{1. Kapitel}

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»Du musst aufstehen! Die Schule beginnt in einer halben Stunde. Oder willst du wieder zu spät kommen?!«

Langsam machte ich meine Augen auf. Eigentlich hatte ich, wie jeden Tag, keine Lust. Keine Lust auf Schule, auf meine Klassenkameraden und auf die Lehrer sowieso nicht.

Jeder Tag war die reinste Hölle.

Nur noch ein Jahr, dachte ich während ich gequält aufstand und zu meinem Kleiderschrank ging. Ich schlüpfte schnell in eine kurze blaue Jeans und zog ein schlichtes weißes Top an. Nachdem ich mir meine Haare kämmte, die sich im Endeffekt sowieso nicht bändigen ließen, blickte ich in den Spiegel. Das Mädchen im Spiegel schaute mich mit großen Augen an. Es war nicht so, dass ich hässlich war. Ich war einfach nur nicht außergewöhnlich. Alles an meinem äußeren Erscheinungsbild schrie nach Eintönigkeit und Langeweile.
»Mahn, kommst du jetzt endlich? Jason wartet auf mich!«, rief Grace von unten. Jason? Wer ist Jason? Seufzend legte ich meinen Kamm zurück in die Schublade, ging die Treppe herunter und aus der Haustür.

Meine Schwester ließ sich schwungvoll auf dem Beifahrersitz nieder. »Ich hab Musik mitgebracht«, warnte sie noch, bevor sie die CD auch schon ins Radio schob. »Muss das sein? So toll sind diese Jungs nun auch wieder nicht«, seufzte ich, während ich das Dachfenster öffnete. »Hallo? Die sind einfach klasse! Sie sind die besten Tänzer, die ich kenne. Und hübsch sind sie dazu auch. Wenn du dir ganz alleine V anschaust, sein richtiger Name ist übrigens Taehyung..«, brabbelte Grace vor sich hin. Noch bevor wir an der Schule ankamen, hatte ich das Gefühl alles über die Band zu wissen.
»Ich hab übrigens noch eine weitere CD, die wir auf der Rückfahrt hören können«, rief sie noch bevor sie zu ihren Freunden verschwand. Ich seufzte, wusste aber genau, dass ich gar nicht mehr so abgeneigt gegenüber der Musik war.

XX

Meine beste Freundin, Dacy, redete jetzt schon die ganze Pause, während ich genüsslich in mein Brot biss. »Summer, ich muss dir etwas erzählen«, sagte sie ernst. »Mhn? Fang an«, sagte ich. Ihr Blick war auf mein Brot gerichtet, als sie begann zu erzählen: »Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich mag ihn wirklich sehr. Doch er weiß gar nicht, dass ich existiere. Zumindest tut er so. Das macht mich fertig. Heute hat er mich angeschaut und dann sofort wieder weg geschaut und irgendwas über mich seinen Freunden zugeflüstert. Warum kann er mich denn nicht leiden? Bin ich so hässlich?« Genervt verdrehte ich die Augen. Dacy war bei den Jungs genauso beliebt wie meine Schwester. Man brauchte sie nur anschauen: braune Haare, die ihr perfekt bis zum Brustansatz fielen, diese schönen hellblauen Augen und von der perfekten Figur ganz zu schweigen.

»Nein Dacy, du bist überhaupt nicht hässlich. Wenn einer von uns beiden hässlich ist, dann bin ich das. Der mag dich doch. Schließlich erzählst du mir dieses Szenario schon zum gefühlten 120. Mal. Wie wär's wenn du ihn einfach nur mal ansprichst oder anschreibst?«

Sie zuckte nur mit den Schultern und trank ihren Milchshake weiter. »Weißt du eigentlich wie gut du es hast, Summer? Also, was die Jungs betrifft. Du warst noch nie verliebt und interessierst dich auch überhaupt nicht für sie. Was ich übrigens nicht verstehen kann. Hier gibt es ein paar heiße Typen, wie zum Beispiel Kyle, Mike, Tony..« Bei dem Namen Kyle zuckte ich kurz zusammen. Niemand wusste, dass zwischen mir und Kyle mal etwas lief. Nichts Ernstes. Das basierte auf rein körperlicher Ebene. Nicht, dass ich eine Schlampe bin. In dieser Zeit, wo mein Dad mich ignorierte und meine Mom verstarb, brauchte ich jemanden und Kyle war da. Das Ganze hatte allerdings damit geendet, dass er sich in jemanden verliebt hatte und ich die ganze Sache langsam falsch fand. Wir beschlossen es für uns zu behalten. Und wir beide hatten dieses Versprechen gehalten. Keiner wusste etwas.

»Erde an Summer?«, fragte Dacy, während sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. »Ja, ich bin anwesend. Ich hab nur gerade über etwas nachgedacht« Fragend blickte sie mich an und ich wusste, dass sie mich solange ausfragen würde bis ich ihr sagte über was ich nachdachte. Na los, Summer, lass dir etwas einfallen! »Ehm.. Ich hab an dein Geburtstagsgeschenk gedacht.« Unwillkürlich fing sie an bis über beide Ohren zu grinsen. »Oh, ich freu mich total auf meinen Geburtstag und ich bin gespannt, was das für ein Geschenk ist. Du kommst doch zur Party, oder?« Hoffnungsvoll schaute sie mich mit großen Augen an. »Ich muss ja«, sagte ich augenzwinkernd und seufzte dabei gespielt auf. Sie schlug mir auf die Schulter und lachte. »Manchmal bist du echt blöd, Summer Ashton!« Ich musste mich echt anstrengen sie zu verstehen, denn es wurde schlagartig total laut in der Mensa. Genauso schnell wurde es allerdings auch wieder ruhig. So ruhig, dass man eine Stecknadel auf den Boden fallen lassen konnte. Ich drehte mich um, um den Auslöser zu finden und da sah ich ihn zum ersten Mal.

Logan Blair.

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