Kapitel 9

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Mias P.o.V.

Es ist Samstag und ich habe ehrlichgesagt ein wenig Angst vor dem, was heute passiert.

Als Frau Detzel dieses Projekt angekündigt hat, habe ich mich ja schon gefreut, weil seien wir mal ehrlich:

Sie hat Recht.

Die einzigen Menschen über die ich in unserer Klasse etwas weiß, sind die Mädchen und selbst von ihnen kenne ich nur Emma, Chris, Hannah und Dana wirklich gut.

Jedenfalls bin ich gerade dabei zu überlegen, wie ich mich Lenny, mit dem ich ja das Projekt machen muss, gegenüber verhalten soll.

Ich hoffe ja, dass er einigermaßen nett ist und das ganze nicht in einem Desaster endet.

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Ich stehe gerade seit circa 5 Minuten vor Lennys Haustür und überlege, ob ich endlich klopfen soll, als diese plötzlich aufgerissen wird.

"Da bist du ja. Ich dachte schon du kommst nicht mehr. Wieso hast du denn nicht geklingelt?"

"Naja...Ehm also ich..."

"Egal, komm rein.", unterbricht er mich und erspart mir somit, mir eine Ausrede auszudenken.

Ich gehe an ihm vorbei durch die Tür und will gerade meine Schuhe ausziehen.

"Lass die ruhig an, ich hab gedacht wir könnten uns was zu trinken und essen nehmen und dann nach draußen in den Garten gehen.", sagt er etwas unsicher.

"Klingt gut.", antworte ich lächelnd.

Also gehen wir in die Küche, wo er mir eine Flasche Wasser und zwei Becher in die Hand drückt und selbst eine Box mit belegten Broten und eine Picknickdecke nimmt.

Wir laufen durch die Terrassentür in den Garten, als er plötzlich auf eine Reihe Bäume zusteuert.

"Lenny? Wo laufen wir eigentlich hin?", frage ich leise.

"Mach dir keine Gedanken, das wirst du gleich sehen.", probiert er mich zu beruhigen, da er anscheinend bemerkt hat, wie unangenehm mir die ganze Situation ist.

Ich meine ist ja nicht so, dass man jeden Tag zu einem im Prinzip fremden Jungen nach Hause kommt und er dich weiß Gott wo hinführt um ein Schulprojekt zu machen.

Ich finde meine Unsicherheit jedenfalls gerechtfertigt.

Nach kurzer Zeit bleibt er zwischen zwei Bäumen stehen und deutet mit dem Kopf nach oben.

Als ich schließlich bemerke, was er meint, bleibt mir die Luft weg.

Es ist ein Baumhaus.

Das ist ja ansich kein Problem, es ist nur so, dass ich weit und breit keine Leiter sehe, die nach oben führt.

"Und wie sollen wir da hoch kommen? Du willst doch nicht einfach da hoch klettern?", frage ich geschockt.

"Doch, eigentlich war genau das der Plan.", meint er todernst.

Ich sehe ihn nur ungläubig an, als er anfängt zu lachen.

"Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen. Als hättest du einen Geist gesehen.", bringt er, immernoch von Lachern geschüttelt, hervor.

"Nicht lustig.", sage ich und tue so als ob ich beleidigt wäre.

"Komm schon, so war das doch gar nicht gemeint.

"Pff..."

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"Komm schon, du kannst deswegen doch nicht immernoch beleidigt sein."

"Kann ich wohl!"

"Na dann bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig..."

Doch bevor ich fragen kann, was er meint, hat er auch schon angefangen mich zu kitzeln.

"Lennyyy...hör auf! Ist gut, ich geb auf. Ich red ja schon mit dir. Bitte.
Bitte gütiger Großmeister, Herscher des Universums und bestaussehendster Junge den ich kenne. Zufrieden?", erwiedere ich genervt.

"Geht doch.", erwidert er grinsend.

"Jaja, wir sollten so langsam auch mal anfangen. Wie wäre es mit Fragen stellen?"

"Klingt sinnvoll. Also..."

+-+-+-+-+-+-+

Nach fast einer Stunde gegenseitigen Fragenstellens und belegte Broteessens wird uns das Ganze zu blöd.

Da wir festgestellt haben, dass wir beide gerne Handball spielen, ist Lenny jetzt einen Ball holen gegangen und ich kümmere mich um die Musik.

Wir wollen ja schließlich nicht, dass es zu langweilig wird.

Ich bin gerade fertig damit eine Playlist zu erstellen, als ich plötzlich einen Ball gegen den Kopf bekomme.

"Ups, wollte ich nicht. Alles ok?", höre ich Lenny besorgt fragen.

"Jup, alles noch ganz.", sage ich grinsend.

Ich drücke auf Zufallswiedergabe und es ertönt 'If it means a lot to you' von A Day to Remember.

Ich fange leise an mitzusingen.

'Hey darling,

I hope you're good tonight.

And I know you don't feel right when I'm leaving.

Yeah, I want it but no, I don't need it.

Tell me something sweet to get me by...'

Plötzlich bemerke ich, dass ich nicht alleine singen.

"Du hörst A Day to Remember?", frage ich etwas überrascht.

"Natürlich, ich meine sie sind eine der besten Bands die ich kenne. Also wieso sollte ich nicht."

"Endlich mal jemand mit gutem Musikgeschmack. Ich glaube wir könnten ganz gute Freunde werden, wenn das so weiter geht."

"Na da bin ich aber froh.", sagt Lenny und fängt den Ball, den ich ihm zugeworfen habe.

Wir spielen Handball, hören dabei Musik und unterhalten uns über unsere Lieblingsbands, die erstaunlicher Weise fast gänzlich übereinstimmen.

Als es langsam spät wird, beschließe ich nach Hause zu gehen.

Ich will gerade aus der Tür gehen als Lenny mich am Handgelenk umdreht, in eine Umarmung zieht und mir leise "War ein schöner Tag." ins Ohr flüstert.

Ich stehe erst etwas perplex da, erwidere seine Umarmung dann aber und antworte ihm mit einem "Fand ich auch.".

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Zu Hause angekommen denke ich darüber nach, was gerade passiert ist, während ich etwas esse und mich so langsam fertig zum Schlafen mache.

Gott war das peinlich, etwas besseres als 'fand ich auch' hätte mir wohl nicht einfallen können, oder?

Wie wird er wohl am Montag zu mir sein?

Wird er mit mir reden?

Sind wir jetzt eigentlich so etwas wie befreundet?

Hat sich überhaupt irgendetwas geändert?

Ich beschließe einfach abzuwarten, was passiert und lege mich ins Bett.

Da ich besser schlafen kann, wenn ich vorher Musik höre, mache ich noch leise 'unsere' Playlist an und decke mich zu.

Ich will gerade mein Handy weglegen, als ich eine Nachricht bekomme.

Von: Lenny :D

'Gute Nacht ♡'

Ich schreibe schnell ein 'Dir auch ♡' zurück und schlafe lächelnd ein.

Sitting toghetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt