Schwarze Krähe

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17.03.2024, 19:57 Uhr, Blossom, Texas

Alina schlüpfte in ihre High Heels und komplettierte damit ihr Outfit. So dämlich wie heute war sie sich darin noch nie vorgekommen. Sie empfand Leere und einen inneren Widerstand. Nach den jüngsten Ereignissen wollte Sie Chris eigentlich nicht sehen. Aber sie musste!

Der Mercedes fuhr vor und Alina schleppte sich widerwillig aus ihrer sicheren Wohnung ins Ungewisse! Chris begrüßte sie wie üblich. Küsschen links rechts. Ein freundliches Lächeln. Wie abgebrüht konnte ein Mensch sein? Als wäre nichts geschehen!

Ihr Magen wehrte sich gegen das falsche Spiel als sie sein Lächeln gezwungen erwiderte. Chris hielt ihr die Beifahrertüre auf wie immer. Und schwang sich im Anschluss auf den Fahrersitz. Alina schluckte. Diese Leichtigkeit! Chris wurde ihr immer unheimlicher. Sie kreuzte ihre Hände und presste sie sich fest auf ihren Schoß. Sie wollte nicht hier sein!

„Du hast mir gefehlt, Alina!" seine Worte ließen Alina erschaudern. Warum sagte er sowas? Sie zwang ihren Kopf zur Fahrerseite und erwiderte seine Worte. „Du mir auch!". Ihre Hände zitterten. Er war so viel souveräner als sie. Wie lange konnte sie dieses Spielchen aufrecht erhalten, bis er sie durchschaute? Alina bekam Angst.

Sie fuhren in Richtung Dallas. Chris schaltete Musik ein. War es die gleiche Oper wie damals? Alina konnte sich nicht mehr erinnern. Die klassischen Töne faszinierten sie auch nicht mir. Chris war einfach nur befremdlich. Gruselig. Krank?

„Ich dachte nicht, dass Du Dich so schnell wieder meldest!" warf Alina in den Raum um ihre eskalierenden Gedanken zu bremsen. Chris schaute zu ihr herüber. Schon bereute Alina ihre Worte. Wenngleich sie noch nicht einmal gelogen waren. In der Tat hätte sie es kaum für möglich gehalten, dass er sie so schnell wieder anrufen würde und ihr ein weiteres Date mit ihm bevorstand. Wollte er sie zum Ende ihrer letzten Begegnung doch aus seinem Gesicht bekommen!

Chris lächelte sanft und legte seine Hand auf Alinas, um diese zu entwirren. „Du irrst Dich in mir Alina!" seine Worte ließen sie unweigerlich aufhorchen. Nicht mehr so sehr wie noch vor einigen Tagen – entgegnete Alina in Gedanken. „Ich bin Dir nicht böse. Im Gegenteil – es tut mir leid, dass ich Dich beim letzten Mal offensichtlich überfordert habe. Meine Erwartungen waren einen Tick zu hoch. Das ist nicht deine Schuld!"

Alina stieg ein Kribbeln in den Nacken als sich seine Hand zwischen ihre schob und damit ihre Schutzhaltung aushebelte. Nun wusste er von ihren schwitzigen Händen! „Beruhige Dich, Alina. Dir steht ein schöner Abend bevor. Wir fahren direkt ins Restaurant!"

Die Hitzeschübe die durch ihren Körper schwappten nahmen gar kein Ende mehr. Doch heute war es Überforderung – keine Lust. „In Ordnung. Danke!" presste sie hervor und kam sich dabei unfassbar dämlich vor. Es würde ihr niemals gelingen, ihm geschickt und unbemerkt neue Informationen zu entlocken. Er war ihr in diesen Dingen haushoch überlegen. Zudem war Lügen noch nie Alinas Stärke gewesen. Schauspielen erst recht nicht. Ihr blieb nur eine Wahl: Durchhalten und sich an den Informationskrümeln sättigen, die er ihr in leichtsinnigen Momenten übrig lassen würde.

Das Partage war ein Sterne-Restaurant mit Parkservice in Dallas Downtown. Nachdem er seinen Mercedes dem Pagen überlassen hatte, führte Chris Alina in das Innere des Restaurants. Sofort wurden die beiden vom Ober begrüßt und zu ihrem Platz geführt. Ein kleines Tischchen mit makellos weißer Tischdecke im hinteren Eck des Restaurants. Chris rückte ihr den Stuhl zurück und setzte sich selbst an die Wand. Im Gegensatz zu ihr hatte er von seinem Platz aus das gesamte Restaurant im seinem Blick. Sie hingegen hatte beinahe nur ihn vor Augen. Chris bestellte den Wein zum Essen während Alina versteinert auf die Ansammlung an Besteck links und rechts ihres Tellers starrte. Es würde ein langer Abend werden - so viel stand jetzt schon fest.