

,,Coriolanus!"
Zuerst zuckte Coriolanus zusammen, bevor er sich umdrehte.
,,Shane. Hast du es also auch noch geschafft?"
,,Ich bin sieben Minuten zu spät! Die Welt wird davon nicht untergehen, glaub mir!"
Er antwortete nicht.

,,Wollen wir jetzt reingehen?", fragte Shane nach der etwas unangenehmen Stille.
Coriolanus starrte auf die Rose in seiner Hand. Etwas Blut befand sich nun an ihrem Stiel.

,,Die ist für dich." Mit einem kalten Tonfall streckte er seine Hand mit der weißen Rose in Shanes Richtung.
,,Für mich?" Shane klang ernsthaft überrascht. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht auf. Sie nahm die Rose.

Lucy Gray Baird

,,Lucy Gray, ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hätte vorhin nicht so unempathisch sein dürfen. Es gerade nicht leicht für dich, aber das ist es für keinen von uns. Ich dachte, du wärst- tot." Maude Ivorys Stimme hakte, bevor sie es aussprach.

Lucy Gray starrte abwesend auf ihre Schuhe. ,,Kann ich hier bleiben? Während den Spielen? Habt ihr einen Fernsehanschluss?" Sie konnte Isa nicht allein lassen. Wie fühlte sich Isa? Lucy Gray spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen.

Maude Ivory nickte. ,,Es ist Pflicht. Das Kapitol zwingt uns, die Spiele jedes Jahr anzusehen. Wir hatten seit deinen Spielen keinen Sieger mehr aus 12." Lucy Gray schloss ihre Augen. Am liebsten würde sie alles ausblenden, alles vergessen. Doch es ging nicht.

Plötzlich tauchte ein Mann, eine Frau und zwei Mädchen hinter einem Haus auf. Die kamen direkt auf sie zu. Lucy Gray sprang auf. Maude Ivory warf einen nervösen Blick in Richtung ihres Hauses, wo Skeius aus der Tür trat.

,,Wir wollen nichts Schlimmes.", flüsterte die Frau mit gebrochener Stimme. Sie schien viel geweint zu haben. ,,Was wollt ihr dann?", fragte Skeius. Huch, wie war der denn so schnell zu ihnen zu gekommen? Irritiert sah Lucy Gray zu ihm.

Seine Stimme hatte die selbe Tonlage, mit der er sie zuerst bedroht hatte.
,,Wir versuchen eine Familie zu finden. Die Familie des merkwürdigen Mädchens bei der Ernte."
Lucy Gray biss sich nervös auf die Lippe. Dieses merkwürdige Mädchen war wohl ihre Tochter.

,,Ähm, wahrscheinlich sprechen Sie da von meiner Tochter."
,,Sie sind also Ms Beffery?"
,,Nein, mein Name ist Lucy Gray Baird."
,,Ich habe Sie noch nie gesehen.", mischte sich der Mann ein. Seine Haut war von der Arbeit in der Miene ganz verrußt. Bevor sie darauf antworten konnte, sprach die Frau bereits weiter.

,,Ich bin Stacleen Kethu, das da sind Jamy und Tacy."
Sie deutete auf die beiden Mädchen. Lucy Gray schätzte sie auf 13 und 16.
,,Ich bin Dean Kethu, und Sie sind?" Fragend sah er Maude Ivory und Skeius an.

,,Dann schließen wir uns wohl der Vorstellungsrunde an.", lachte Maude Ivory.
,,Wir sind Skeius und Maude Ivory Everdeen.", Skeius deutete jeweils auf sich und Maude Ivory.

,,Was wollen Sie denn jetzt von uns?", fragte Skeius erneut. Lucy Gray bemerkte, wie ein Messer in Skeius Hand aufblitzte. Er war vorbereitet. Sie musste schlucken. Was war denn passiert, dass Skeius direkt bewaffnet nach draußen kam?

,,Unser Sohn Lecan ist ebenfalls in den Spielen."
In Ordnung, aber was sollte sie jetzt tun?
,,Wir sollten etwas probieren, um die Spiele zu stoppen."
Maude Ivory runzelte die Stirn.
,,Wir können nichts tun, schon gar nicht hier in Distrikt 12. Wenn wir Friedenswächter angreifen, erschießen sie uns."

Nun sah die Familie Kethu niedergeschlagen aus. Betreten blickte Lucy Gray auf die Wiese unter ihren Füßen. Wie musste es sich für Jamy und Tacy sein? Vielleicht sahen sie ohren Bruder nicht wieder.

Lucy Gray hoffte, dass dieser Lecan nicht zurückkam. Denn sonst würde Isa nicht zurückkommen. Sie hatte Angst vor den Spielen. Noch mehr als vor ihren eigenen.

,,Ich werde aber nicht tatenlos zusehen, wie mein Sohn in den Hungerspielen getötet wird!", brüllte der Mann wütend. Die beiden Mädchen zuckten bei getötet zusammen.
Der Mann sprach weiter: ,,Wir könnten versuchen, die Arena zu sprengen, wie bei den 10. Hungerspielen."

Lucy Gray gefror das Blut in den Adern. Kannte Dean Kethu etwa nicht das hohe Verletzungsrisiko? Als damals die Rebellen ihre Arena versucht hatten zu zerbomben, hatte es mehr als ein totes Kind gegeben.
,,Nein, auf keinen Fall. Dann bringen Sie ihren Sohn augenblicklich um. Wie wollen Sie das überhaupt organisieren? Ich denke nicht, dass Distrikt 12 Hovercrafts frei zur Verfügung hat."

Die Frau mischte sich ein: ,,Im Wald liegt ein altes Hovercraft. Wenn wir das repariert bekommen, könnten wir damit zum Kapitol fliegen, die Aufmerksamkeit der Hovercrafts aus dem Kapitol auf uns lenken, über die Arena fliegen und wenn sie dann versuchen, uns mit Bomben anzugreifen, zerstören sie die Arena!"

,,Boom, unser Plan!", rief der Mann optimistisch.
Boom im wahrsten Sinne des Wortes.
,,Und dann gehen wir alle drauf. Plus die Tribute.", schob Maude Ivory hinterher.
Stille breitete sich aus.
,,Ohne uns.", beschloss Skeius kühl. ,,Wir haben drei Kinder, sie sollen nicht verwaist aufwachsen.", fügte auch Maude Ivory hinzu.

,,Ich kann das nicht. Isadora Coral und die anderen Tribute werden sterben, wenn ihr Bomben fallen lasst." ,,Aber es wollen sich noch mehr Bürger und Bürgerinnen zusammentun, um die Spiele generell zu stoppen. Wir sind nicht allein." ,,Das ist doch wahnsinnig! Sie erschießen uns alle, wenn sie rausbekommen, dass wir davon wissen!" Maude Ivory klang wütend und ängstlich zugleich. ,,Verschwindet!", zischte Skeius wütend. 


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So, nach vier Tagen habe ich dieses Kapitel endlich fertig. Jetzt habt ihr Mal Lecans Familie kennengelernt, aber ich sag nur so viel: Maude Ivory, Skeius und Lucy Gray haben die richtige Entscheidung getroffen. 

Noch eine Frage: Bald kommt eine einmalige Sicht und ihr dürft entscheiden, ob es Shanes Perspektive wird oder Lecans. 

𝐒𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰𝐬 𝐨𝐟 𝐈𝐧𝐧𝐨𝐜𝐞𝐧𝐜𝐞    𝓢𝓱𝓪𝓭𝓸𝔀𝓼 𝓸𝓯 𝓘𝓷𝓷𝓸𝓬𝓮𝓷𝓬𝓮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt