Kapitel 21

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Auftrag von oben – Ferring, November 1989

Der Vollmond raubte den Betroffenen immer Energie für den nächsten Tag und so kam es, dass auch Daisy am Tag nach dem Vollmond in ihrem Bett lag und schlief. Manchmal nahm Damocles sich den Tag frei und kümmerte sich um sie.

Er verband ihre Wunden und sorgte dafür, dass sie nicht aufstehen musste, wenn sie etwas brauchte. Daisy würde sich eigentlich schlecht fühlen, aber sie war meistens zu schwach dafür und blieb einfach in ihrem Bett liegen.

„Wie geht es ihr?", fragte Ophelia, als sie bei der Wohnung der beiden ankam.

„Sie ist erschöpft, aber der Vollmond war in Ordnung", antwortete Damocles. „Sie schläft jetzt."

„Und wie geht es dir?", fragte Ophelia weiter.

„Ich bin nur müde, aber es ist kein Vergleich zu dem, was sie durchstehen muss", sagte er und fuhr sich über das müde Gesicht.

„Du solltest dich schlafen legen", sagte Ophelia. „Ich kann mich auch schnell um sie kümmern."

„Nein, ich mach das", sagte Damocles. „Du hast dir ja auch nicht helfen lassen, als Remus von einem Vollmond zurückgekommen ist."

„Touchée", sagte Ophelia und ließ sich auf dem Sofa nieder.

„Ich würde ihr gerne helfen", sagte Damocles nach einer kurzen Pause. „Ich weiß nur nicht wie."

„Naja, es gibt eine Möglichkeit, bei ihr zu sein, wenn sie sich verwandelt", schlug Ophelia vor. Eigentlich hatte sie das Geheimnis ihrer Freunde mit ins Grab nehmen wollen, aber Peter und James waren tot und Sirius würde nie wieder einen Fuß aus Askaban setzen. Also war es auch egal.

„Ich weiß davon", sagte Damocles leise. „Sirius hat es mir erzählt und ich habe schon mit Daisy darüber gesprochen."

„Sirius ist ein Idiot", sagte Ophelia und rollte mit den Augen. „Er hat es mit Askaban echt provoziert."

„Das habe ich ihm damals auch gesagt", sagte er und schmunzelte. „Er hat dann gesagt, dass James und Peter auch auffliegen würden und du mir dann nie verzeihen würdest."

„Pfff ich hätte James irgendwie rausgeholt", sagte Ophelia und machte eine abwinkende Handbewegung. „Du weißt doch, wie korrupt ich sein kann."

„Natürlich hättest du das", sagte Damocles. Wieder schwieg er für einen Augenblick, bevor er wieder ernster wurde. „Ich habe mich im Ministerium darüber informiert. Wenn ich es mache, dann legal."

„Gute Entscheidung. Ich glaube, sonst würde Daisy dich verlassen", sagte sie. „Nur um dich davon abzuhalten."

„Das glaube ich auch. Aber Daisy hat mehr Angst, dass sie mich trotzdem angreifen könnte, obwohl ich ihr versichert habe, dass es für mich dann nicht gefährlich werden könnte."

„Naja, du könntest dich in einen Wurm verwandeln und sie könnte dich fressen", merkte Ophelia an. „Oder deine Gestalt könnte etwas sein, wie ein Wal. Stell dir das mal vor. Oder ein Krake. Oder du wirst zu einer Fliege."

„Ganz lustig", meckerte er und rollte mit den Augen. „Ich kann es doch wenigstens versuchen, obwohl es ihr vielleicht nicht helfen würde." Damocles wandte den Blick von ihr ab und betrachtete seine Fingernägel mit einem regen Interesse.

„Du hast eine Idee, aber du hast Angst, dass ich dich dafür verurteilen könnte", sagte Ophelia.

„Woher-"

„Damocles, ich kenne dich seit siebzehn Jahren", sagte sie und hob die Augenbrauen. „Wir kennen uns so gut wie niemand anders. Unsere Freundschaft würde bald den Abschluss in Hogwarts machen – Solange kennen wir uns. Die Einzige, die mehr über mich weiß, ist Marlene."

cicatrize - the scars of the past [R.L.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt