Untitled Part 2

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"Setzt dich doch neben Selene." Unsere LehrerIn zeigte auf den einzig freien Platz. Es hatte sich noch nie jemand freiwillig neben mich gesetzt.   

Mein Herz blieb stehen und rutschte mir in die Hose. Mein Gesicht versuchte ich unter Kontrolle zu halten. Tyler kam zu mir geschlendert und warf seinen Rucksack lässig neben den freien Stuhl. Er grinste mich an und ich schmolz innerlich dahin. Doch äußerlich zeigte ich keine Regung, sondern sah nur gelangweilt nach vorne. Aber er hatte etwas an sich, was ich noch nie bei jemandem gesehen hatte und was mich faszinierte.

"Du bist also Selene?" Flüsterte er mir zu, als der Unterricht richtig begann. Ich nickte und holte meinen Zeichenblock heraus. Immer, wenn mich etwas bedrückte, zeichnete ich es und da mich immer etwas bedrückte, hatte ich schon mehrere Blöcke voll. Jeden Unterricht, egal ob Englisch oder Mathe, ich zeichnete. Das war das, was mich am Leben hielt und mich vor der vollkommenen Verzweiflung bewahrte. Doch an manchen Tagen brachte das nichts, denn ich musste an alle Menschen denken, die wegen mir sterben würden, doch ich zeigte meine Verzweiflung nicht, ich weinte nie und schrie nie, denn meine Familie interpretierte das als Schwäche.

"Was zeichnest du da?" Tyler beugte sich über meine Zeichnung, doch ich zog sie weg. Ich konnte ihn riechen, so nah war er, doch ich hielt den Atem an, um nicht föllig die Besinnung zu verlieren. "Das geht dich gar nichts an." Murmelte ich und rückte weiter von ihm weg. Anstatt gekränkt auszusehen, sah er belustigt aus und das machte mich wütend. "Was ist daran jetzt so witzig?" Keifte ich ihn an, doch er zuckte nur mit den Schultern. So ein Arrogantes Arschloch, aber trotzdem wollte ich nicht, dass ich ihn hassen musste.

Als es klingelte stand ich schnell auf und verschwand aus der klasse, ich konnte nicht noch länger seine Anwesenheit ertragen, ohne irgendetwas unüberlegtes zu tun. Ich atmete tief durch, als ich als erstes auf den Pausenhof kam und setzte mich in den Schatten eines Baumes, um meine Ruhe zu haben. Heute fing mein Leben an, erst richtig bescheuert zu werden und ich wusste nicht, ob ich das ertragen würde, aber ich konnte es nur hoffen. Heute morgen hatte ich kratzspuren auf meiner Bettdecke gefunden, die nur von mir stammen konnten und das war erst der Anfang. Jeden Tag würde es schlimmer werden, bis ich in einem Jahr die Weltherrschaft an mich reßen würde. Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich hatte noch nie geweint und würde es auch nie tun, aber ich war kurz davor. Als ich meinen Kopf hob, stand vor mir eine Gestalt. Ich sah hoch und blickte mitten in dunklen Augen von Tyler. die

After the sunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt