Kapitel 9

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Mein Blick war rot und ich konnte schon von weitem das leckere Menschenfleisch riechen. Meine Wut auf diese Menschen war unbeschreiblich, denn sie zerstörten mein Leben, sie machten mich menschlich. Jedoch wollte ich nicht sterblich sein, ich wollte die Welt beherrschen und alle zu meinen Utertanen machen. Auch meine Eltern sollten mir gehorchen unnd ich wusste, sie würden es tun.

Mir lief eine schauernde Gänsehaut über den Rücken, als aus meinen Fingernäglen spitze Krallen wurden. Das Gefühl war aber nicht unangenehm, im Gegenteil, ich genoss es. Mir wuchsen scharfe Waffen, die ich gegen jeden beliebigen Menschen benutzen konnte. Ein erneutes Brüllen entbrach mir, welches das schweigen der Nacht brach.

Als ich mich besser fühlte, machte ich mich zum rennen bereit und als der Mond auf mich herab sah und mich anleuchtete, machte ich einen Satz nach vorne und verlor ganz die Kontrolle.


Als ich meine Augen öffnete war es immer noch Nacht, doch ich hatte gar kein Zeitgefühl. Heute Nacht war anders gewesen, denn jetzt, nachdem ich wieder ich war, konnte ich mich an den Anfang meiner Verwandlung errinern, bis zu dem Punkt, wo mich das Verlangen nach Blut zu sehr gelockt hatte.

Meine Hände fühlten sich ein wenig feucht an und ich starrte alarmiert auf sie hinunter, doch dort klebte kein dunkelrotes Blut, wie ich fast erwartet hätte, sondern nur feuchte Erde. Ich war unglaublich erleichtert ud wischte mir den Dreck an meinen Klamotten ab, die eh schon durchgesuhlt waren. Eine Frage musste ich mir jetzt aber doch stellen nämlich warum wühlten sich die Mortas durch die Erde? Oder war ich ein Einzelfall? Oder waren wir gar keine Mortas sondern Schweine? Bei dem letzten Gedanken entfuhr mir ein kleines hysterisches Lachen und ich machte mich über mich selbst lustig. Ich meine, Schweine? Mühsam stemmte ich mich hoch und strich mein T-shirt glatt. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und siehe da, ich konnte genauso gut laufen wie vorher. 

Eilig machte ich mich auf den Rückweg und sah schon in unserem Vorgarten, dass eine neugierige Mutter durch das Küchenfenster blickte.

Die Tür ging auf, ohne dass ich klopfen musste und mein Verlobter stand mir gegenüber. Er sah mich irgendwie seltsam Stolz an und auch meine Mutter sah etwas zu selbstsicher aus.

"Was habt ihr denn?" Schnauzte ich. So angesehen zu werden war ein Albtraum.

"Du entwickelst dich schneller. Besser als ich es damals getan habe. Ich konnte erst nach einem Jahr so brüllen wie du schon nach nicht sehr langer Zeit." Ergriff Mutter das Wort. "Außerdem bist du schnell und leise."

Resigniert nickte ich. Bestimmt würde ich jetzt eine noch größere Rolle in den Zukunftsplänen der Mortas spielen. "Ich geh schlafen." Ich stapfte extra laut die Treppe hoch in mein Zimmer und ließ mich mit dem Rücken auf mein Bett fallen. In mir herrschte Chaos, das ich nicht in den Griff bekam. So gerne wollte ich einfach Zeit mit Tyler verbringen, aber andererseits konnte ich ihn nicht in eine solche Gefahr bringen. Worauf ich aber wieder sagen musste, dass er eh sterben, oder in irgendetwas verwandelt werden würde. Ihm würde etwas schlimmes geschehen, es sei denn ich fand irgendeine Lösung für das alles. Da es die aber nicht gab, war ihm kein Happy End vorgesehen und ich würde ihn in einem Jahr auch nicht mehr vermissen, warum nicht einfach die Zeit, die mir blieb, genießen? 

Als ich auf die Uhr sah war es erst viertel vor zwei. Also konnte ich nicht länger als eine halbe Stunde die Kontrolle verloren haben.

Tyler:

Sie war ein großes Geheimnis und ich liebte ungelöste Geheimnisse. Was war sie für ein Mesch? Was hatte sie für Hintergründe?

Nachdem ich herausgefunden hatte, wie sie hieß, wollte ich etwas über den Namen herausfinden. Ich war über die Göttin gestolpert, die Mongöttin, die sich in einen sterblichen verliebt hatte. Die Göttin sollte Zeus gebeten haben, ihn in einen tiefen Schlaf sinken zu lassen und ihm so das ewige Leben zu schenken. Sie hätte ihn jede Nacht besucht und ihm rund fünfzig Töchter geschenkt. Hoffentlch lief unser Schicksal nicht genauso, denn mit so vielen Kindern würde ich echt nicht zurecht kommen. Zwei würde mir schon genügen. Heute war es allerding noch viel zu früh, darüber nachzudenken, wen ich später einmal heiraten würde.

Für Morgen nahm ich mir erst einmal vor, mit Selene zu sprechen, denn sie war immer noch das größte Unbekannte. Heute Nacht, als sie mich weggeschickt hatte, konnte ich sehen, dass es nicht ihre Entscheidung war, mich gehen zu lassen und ich wollte herausfinden, vor wem oder was sie Angst hatte. Dazu kam noch, dass ich, als ich schon in der nächsten Straße gewesen war, ein lautes Brüllen gehört hatte. Es kam aus der Gegend, wo ich gerade hergekommen war und ich wurde den Verdacht nicht los, dass es etwas mit Selene zu Tun hatte. Nur wie sollte sie damit in Verbindung sthen? Der Gedanke, dass sie es selbst gewesen sein könnte, fazinierte mich aber war einfach lächerlich. So laut konnte niemand brüllen, geschweige denn ein Mädchen. Klar, es konnte ein Tier gewesen sein, dass sich in der Satdt verlaufen hatte oder in einem anliegenden Waldstück hauste, aber vielleicht hatte es etwas mit ihrem Verhalten zu tun, denn anders konnte ich es mir nicht beschreiben.

Ich starrte kurz in den hellen Mond, der ankündigte, dass bald Vollmond sein musste, und machte mich dann fertig, um ins Bett zu gehen.

Während ich versuchte, einnzuschlafen, geisterten mir immer wieder die Bilder von Selene in der heutigen Nacht im Kopf herum. Wie sie mich entgeistert anstarrte, als sie dass Fenster öffnete und ich im Begriff war, den nächsten Stein nach ihrem Fenster zu werfen, oder ihr sorgenvoller Blick, als ich an dem Regenroht fast den Halt verlor und dann das Bild, wo ihr eine Träne aus den Augen lief.

Als ich endlich eingeschlafen war, träumte ich von einer Selene, die sich in einen Werwolf verwandelte ud den Mond anheulte.

After the sunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt