Kapitel 11

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Selene:

"Ich habe noch nie die Schule geschwänzt." Gab ich zu. "Das st das erste mal." Unbeholfen rutschte ich von dem Motorrad und brauchte einen Moment um mein Gleichgewicht wieder zu finden. Wir waren mitten im Nirgendwo und so hatte ich auch keine Chance, Tyler zu entfliehen. Inzwischen fragte ich mich, was ich hier bloß machte, aber ich musste zugeben, dass ich mich wohl fühlte. Tyler machte mir keine Angst, sondern er machte sich Mühe, mich kennen zu lernen und das hatte noch nie jemand vorher getan.

"Komm mit." Tyler steuerte auf einen kleinen Pfad zu und nach nicht einmal hundert Metern blieb er stehen und ich lief fast in ihn hinein. Als ich einen Schritt zurück trat musste ich Lächeln. Vor uns lag ein kleiner See, der an eineigen Stellen von Farn und Büschen umwuchert wurde, doch an einer Stelle grenzte eine kleine Wiese ans Wasser, wo auch eine kleine romantische Bank stand.

Wir setzten uns auf das Gras am Ufer und ich versuchte die Gedanken an mein ganzes Leben zur Seite zu schieben. Ich würde Tyler die Chance geben, mir zu zeigen, dass ich ihm Vertrauen konnte, wobei das eigentlich das geringste Problem war. Fast vertraute ich ihm ganz, aber er konnte es nicht anders herum. So ein Kerl wie er hatte eigentlich etwas besseres Verdient, nur konnte man ihm das wohl nicht einreden.

Gegen meinen Willen musste ich ein wenig lachen, als er zwei Flaschen Limo aus seiner Schultasche zog, gefolgt von einer Brotdose mit kuchen. "Du wusstest, dass ich mitkommen würde."

"Niemand kann meinem Charme widerstehen." Schmuzelte er.

"Woher kennst du diesen Ort eigentlich?" Ich nahm mein Getränk entgegen und nahm einen großen Schluck.

"Meine Großeltern wohnen hier in der Gegend und wenn wir sie in den Ferien immer besucht  haben, bin ich hierher geflohen, wenn es mir im Haus zu eng und zu stickig wurde. Eine ganze Familie unter einem Dach kann ziemlich Nervtötend sein. Immer will jemand irgendetwas von dir und du hast nie deine Ruhe. Dazu ist das hier ein guter Ausgleich."

Leicht nickte ich und schaute nachdenklich aufs Wasser. Ich kam nicht umhin, darüber nachzudenken, was ich ihm alles beichten könnte. Vielleicht sollte ich ja mit meinem Verlobten anfangen oder damit, dass ich eine schreckliche Bestimmung habe. Wie würde er wohl reagieren wenn er alles erführe? Würde er komplett ausrasten vor Angst oder würde er so tun, als ob es das normalste der Welt wäre? Letzteres würde ich bevorzugen aber ich konnte den Lauf der Dinge leider nicht ändern und wenn er das alles nicht gut aufnahm, dann war das so.

"Erzähl mir etwas über deine Familie." Bat ich.

"Wir sind eine recht laute Familie." Fing er mit einem Lächeln auf den Lippen an zu erzählen. "Unter uns fünf Söhnen gibt es öfter mal einen kleinen Streit, aber wir versöhnen uns meist wieder."

"Du hast vier Brüder?" Entgeistert lachte ich und hatte insgeheim ein wenig Mitleid mit seiner Mutter.

"Ja und meine Mutter hatte sich wenigstens ein einziges Mädchen gewünscht, aber sie hat uns alle sehr doll lieb. Aber sie gibt sehr darauf acht, dass wir jeden Tag alle miteinander Abendessen, denn das ist die einzige Mahlzeit, wo alle Zeit haben. Dann ist mein Vater zurück von der Arbeit und meine Brüder bringen meist ihre Freundinnen mit, denn meine Mutter ist vernarrt in sie. Es gab noch kein Essen, wo nicht jeder in Schallendes Gelächter ausgebrochen ist, aber ich weiß, dass unsre Familie etwas besonderes ist, denn das hat nicht jeder."

Bei seinem letzten Satz sah ich betreten auf den Boden. Nein, nicht jeder hatte das und ich stand mit meiner Familie an der Spitze der Familien, die nicht so ein Glück hatten.

"So war das nicht gemeint." Korrigierte Tyler sich bestürtzt als er mich ansah.

"Nein, schon gut, du hast ja Recht. Nicht jeder hat das." Um meine Verzweiflung zu überspielen schnappte ich mir ein Stück Kuchen aus der Dose und stopfte es mir in den Mund.

"Vielleicht wird es leichter, wenn du mir erzählst, was los ist." Sagte er und als ich ihm in die Augen sah, war sein Blich nicht Mitleidig, sondern Mitfühlend.

"Ich kann nicht." Mein Herz zerriss bei den Worten und es hörte nicht auf. Ich bestand fast nur noch aus purer Verzweiflung, was hatten meine Eltern nur mit mir gemacht? Wie konnte ich das alles nur zulassen? Verhindern jedoch konnte ich das alles auch noch. Mei ganzes Leben war eine Zwickmühle und in meinen Händen lag das Schicksal der Menschheit wie sie jetzt existierte, dabei war ich ein genauso kleiner Punkt auf der Erde wie jeder andere auch. So sah mich auch jeder, der nichts über meine Bestimmung wusste, nur warum konnte es nicht auch einfach so sein? 

"Warum?" Fragte er so ernst, das ich kurz davor war, in Tränen auszubrechenn.

"Weil du mich dann hassen wirst."

Ihm lag ein Protest auf der Zunge, dass sah ich, aber er wusste genau so gut wie ich, dass das im Moment keinen Sinn hatte.

Erschöpft ließ ich mich nach hinten aufs Gras fallen und streckte mich aus. Tyler machte es mir gleich und so lagen wir da, ohne etwas zu sagen. Die Stille war aber nicht unangenehm, sondern wir dachten beide über verschiedene Sachen nach. Nach einer Weile wandte ich meinen Kopf zu Tyler und beobachtete, wie er ruhig einn und aus atmete. Jahrelang war ich immer allein gewesen und plötzlich fühlte ich mich so sehr zu einem Jungen hingezogen, dass ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.

"Du starrst mich an." Bemerkte er und ich wurde rot, konnte meinen Blick aber nicht von seinen ebenmäßigen Gesichtszügen abwenden. Wie konnte jemand nur so perfekt sein wie er?

Schließlich sah er mich an. Er gab mir etwas, womit ich nicht umgehen konnte, seine Zuneigung.

"Du verwirrst mich." Flüsterte ich.


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Wie fandet ihr das Kapitel und wie findet ihr Tyler? Ich bin so Stolz auf mich, denn ich habe innerhalb drei Tagen zweimal geupdatet. Ich versuche das jetzt wieder öfter zu machen.

Meine Ferien sind jetzt leider wieder vorbei und Montag ist erster Schultag. Wie ist es bei euch?

Hekata

After the sunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt