8 - Like ice in the sunshine

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📸 @nicosantosofficial

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📸 @nicosantosofficial

Home grounds
Feels like the weight has been lifted away
But if she leaves me there, I won't run
Please pass it on
Carry me down
All you need to know is I want more
(KALEO/I want more)

~

An diesem Morgen wecken mich die vereinzelten Sonnenstrahlen, sie scheinen hell in mein kleines Zimmer.

Voller Motivation begebe ich mich an den Schreibtisch. Ich greife nach meinem Bleistift und lasse ihn ein paar Male durch meine Finger kreisen. Ein leeres Blatt. Weiß und unberührt. Dann fällt mir plötzlich eine gute Skizzenidee ein. Lockere Handbewegungen, ein Strich nach dem anderen. Ich lächle zufrieden, als die Zeichnung langsam Form annimmt.

Etwa eine Stunde später ist sie fertig. Ich bin durch mit der Hälfte. Nur noch 50. Ist doch keine große Zahl, oder?

Gedankenverloren starre ich aus dem Fenster. Ein leichter Wind fegt durch die Kronen der hellgrünen Kastanienbäume. Heute muss ich ausnahmsweise nicht arbeiten.

Was Nico wohl gerade macht?

Es sollte mich eigentlich nicht interessieren. Dann fällt mir plötzlich der Zettel wieder ein, seine Nummer. Ich gehe hastig in den Flur und krame in meiner Manteltasche nach dem zerknitterten Stück Papier. Und falte es auseinander.

Zurück im Zimmer setze ich mich auf mein Bett, nehme mein Handy und übertrage die handschriftlichen Zahlen in das Gerät. Die Nummer von ihm ist neu, den alten Kontakt von Nico habe ich nie gelöscht.

Was schreibe ich? Und warum schlägt jetzt mein Herz wieder so verdammt schnell? Soll ich doch einfach nicht auf Finn hören und es sein lassen?

Aber dann denke ich an die frühsommerlichen Temperaturen draußen und mir kommt eine Idee.

Hi, na? Wie geht's dir? Hast du vielleicht Lust Eisessen zu gehen? 🍨☀️LG Alva :)

Die drei Punkte signalisieren mir, dass er zurückschreibt. Das ging aber schnell. Zu schnell.

Hi! Gerne! Jetzt gleich? Würde bei mir zeitlich passen! ☺️

Prima, lass uns doch hier Treffen:...

Ich gebe die Adresse einer besonders guten Eisdiele durch. Dort bin ich schon als kleines Kind immer gewesen.

Meine Lieblingseisdiele! 😍

...schreibt Nico und lässt mein Herz höher schlagen.

•••

Wenig später stehe ich vor dem in pastellrosa angestrichenen Lädchen. Es hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Kein Wunder, bei dem guten Eis!

Ich muss noch etwas auf Nico warten. Dann kommt er aber schließlich mit schnellem Schritt und breitem Grinsen auf mich zu. „Hey! Schön dich zu sehen!" Er nimmt mich freundlich in den Arm. „Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat!" Nico nickt lächelnd. „Na dann, lass uns mal schnell anstellen, bevor es noch voller wird.", er deutet auf die Menschenschlange und wir reihen uns direkt ein. Wortlos stehen wir nebeneinander. Heute trägt er ein schlichtes T-Shirt, welches den Blick auf seine Armmuskeln freigibt. Alva! Also wirklich, das ist doch jetzt nicht so wichtig! Treffen unter Freunden. Das ist das Motto.

„Weißt du schon was du nimmst?", fragt Nico, als ein Vater mit seiner Tochter an der Theke die Bestellung aufnimmt. Ich überlege kurz. „Wahrscheinlich Vanille mit Himbeere. Und du?" „Haselnuss und Joghurt, denke ich." „Schräge Kombi.", witzele ich. „Naja, erstmal probieren, nicht war?", antwortet Nico daraufhin lachend.

Als wir unser Eis in den Händen halten setzen wir uns auf eine Bank, etwas abseits der Menschen. „Sag mal, was machst du denn jetzt eigentlich beruflich?", frage ich, weil mir das schon die ganze Zeit brennend auf der Zunge liegt. Er zögert kurz und ich nehme ein kleines Zucken an seinem Mundwinkel wahr. „Ach, nicht so wichtig." Mit dieser eiskalten Antwort habe ich nicht gerechnet. Warum weicht er da so aus? „O-okay." Ich lasse es, mit dem Nachhaken.

„Du verlässt die Stadt bald wieder, oder?", seine glasigen, dunklen Augen fixieren mich bei seiner Frage. Ich beiße in meine Waffel. „Ja, leider. In zwei Tagen gehts wieder nach Island." Mir schaudert es etwas bei dem Gedanken, bald wieder zu gehen. 2 Tage?! Der Berlin-Urlaub ist nämlich nicht so schlecht verlaufen, wie ich anfangs dachte. Ob das an ihm liegt?

Als wir unser Eis aufgegessen haben, fragt mich Nico, ob ich Lust hätte, mit in seine Wohnung zu kommen.

In die Wohnung, die wir damals zusammen für ihn (und vielleicht auch für uns) eingerichtet haben.

„Ja. Super gerne.", sage ich. Mit Tränen in den Augen. Hoffentlich sieht er die nicht.

Wenige hundert Meter zu Fuß. Dicht an dicht schlendere ich neben Nico her. Dabei steigt mir ab und zu sein Parfum in die Nase. Es kribbelt. Überall in mir.

Wir steigen die dunkelbraunen, knarzenden Stufen des Treppenhauses hinauf. 4. Stock.

Gefühlt hunderte von Kisten haben wir hier hoch getragen. Total verschwitzt waren wir, aber überglücklich. Du vor allem. Es war deine erste Wohnung. Das Bett haben wir als letztes aufgebaut. Haben auf dem Boden, danach auf der Matratze geschlafen. Jeden Tag gebohrt und geschraubt. Ein gutes Team waren wir. Auf das gemütliche Sofa waren wir besonders stolz. Abends haben wir uns mit Sushi und Bier hineingeflezt. Gekuschelt. Küsse verteilt. Sind zu zweit darauf eingeschlafen, bis der nächste Arbeitstag begann. Es war anstrengend, aber wir haben es so geliebt. Uns so geliebt...

„Alva?", Nicos sanfte Stimme reißt mich aus meinem Tagtraum. „Alles okay?" Mir ist schwindelig. „Ja, alles gut.", antwortete ich leise. Ich sitze auf dem hellen Sofa. Nico bringt uns gerade zwei Gläser Wasser, bevor er sich neben mich setzt. Ich blicke mich um. Betrachte jeden einzelnen Gegenstand hier drinnen. Das Klavier. Das konnten wir nicht selbst tragen, brauchten Hilfe von Profis. „Machst du immer noch so gerne Musik?", frage ich in den Raum. Nico lächelt sanft. „Ja, total." Gedankenverloren blickt er auf den weißen Flügel in der Ecke des Wohnzimmers.

Schweigend sitzen wir hier, viel zu dicht nebeneinander. Trinken ab und zu einen Schluck Wasser. Dann steht Nico plötzlich auf und begibt sich hinter das schöne Instrument. Total überrascht und gespannt blicke ich ihm nach.

Er beginnt zu spielen.
Leise Töne, eine Melodie, die mich umarmt, die mich emotional werden lässt und ein sachtes Kribbeln in mir auslöst. Ich spüre sie am ganzen Körper. Verspielt gleiten seine Finger über die schwarzen und weißen Tasten. Und die Schmetterlinge in meinem Bauch führen einen Tanz auf, bewegen sich im Rhythmus der wohlwollenden Klänge.

Als er verstummt, blicken wir uns tief in die Augen. Er erhebt sich von seinem Hocker, ich stehe vom Sofa auf und gehe ihm entgegen. Sehe sein Gesicht nur wenige Zentimeter vor mir. Die Sommersprossen, die seit diesem sonnigen Tag mehr geworden sind. Sein Schüchternes Lächeln. „Das war wunderschön.", hauche ich ihm entgegen. Elektrisierendes Gefühl. Seine Berührungen wie Nadelstiche auf der Haut. Seine braunen Augen. Seine sanften Lippen...

Ich kann nicht.

Ich kann nicht.

Ich kann nicht.

🌊RIDE ~ [Nico Santos FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt