Prolog

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Einatmen. Rauch in der Lunge. Tränen in den Augen. Kummer in der Brust. Bleischwer. Ich zog mich selbst runter. Auf den Boden. Unter den dreckigen Teppich zu meinen Füßen. In die Erde. Bis es dunkel war. Kein Licht. Keine Luft. Stille. Ausatmen.

Ich widerstand der Versuchung, die Zigarette so lange ans kaputte Sofa zu halten, bis es Feuer fing. Bis das Möbelstück verbrannte und ich gleich mit.

Wieso tat ich mir das an? Wieso kam ich immer wieder an diesen Ort, wenn ich doch wusste, wie sehr es wehtat? Wie sehr es nach Vermissen stank. Wie sehr es die Wut in mir entflammte. Doch war es Wut? Oder war es Trauer? War es Enttäuschung? Waren es Schuldgefühle, die an mir nagten oder das bloße Entsetzen, dass es weder mich noch ihn überrascht hatte, obwohl wir Ahnungslos gewesen waren.

Asche bröselte auf das Shirt, das ich trug, während die Kippe zwischen meinen Lippen klemmte und glühte und glühte, bis ich ihre Hitze auf meiner Haut spürte und sie mit den Fingern zerrieb, weil ich dann doch Angst hatte, dass ich mich verbrennen könnte.

Vielleicht war ich nur hier, weil ich nicht wusste, wohin sonst mit mir. Wohin mit den Gefühlen, die ich nicht auszusprechen vermochte. Wohin mit den Gedanken, die mich zu ertränken drohten. Oder war ich längst ertrunken und unser Geheimversteck war mein Rettungsboot? Doch war es noch eines, wenn es darauf Leichen gab?

Mein Blick glitt hinauf zu dem abgeschnittenen Seil, das an der Decke hing. Der Wind ließ es vor und zurück schwingen. Wie eine Schaukel.

Ich zog mein Handy aus der Jackentasche und tippe „Wir sollten eine Schaukel anbringen", um es direkt wieder zu löschen. Die letzte Nachricht im Chat, war noch immer die selbe wie vor Monaten. Ich hatte sie ihm privat geschickt. Als hätte das irgendeinen Unterschied gemacht.

Verdammter Verräter. Verdammter Verräter!

Ich warf mein Telefon hinauf zur Decke. Es streifte das Seil und krachte zu Boden. Dann war wieder alles Still.

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