Kapitel 10

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Das Potter Haus - Ferring, Oktober 1984

Als Josephine und ihr Mann ankamen und das Haus sahen, in das sie endlich einziehen konnten, bildete sich ein großes Lächeln auf ihren Lippen.

„Unser trautes Heim", sagte ihr Mann Howard und legte einen Arm um sie.

„Ich kann es gar nicht glauben", bestätigte Josephine und strahlte über das ganze Gesicht. „Ich hoffe, die Jungs werden es mögen."

„Sie werden es lieben, Jo. Sie werden es lieben", sagte er. Er ließ wieder von ihre ab und ging zu seinem Wagen, um einen der Kartons auszuladen. Es gab noch so viel zu tun, doch das schien Josephine nicht zu interessieren, sie hatten endlich ein Haus. So lange hatten sie nach dem perfekten Ort gesucht und sie hatten ihn endlich gefunden.

„Wenn ich richtig rate, dann sind Sie die neuen Besitzer", sagte eine ältere Dame, die sich an den Gartenzaun lehnte.

„Ja", bestätigte Josephine. „Es war ein wirklicher Glücksfall, dass wir das Haus gefunden haben."

„Ich bin Jessica Tate", sagte die ältere Dame und hielt Josephine ihre Hand hin.

„Josephine Creevey", erwiderte Josephine.

„Es ist wirklich an der Zeit, dass wieder Leute hier wohnen. Es steht schon so lange her, nachdem Vorfall."

Josephine legte ihren Kopf schief. „Was für ein Vorfall?"

„Das Haus hat vorher der Familie Andrews gehört. Schreckliche Geschichte. Ein Haufen Verrückter ist eingebrochen und hat die ganze Familie umgebracht, bis auf den Sohn", erzählte Mrs Tate. „Der Arme ist nach Amerika zu einer Tante gezogen."

„Das ist aber schrecklich. Nun wundert mich nicht, dass das Haus so günstig war", murmelte Josephine und sah zu dem Haus. Der Verkäufer hatte sowas nicht erwähnt. Wahrscheinlich genau aus diesem Grund.

„Ja, aber seitdem ist nichts mehr in dieser Nachbarschaft passiert", versuchte Mrs Tate sie wieder zu beruhigen. „War aber ein Schock für die ganze Nachbarschaft. Vor allem die Potters. Ich denke, sie standen ihnen ziemlich nah."

Josephine horchte auf. Sie hatte den Namen einmal in ihrem Leben gehört und das war eine gewisse Zeit her. „Die Potters?"

„Ja", sagte Mrs Tate und deutete auf ein Haus am Ende der Straße. Es stand etwas höher als die anderen Häuser und thronte beinahe über ihnen. „Sehen Sie das Haus. Da haben sie gelebt. Bis die alten natürlich gestorben sind. Ganz schrecklich für die beiden Kinder. Die Tochter war danach einige Jahre im Ausland, aber ich habe sie letztens gesehen. Sie meint, sie will wieder hierherziehen."

„Das ist ja wirklich interessant", sagte Josephine und ließ den Blick nicht von dem Haus ab.

Vielleicht würde sie der Familie einen kurzen Besuch abstatten.

•••

Ophelia war die erste, die am Haus ihrer Eltern ankam. Sie hatte mit Alex ausgemacht, dass sie sich zuerst um das Haus kümmern würde, bevor sie einzogen und währenddessen lebten die Kinder in Alex' Wohnung.

Er hatte sich auch für ein paar Wochen freigenommen, um sich um alles zu kümmern und Ophelia war ihm unendlich dankbar dafür.

Denn so hatte sie Zeit, das Haus aufzuräumen, bevor er und die Kinder kamen und viel wichtiger: Sie konnte das Haus betreten und ihre Emotionen sortieren.

Sie wusste, dass es ein ganzes Stück Arbeit werden würde, das Haus zu betreten und sich mit den Erinnerungsstücken ihrer Kindheit auseinanderzusetzen. Vor allem die an ihre Eltern und James würden sie hart treffen und da wollte sie einfach allein sein.

cicatrize - the scars of the past [R.L.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt