{7. Kapitel}

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»Nochmal vielen Dank für den schönen Nachmittag«, sagte ich als ich aus dem Auto stieg. Ich knuffte Tam nochmal in die Wange und umarmte Zara im Auto; so gut wie es ging.

»Ach Summer, warte mal. Hier ich geb dir meine Nummer. Du kannst mich immer anrufen.« Sie kramte in ihrer Handtasche, bis sie die Visitenkarte gefunden hatte und sie mir in die Hand drückte.

Zara Mitchell
Immobilienmaklerin
Churchton Hill 24

Das erklärte warum sie so einen teueren Wagen fuhr. Allerdings wirkte sie nicht arrogant oder von sich selbst überzeugt. Ganz im Gegenteil, sie war eine freundliche, hilfsbereite Frau mit sehr viel Humor.
»Danke«, sagte ich und machte die Tür zu.

Bevor ich unsere Haustür aufschloss, schloss ich noch einmal meine Augen und ließ den Tag Revue geschehen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen machte ich schließlich die Tür auf. Komischerweise roch ich nicht den Alkohol sondern Putzmittel. Hatte Grace das Haus sauber gemacht? Nein, dafür war sie sich zu fein. Ich schlich in die Küche und fand dort meinen Dad vor.

»Was machst du da?« Er zuckte zusammen, als er meine Stimme hörte. Er warf das Handtuch, mit dem er gerade noch hantiert hatte, auf die Theke und eilte auf mich zu. Als er seine Arme unerwartet um mich schlang, versteifte ich mich.
Was war denn mit ihm los?
»Es tut mir alles so schrecklich leid, Summer. Ich war so ein schlechter Vater. Der Tod von deiner Mutter hat mich total aus der Bahn geworfen. Weißt du, der Alkohol hat es mich vergessen lassen. Den Schmerz. Doch das war so egoistisch von mir. Ich hätte für dich und Grace dasein müssen, aber ich war es nicht. Gib mir bitte eine zweite Chance. Ich will das wieder gut machen. Ich habe morgen auch ein Gespräch mit Mike, meinem alten Chef. Er überlegt mich wieder einzustellen«, sagte er hoffnungsvoll. Ich war immer noch geschockt. Hatte ihn eine Tarantel gestochen oder was war mit ihm passiert? »Warum hast du dich jetzt so verändert?«

Er löste sich von mir, legte seine Hände auf meine Schultern und lächelte mich schwach an.
»Als ich heute im Krankenhaus aufgewacht bin, war an meinem Bett so ein Mann. Er erzählte mir eine Geschichte über eine Familie. Sie hat mir die Augen geöffnet. Ich kann mich gar nicht oft genug dafür entschuldigen, dass-«

»Wie sah der Mann aus?«, unterbrach ich ihn.
Er runzelte die Stirn und dachte nach.
»Er hatte schwarze Haare und war sehr groß. Ich glaube sein Name war Braiden oder war es Brian?«, dachte er laut. »Brandon Blair, hieß er so?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
Er nickte mit dem Kopf.
Ich lächelte und schnappte mir das Geschirrtuch. »Geh du dich erstmal rasieren. Ich mach den Rest hier schon«, gab ich sanft von mir und schob ihn Richtung Treppe. Dad wollte mir widersprechen, doch ich ließ das nicht zu. Als ich hörte wie er den Rasierer anmachte, ging ich wieder herunter in die Küche. Ich musste mich unbedingt bei Brandon bedanken. Keine Ahnung, welche Geschichte er Dad erzählt hatte, doch sie musste definitiv gut gewesen sein.

»Dad? Grace? Ich gehe jetzt arbeiten!«, schrie ich. »Soll ich dich fahren?«, kam es von Dad zurück. »Wir haben kein Auto mehr. Ich habe es verkauft, da wir kein Geld mehr hatten. Tut mir leid, aber es ging nicht anders«, gab ich schüchtern von mir. Er stand nun direkt vor mir und blinzelte mehrmals bevor er antwortete. »D-Das hab ich total vergessen. Tut mir leid, Summer. Es tut mir alles so leid.«
In seinen Augen sah ich die Tränen. Ich wollte das nicht sehen. »Ich muss jetzt gehen, sonst verpasse ich noch meinen Bus«, hauchte ich.

Ich wartete nicht auf eine Reaktion sondern flüchtete so schnell wie möglich aus dem Haus.
Die Haltestelle war nur ein paar Minuten entfernt, also musste ich mich nicht sonderlich beeilen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich vermacht hatte. Mir blieb noch gut eine Stunde bis ich zur Arbeit musste. In der Stunde könntest du dein Handy holen und dich gleich bedanken, riet mir meine innere Stimme, und vielleicht siehst du Logan.
Ich wollte ihn allerdings nicht sehen. Doch willst du. Okay, vielleicht wollte ein kleiner Teil von mir ihn sehen. Seine braunen Haare, die markanten Gesichtszüge und natürlich diese blauen Augen, in denen man sich verlieren konnte.

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