I found peace in your violence
Can't show me, there's no point in trying
I'm at one, and I've been quiet for too long
I found peace in your violence
Can't show me, there's no point in trying
I'm at one, and I've been silent for too long
I've been quiet for too long
I've been quiet for too long
I found peace in your violence
Can't show me, there's no point in trying
I'm at one, and I've been quiet for too long
(Marshmello feat. Khalid/Silence)Nico
Als ich an diesem Morgen die knarzenden Stufen hinaufsteige, fällt mir das Atmen schwer. Meine Augenlider wollen am liebsten von selbst wieder zufallen und meine Gliedmaßen schmerzen. Es ist echt der schlechteste Zeitpunkt, um nach einer wilden Partynacht mit meinen Kumpels zuhause aufzutauchen.
Aber ich muss mich echt mal wieder blicken lassen.
Ich drehe den Schlüssel im Schloss der Haustür um, daraufhin springt sie klackend auf. Hier drinnen ist es muksmäuschenstill. „Hallo?", frage ich mit rauer Stimme. Als Antwort bekomme ich ein gedämpftes „Bin im Wohnzimmer."
Schnell schlüpfe ich aus Schuh und Lederjacke, um anschließend sofort nach meinem Sohn zu sehen.
Als ich im Türrahmen des Wohnzimmers stehe, fällt mein Blick allerdings zuerst auf Leonie. Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa und hält ein aufgeklapptes Buch in den Händen, von welchem sie misstrauisch zu mir aufschaut. Joel hockt friedlich auf dem Teppich und spielt. Ich fühle mich so fehl am Platz. Dabei sind die beiden doch meine Familie.
„Wie geht es euch?", frage ich, um der unangenehmen Situation zu entgehen und das Eis zu brechen. „Wir kommen gut ohne dich klar.", kommt es kalt von Leonie. Autsch. „Das...", ich kratze mich verlegen am Hinterkopf, „das ist gut."
Plötzlich erhebt sich Leonie ruckartig vom Sofa und stellt sich direkt vor mich. Ich fühle mich gleich 10 Zentimeter kleiner. Ihre eiskalte Hand streift meinen Unterarm. „Santos...wieder einen Release gefeiert?", fragt sie mich vorwurfsvoll. Ihr Stimmton gefährlich kühl. „Es ist mein Job, Leonie. Das weißt du!", verteidige ich mich sofort und fixiere sie mit festem Blick. Ziehe meine Hand weg als sie versucht, nach ihr zu greifen. „Und Job geht über Familie?" Die rhetorische Frage schwebt im Raum wie ein heliumgefüllter Luftballon. „Nein.", antworte ich bestimmt, „manchmal nimmt der Beruf viel Zeit in Anspruch. Aber ich vermisse euch. Darum bin ich hier." Die Spannung zwischen uns ist spürbar deutlich. Es ist, als ob das gemütliche Wohnzimmer zu knistern beginnt. Ich soll nicht mit dem Feuer spielen? Vielleicht ist es noch gar nicht ausgebrochen.
„Du vermisst Joel. Korrigiere dich, Nico.", spricht sie mit finsterer Miene die tatsächliche Wahrheit aus. „Nein.", Himmel, wann hab ich jemals nicht vor der Frau gelogen?, „Ich vermisse auch dich." Und meine Stimme zittert. Sie zittert so sehr. Meine Handflächen werden feucht. „Du bist so ein schlechter Lügner.", haut Leonie trocken raus, bevor sie sich von mir abwendet und den Raum verlässt.
Ich atme kurz durch.
Du bist so ein schlechter Lügner.„Hey du", ich setze mich zu Joel auf den Teppich, bei der Bewegung knacken meine Kniescheiben. Ich werde alt. Mit 25. Er schaut mich mit seinen dunklen runden Augen an. Ich kann mich in ihnen spiegeln. Seine Lippen kräuseln sich, während er mich betrachtet. „Mensch, da bist du aber in eine Welt geboren.", murmele ich liebevoll und drücke ihm einen kleinen Stoff-Ball in die Hände. Er greift sofort glücklich nach ihm und zerknautscht ihn mit seinen zarten Fingern. Dann führt er den Ball zum Mund, um den Versuch zu starten, hineinzubeißen. „Das kannst du nicht essen!", sage ich belustigt und nehme ihm den Ball ab. Ich meine, in seinen Kulleraugen einen Funken Ärger aufblitzen zu sehen.
Ich fühle mich so fehl am Platz. Ein Echo in meinem Kopf. Immer wieder hallt es in meinen Gedanken.
Ich bin nicht der richtige Vater für dich.
Ich bin überhaupt ein schlechter Vater.Ich gehöre nicht in diese Familie.
Keine Ahnung, aber irgendwie fühlen sich diese Aussagen gerade echter an als sie sollten.
Ich spiele noch eine ganze Weile mit Joel. Beobachte ihn. Genieße jede Millisekunde Zeit, die ich ungestört mit ihm verbringen darf. Schließlich höre ich Leonies Schritte im Nachbarzimmer, wie sie sich uns nähern. Mein Kopf schaltet auf Alarmstufe rot. Äußerlich bleibe ich cool. Wie immer. Du bist nur der süße Sunnyboy, der keiner Fliege was zur Leide tut.
Ganz unscheinbar, lautlos wie eine Katze - pardon - Löwin, lässt sich Leonie neben mich fallen. Wir drei als Familie auf einem Teppich. Eigentlich hat diese Situation überhaupt nichts ironisches an sich. Eigentlich.
„Küss mich.", fordert sie mich dann auf einmal auf. Früher habe ich genau das getan. Habe verliebt auf ihre zarten Lippen gestarrt. Heute verenge ich meine Augen zu Schlitzen, während ich krampfhaft versuche ihrem Blick standzuhalten. Duell des Stärkeren. „Was soll das jetzt?", erwidere ich so anklagend wie es nur geht. Leonie lächelt. Es ist so widerlich. So unehrlich. Verlogen. „Du und Alva also?", fragt sie, mit der Stimme einer Löwin. „Leonie, wir haben das Thema besprochen, ich dachte das sei -" „abgehakt?", vollendet sie meinen Satz. Ich seufze, schaue kurz zu Joel. Er beobachtet seine Eltern ganz genau bei dieser Konversation, von der ich wünschte, er würde davon nichts mitbekommen.
„Ich kann mein Herz nicht ignorieren!", höre ich mich schon fast schreien, doch nach außen klingt es immer noch viel zu ruhig. Und es klingt kitschig. Belustigt schüttelt Leonie den Kopf.
Spielt die hier irgendwelche Spielchen mit mir?
Bin ich der Löwe im Zirkuskäfig?Abrupt breche ich unseren intensiven Augenkontakt. Ernsthaft, Nico? Hast du jetzt wieder verloren? „Ich gehe mal ne Runde mit Joel spazieren.", spreche ich leise in den Raum und erhebe mich bereits, um Joel auf meinen Arm nehmen zu können. Dieser gibt einen kurzen quengelnden Laut von sich, als ich ihn vom Boden hebe. Leonie beäugt mich durchdringend. Skeptisch.
„Ich glaube nicht, dass du das tust." Was? Dann fährt sie unbehelligt fort: „Wenn du schon wieder abhaust, dann lass wenigstens meinen Sohn hier." Was?! „Es ist genauso dein Sohn, wie es meiner ist!", beginne ich nun laut zu werden und verdammt, wie ungewohnt sich das anfühlt, „ich bin sein Vater! Ich darf doch wohl mit ihm spazieren gehen!"
Duell des Stärkeren. Unbewusst halte ich Joel mit meinem Arm die Ohren zu, drücke ihn näher an meine Brust. Er ist so klein. Und muss seinen Eltern beim Streiten zuhören. Ich will diese verdammte Scheiße nicht!
„Hast du dich schon mal beim Sprechen gehört?!", entfährt es mir nun, „Leonie, hast du dir überlegt, was du gerade sagst?! ICH WILL EIN GUTER VATER SEIN, VERDAMMT! Auch wenn ich dich nicht liebe, heißt das nicht, dass ich nicht das Beste für euch will!", ich schlucke, bevor ich flüstere: „Für meine Familie."
Das ist der Augenblick, wo mir eine erste heiße Träne die Wange herunter rinnt. Ich bemerke sie kaum, so wütend bin ich. So erschöpft.
So ein Versager.Völlig im Rausch der Gefühle, drücke ich Leonie mein Baby in die Arme. Ich werfe mich so schnell ich kann in Kleidung, öffne die Tür.
Sprinte die Treppe hinunter.
Sprinte den Gehweg entlang. Vorbei an Berlin. Von der Stadt bekomme ich jedoch nichts mit.Ich renne, renne, renne.
Bis ich in einem fremden Treppenhaus stehe. Völlig außer Atem und verschwitzt.
Erst da bemerke ich, dass ich die ganze Zeit über geheult habe. Einen riesigen Fluss aus Tränen habe ich geweint.
Sicht verschwommen, doch die Klingel finde ich. Alva öffnet vorsichtig die Tür. Ich sammle den letzten Rest Energie meines Körpers zusammen, spanne die Muskeln an. Richte meinen Blick auf sie:
„Hast du was dagegen, wenn ich bei dir einziehe?"
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🌊RIDE ~ [Nico Santos FF]
FanfictionDrei Jahre sind vergangen. Drei verdammte Jahre, seit ich dich verlassen habe. Ich sehe dich trotzdem jeden Tag, kriege dein Lächeln nicht mehr aus dem Kopf. Wieso muss Liebe so wehtun? Wieso lebe ich meinen Traum und fühle mich innerlich trotzdem l...