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28.02.2024, 19:23 Uhr, Greenville, Texas

Erneut haschte ein Blitz durch sein Gesicht. Chris schüttelte sich dezent und fuhr weiter. Sie waren auf dem Heimweg - kurz vor der Landstraße in Richtung Blossom. „Ist alles gut bei Dir?" fragte Alina besorgt. Seine Gesichtszüge zuckten erneut unkontrolliert. Was war das für ein Tick? Chris schwieg zunächst.

Am Abzweig in Richtung Blossom verlangsamte er die Fahrt kurz. Dann gab er Gas. In Richtung Hopewell! „Wir fahren zu mir!" verkündete er entschlossen. Irritiert schaute Alina zu ihm herüber. „Okay?!" kommentierte sie leise. Seine Ticks waren augenblicklich verschwunden.

„Es besteht ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass es unangebracht ist, eine Frau vor dem dritten Date mit nach Hause zu nehmen!". Alina dachte nach. Sie kannte die Drei-Dates-Regel. Wenn auch eher aus einem sexuellen Kontext. Ihre innere Unruhe wuchs. Was hatte Chris mit ihr vor? „Stimmst Du dem nicht zu?" fragte Alina. Chris runzelte die Stirn. „Es ist nicht meine Regel... Im Gegenteil" antwortete er vielsagend. Er hatte die Kontrolle über seine Gesichtszüge wiedererlangt. „Nach meinen Dates geht es grundsätzlich immer zu mir nach Hause!"

Am Berghang von Hopewell, einem gehobenen Ortsteil fuhr Chris den Mercedes in eine Tiefgarage. Er half Alina aus dem Wagen und führte sie zum Aufzug. Er drehte seinen Schlüssel in einem Schloss und drückte den obersten Knopf. Der anfahrende Aufzug verstärkte das Ziehen in Alinas Magen.

Chris stand eng neben ihr und sein Spiegelbild erinnerte sie an ihr Kennenlernen im Zug. Auch jetzt wagte sie es wieder kaum, ihn direkt anzusehen. Hier, in seinem Hoheitsgebiet fühlte sich Alina eingeschüchtert und unbehaglich.

Die Fahrstuhltüren verschwanden zu beiden Seiten und eröffneten den Blick auf eine kleine, rechteckige Diele. Mittig in allen drei Wänden waren weiße Türen zu den angrenzenden Zimmern verbaut. Die vierte Wand beinhaltete den Aufzug. Ein kleiner Schuhschrank, eine kleine Kommode, eine Garderobe und ein schmaler Spiegel. Kein Gegenstand schien unnütz herumzustehen. Umso hochpreisiger wirkten die einzelnen Objekte in der Diele. Alles stand penibel auf seinem Platz. Außer dem flachen Teppich auf den großen dunklen Fliesen keine Spur von Dekoration. Chris legte seinen Arm um Alinas Rücken und schob sie mit sich in seine Wohnung. Ihre hohen Absätze klackerten auf den Fliesen bis sie den Teppich erreichten. Alinas Herz raste. Chris nahm ihren Mantel ab und hing ihn zusammen mit seinem an die Garderobe. Dann zog er seine Schuhe aus. Als Alina sich bückte um es ihm gleich zu tun intervenierte er. „Nein, Du nicht!" sagte er knapp. Alinas Füße schmerzten.

„Folge mir!" forderte Chris und öffnete eine der Türen. Alina ging hinter ihm in das Zimmer und erstarrte vor Ehrfurcht. Eine riesige, bodentiefe Glasfront ersetzte die Außenwand des Zimmers und ermöglichte einen atemberaubenden Blick über die Lichter der Kleinstadt. „Die Scheiben sind verspiegelt – wie in einem Verhörzimmer!" erklärte Chris. Alina hatte beinahe vergessen, dass er Kriminalhauptkommissar war.

Direkt gegenüber von der Glasfront stand ein breites, hohes Boxspringbett. Die Decken und Kissen darauf waren perfektionistisch glatt, als hätte noch nie jemand in diesem Bett gelegen. Wie viele Frauen sich hier wohl schon gewälzt haben? Alina schluckte bei diesem Gedanken. Neben den Kopfteilen des Bettes erstreckten sich deckenhohe Schränke über die gesamte Innenwand. Mehr beinhaltete sein Schlafzimmer kaum. Auch hier dominierte edler, moderner Minimalismus.

Chris zog ein schwarzes Stück Stoff aus seiner Innentasche, zog sein dunkelblaues Sakko aus und legte es zusammengefaltet mittig auf das Bettlaken. Dann setzte er sich mit dem Stück Seide in der Hand auf die Bettkante. „Komm zu mir!" sagte er ruhig, aber bestimmt und klopfte sich sanft auf die Schenkel.

Es pulsierte wieder in Alinas Schritt. Zögerlich trat sie ihm entgegen. Chris nickte ihr sanft nickend Mut zu. Sie setzte sich feucht auf seinen Schoß.

Schwarze KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt