{17. Kapitel}

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»Äh, hi.«
Logan packte mich sanft am Arm und zog mich zu seinem Auto.
»Logan, ich nehme den Bus.«
Er machte die Beifahrertür auf und drängte mich wortwörtlich zu seinem Auto. »Hör mal, auch wenn du ein ziemlich heißes Alien bist und wesentlich stärker bist als ich, heißt das noch lange nicht, dass du mit mir machen kannst, was du willst. Ich führe immer noch ein..« »Süß«, unterbrach er mich mitten in meiner Standpauke. Dabei war ich gerade so in meinem Element. Doch durch seine Aussage verunsicherte er mich. Er verwirrte mich auch so, dass mein Gesicht wahrscheinlich gerade wie das von Spok aussah. Hey Scotty, beam me up!

»Was ist süß?«, fragte ich ihn leicht trotzig. Logan legte seinen Kopf schief und scannte mich mit seinen Augen ab. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mein Herz nicht schneller geklopft hat.
»Auf jeden Fall nicht du«, sagte er und zwinkerte mir zu, während er sich zurückzog. Sofort hörte mein Herz auf sich wie ein Kolibri zu verhalten.
Er war echt ein totaler Idiot, wäre jetzt normalerweise mein erster Gedanke gewesen. Doch jetzt nicht. Bei dem einem Wort hatte seine Stimme nicht kalt geklungen. Liebevoll konnte man allerdings auch nicht sagen.
Moment, wollte ich dass er liebevoll mit mir redete? Wollte ich, dass er sich in mich -

»Erde an Summer?« »Ja?«, krächzte ich. Meine Stimme war urplötzlich verschwunden. Puff, weg.
»Mach ich dich nervös?«, fragte der gut aussehende Junge vor mir. In Lichtgeschwindigkeit bewegte er sich fort und stand direkt vor mir. Seine Hände legten sich auf meine Hüften. Logans Blick lag auf meinen Lippen. Unbewusst fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen. Oh Gott, sie waren viel zu spröde. So konnte ich Logan auf keinen Fall küssen. Er zuckte leicht zusammen - hörte aber nicht auf kleine Kreise auf meinen Hüften zu zeichnen. Ich hatte sowieso schon das Gefühl, dass kein Blatt Papier mehr zwischen uns passte. Doch als er sich dann wirklich an mich presste, versagten schlagartig meine Lungen. Logan kam mir immer näher. Als ich schon seinen heißen Atem spüren konnte, legte ich meine Hand auf sein Gesicht.

»Stopp«, hauchte ich. »Wieso, Summer?« Ja wieso eigentlich? Es war nicht so dass ich Logan nicht mochte, dass ich ihn nicht küssen wollte. Vielleicht ging es mir zu schnell. Vielleicht kam ich auch nicht damit klar, dass er ein verdammtes Alien war.  Doch ein großer Faktor war, dass ich mit seinen Stimmungsschwankungen nicht klar kam.
»Ähm, wir kommen zu spät zur Schule«, antwortete ich schlussendlich nach einer gefühlten Ewigkeit.

Er nickte und setzte wieder seine kalte Miene auf. Zielstrebig lief er Richtung Fahrerseite und stieg in sein Auto. Nachdem ich mich gefangen hatte, machte ich die Beifahrertür auf und wollte mich gerade in das durchaus schicke Auto setzen, als: »Was denkst du was du hier machst?« »Wir fahren zur Schule?«, stellte ich fest. Ein kaltes Lachen ertönte aus Logans Mund, während er mir süffisant zuzwinkerte. Von seiner Reaktion überrascht runzelte ich meine Stirn. »Ich fahre mit meinem Auto in die Schule und du fährst mit dem Bus«, sagte Logan herablassend.

Ich war zu schockiert um etwas zu erwidern. Langsam schüttelte ich meinen Kopf und wich ein paar Schritte zurück. »Außerdem muss ich Beatrice noch abholen. Ich bin gespannt was sie heute wieder an hat«, murmelte er so, dass ich es auch hörte. Als er mitbekam, dass die Beifahrertür noch auf war, beugte er sich vor um die Tür zu schließen. Als er mich dann ansah, verging ihm das Lachen. Gefühlte zehn Sekunden starrten wir uns an, bevor ich die Hände zu Fäusten ballte, darauf bedacht nicht eine Träne vor ihm zu vergießen, und flüsterte:

»Fahr zur Hölle.«

Seine Reaktion bekam ich nicht mehr mit, denn ich drehte mich um und lief Richtung Bushaltestelle. Am liebsten würde ich jetzt wieder ins Haus verschwinden, aber dann wüsste mein Dad, dass ich ihn angelogen hatte. Das stand also nicht zur Auswahl. Die Tränen, die sich während des Gesprächs in meinen Augen gebildet hatten, hielt ich zurück. Ich hatte schon wesentlich schlimmere Sachen gesagt bekommen.

»Ashton, Michael? Sind Sie das?«, hörte ich eine tiefe Stimme fragen. »Ja.«
Schüchtern und neugierig schaute ich um die Ecke. Der Mann an der Tür erblickte mich und starrte mich an. Als mein Dad das realisierte, bedeutete er mir in mein Zimmer zurückzugehen.
Natürlich tat ich es nicht. Ich hörte nie auf meinen Dad. Seit ich den Mann in der Uniform gesehen hatte, wusste ich das etwas nicht stimmte.
Ich bekam nicht mit über was sie sich unterhielten, aber das war auch nicht nötig. Ich sah nur noch wie der Polizist seine Hand auf die Schulter meines Dads legte. Die vier Worte, die er sagte könnte ich von seinen Lippen ablesen.
Es tut mir leid.
Der Körper meines Dads bebte, während er sich die Hände vor die Augen hielt.
Das letzte was ich sah, war der mitleidige Blick des Polizisten bevor es um mich herum schwarz wurde.

Bei der Erinnerung wurde mir schwer ums Herz und Sehnsucht erfüllte mich. Ich wollte, dass sie mich in den Arm nahm. Dass sie da war und mir sagte, dass Logan ein Idiot war und er sich glücklich schätzen könne, mit mir zusammen zu sein. Sie würde, wie sie es schon immer getan hatte, meine Haare flechten, während sie mich ihren „kleinen Sonnenschein" nannte.

»Denkst du sie lebt noch?«
Dacys Worte schwirrten mir urplötzlich im Kopf herum. Schwachsinn. Dacy wollte sich das einfach nicht eingestehen. Während ich ein Jahr lang davon ausging, dass Moms Tod Dacy nicht so beschäftigte wie mich, war es ja in Wahrheit noch schlimmer. Ich konnte wenigstens der Tatsache ins Auge sehen, egal wie schrecklich und grausam sie war. Meine Schwester klammerte sich an irgendeinen Gedanken, welcher sie noch mehr ins Unglück ritt.

Als ob es etwas bringen würde, schüttelte ich meinen Kopf um die Gedanken loszuwerden. Ich wusste auf jeden Fall ein Mittel wie ich die Gedanken in den Hintergrund rücken konnte: Musik.
Meine Finger wanderten ganz automatisch in meine Jackentasche, wo die Kopfhörer allzeit bereit lagen.
Mit einem kurzen Seufzen ließ ich mich auf die Bank fallen. 07:20. Noch fünfzehn Minuten auf den Bus warten. Jetzt wo Dad wieder arbeiten ging, wäre es sogar möglich, dass ich bald wieder mit dem Auto fahren konnte.
Doch Hoffnungen machte ich mir nicht, denn das Leben hatte mir gezeigt, dass es dir immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen kann.

Nachdem meine Finger beinahe eingefroren waren und zwanzigminütigem Warten, da der Bus natürlich zu spät kam, saß ich endlich im Warmen.

Girl of eighteen
Fell in love with everything
Found new life in Jesus Christ
Hit by a car
Ended up on a life support machine.

Summer's day as she passed away
Birds were singing in the summer sky
Then came the rain and once again
A tear fell from her mother's eye.

I don't want to start any blasphemous rumours but I think that God got a sick sense of humour and when I die I expect to find him laughing.

Die letzte Strophe endete genau als der Bus vor der Schule hielt. Natürlich hatte ich nicht vergessen, was damals auf der Party passiert war. Ich wusste noch was Lucas herumgeschrien hatte. Deshalb hatte ich auch leichte Magenschmerzen als ich die Schule betrat. Mal sehen ob Gott mir beisteht oder ob er mich nur auslacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 06, 2018 ⏰

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