Kapitel 10

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Heute waren meine Gedanken schon viel geordneter als diese Nacht, aber ich wusste immer noch nicht, was ich jetzt mit Tyler machen sollte. Das Beste wäre es, wenn ich ihn ignorieren würde, aber ich hatte Angst, dass er wieder bei mir zu Hause aufkreuzen würde.

Also gestaltete ich meinen Schulweg so lang wie möglich und schlenderte den Weg vom Bus bis zum Schulgebäude besonders langsam. Von den letzten Tagen wusste ich, dss Tyler sich mit seinen neuen Kumpels schon manchmal vor dem Unterricht traf, um ein wenig mit ihnen zu quatschen. Das machte ihn irgendwie noch sympathischer, da er nicht einer dieser Jungs war, die auf cool machten. Er gab sich einfach so wie er war und Schauspielerte nicht, um anderen zu gefallen.

Für ein paar Minuten verdrückte ich mich auf der Mädchentoilette und wartete, bis es eine Minute vr acht war, dann schlich ich zu meinem Klassenraum. Jedoch hatte sich Tyler schon auf dem Platz neben meinem breit gemacht und ein anderer war nicht mehr frei. Mit einem offenen Blick sah er mich an und ich konnte echte Sorge darin erkennen. Wann hatte mich das letzte mal jemand so angesehen?

Erst als sich hinter mir unser Lehrer räusperte, merkte ich, dass ich mitten in der Tür stehen geblieben war und Tyler angestarrt hatte. Schnell flüchtete ich auf meinen Platzt.

"Hey" Flüsterte Tyler und ein wohliger Schauer jagte mir den Rücken herunter.

Ich lächelte nur kurz und kramte beschäftigt in meiner Tasche herum. Meine Finger zitterten nervös, doch ich veruchte sie unter dem Tisch zu verbergen. Was war nur mit mir los? Er saß doch nur neben mir und hörte dem Unterricht zu.

Als ich meinen Collegeblock auf den Tisch legte, kullerte mein Kugelschreiber vom Tisch, doch kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, fing Tyler ihn auf. Er drückte ihn mir in die Hand und elektrische Stoßwellen gingen durch meinen Körper, als er sie noch kurz festhielt.

"Können wir uns in der Pause vielleicht kurz unterhalten? Über Gestern Abend?" Fragte er, während seine Augen mich durchbohrten.

Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht konnte ich vorher ja schnell abhauen?

Tyler:

Als unser Lehrer den Unterricht schloss, schnappte Selene sich ihre Tasche und flüchtete aus der Klasse. Vor der Tür hatte ich sie schon eingeholt und hielt sie am Arm fest. Ich wusste, dass sie dieses etwas zwischen uns auch spürte, aber ich musste wissen, warum sie mich immer abblockte.

"Bitte" Flehte ich sie an und zog sie hinter mir aus der Schule. Sie folgte mir, sagte aber kein Wort, bis wir aus der Sicht der anderen Schülern gekommen waren.

"Du kannst mir alles erzählen, weißt du?" Begann ich, doch sie unterbrach mich.

"Woher weiß ich das, wenn wir uns noch nicht lange kennen?" Widersprach sie, aber es schien ihr Mühe zu bereiten, mir nicht einfch zu zu stimmen. "Es geht einfach nicht, versteh das doch." Fügte sie noch hinzu, als ich nichts sagte.

"Nein, ich kann es nicht verstehen. Aber dann vertrau mir wenigstens und schick mich nicht immer weg. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich habe Gefühle."

"Und genau da liegt das Problem." Traurig schlug sie die Augen nieder und ich widerstand dem Drang, sie in die Arme zu nehmen, nicht. Als ich sie an mich drückte um sie zu trösten, kam sie mir plötzlich unendlich zerbrechlich vor. Selene merkte, dass ich sie nicht loslassen würde und ließ sich fallen und ich hatte das Gefühl, dass sie das noch nie vorher getan hatte, jemand anderem die Kontrolle zu überlassen.

Sanft strich ich ihr übers Haar, aber sagte nichts. Diesen Augenblick wollte ich durch ein paar dumme Worte nicht zerstören.

Schließlich wand sich Selene doch aus meinen Armen und atmete tief durch. Jemand anderes wäre schon längst vor verzweiflung zusammengebrochen, aber sie ertrug das, was sie quälte, fast ohne sich etwas anmerken zu lassn. Sie schloss sich nur von allen anderen aus, aber jeder dachte, sie würde einfach keine Menschen mögen. Keiner aus der Schule hatte sich bisher die Mühe gemacht, sie kenne zu lernen.

Nervös zupfte sie sich nun unsichtbare Fussel von ihrem schwarzen Pulli. "Danke." Sagte sie schließlich und ich nickte.

"Lass uns gehen." Entschlossen schob ich sie vom Schulgelände und sie ließ es geschehen, obwohl man ein wenig schlechtes Gewissen in ihrem Gesicht erkennen konnte.

Einmal zögerte sie noch, als wir bei meinem Motorrad ankamen, doch dann zuckte sie die Schultern und setzte den helm auf, den ich ihr reichte. Als wir aus der Stadt heraus fuhren, genoss ich es, wie sie sich an mich klammerte und laut aufjuchzte.

After the sunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt