„Nein, du wirst nicht nach Hause gehen, sondern in den OP. Die Kugel muss raus!", fahre ich den Mann mit der Glatze an und dokumentiere das Wichtigste auf den Blättern, damit die Schwestern Bescheid wissen. Gerade möchte er seinen Mund aufmachen, als ich ihm einen zornigen Blick zuwerfe und drohend meinen Finger hebe. „Kein Mucks mehr! Sonst rufe ich deinen Patrón an und berichte ihm, dass einer seiner Männer Angst vor kleinen Nadeln hat. Mal gucken, ob ihm das so gefallen wird!"
Ganz bleich im Gesicht schüttelt er schnell den Kopf, reißt mir die Blätter aus der Hand und läuft in die chirurgische Ambulanz, wo er hoffentlich heute noch zum OP geschickt wird. Genervt räume ich meine Materialien weg und verlasse das Behandlungszimmer, damit die Schwestern dort Ordnung reinbringen können. Sarah lächelt mich beruhigend an, als ich ihr die Akte des Mannes gebe, der eine Kugel in seiner Schulter hat, sich aber nicht operieren lassen wollte.
„Männer haben die größten Eier, aber wenn es um Nadeln geht, dann werden sie zu kleinen Babys."
Kichernd nickt sie und reicht mir die nächste Akte, als ich auf einmal ein bekanntes Gesicht am Eingang stehen sehe. Verwundert gehe ich schnell auf Alejandro zu, der sich unsicher umschaut. Seine blauen Augen treffen auf meine und ich sehe die Erleichterung in ihnen. Mit seinen kleinen Beinchen läuft er auf mich zu, wo ich ihn auf halbem Weg entgegen komme und auffange, als er mir in die Arme springt. Lachend wirbele ich ihn durch die Luft, ehe ich ihm ins Gesicht schaue.
„Na, das ist aber eine schöne Überraschung."
Kichernd drückt er mir einen Kuss auf die Wange und strahlt mich breit an. Lächelnd drehe ich mich zu Eingang und suche Señora Suarez, aber niemand kommt die nächsten Sekunden durch die Eingangstür, auch auf dem Flur kann ich sie nicht sehen. Mit einem Mal ziehen sich meine Augenbrauen zusammen und meine Augen landen wieder auf den blauen Kristallen, die meinem besten Freund so ähneln.
„Alejandro Suarez! Bist du schon wieder abgehauen?!"
Ängstlich zuckt er zusammen und schaut mich unsicher an, doch ich habe keine Gnade. Diesmal nicht. Oft habe ich ihm schon gesagt, dass er das bitte lassen soll, es ist einfach viel zu gefährlich auf diesen Straßen, wenn man sich nicht verteidigen kann. Außerdem weiß ich auch, dass Leandro ihn lieber zu Hause einsperrt, als ihn auf der Straße zu sehen irgendwo anders, wo er sich gerade befindet.
„Warum tust du das, Mi Amor? So wirst du doch nur den Zorn deines Vaters wieder auf dich ziehen.", seufzend setze ich ihn auf meine Hüfte, da er zum Glück sehr leicht ist und laufe mit ihm zum Tresen, wo Sarah den Kleinen sanft anlächelt und ihm einen Kakao holt. Währenddessen setze ich ihn auf den Tisch und schaue ihm ernst in die Augen.
„Ich rufe jetzt irgendwie deine Abuela an. Die Arme macht sich bestimmt schon Sorgen um dich.", teile ich ihm mit und erhalte ein trauriges Nicken von ihm. „Hoffen wir einfach, dass Leandro sich weiter von diesem Krankenhaus fern hält und nicht ganz plötzlich hier auftaucht."
Wieder zuckt Alejandro zusammen, als ich seinen Vater erwähne. Wahrscheinlich ist er wieder abgehauen, um die Aufmerksamkeit seines Padres auf sich zu ziehen. Dabei versteht er einfach nicht, dass es eigentlich nur den Zorn des Mannes erweckt und er dadurch negative Aufmerksamkeit bekommt. Ich drücke dem Kleinen Papier und Stifte in die Hand und suche Leon auf, der gerade einen Patienten behandelt. Als ich an die Tür klopfe, hebt er seinen Kopf von Bildschirm.
„Amigo, kannst du deine Madre anrufen? Alejandro ist wieder abgehauen und vor dem Eingang aufgetaucht."
Belustigt nickt er. Kopfschüttelnd verlasse ich das Zimmer wieder und gehe auf Alejandro zu, der auf einmal etwas ganz anderes in der Hand an, als die Stifte, die ich ihm hingelegt habe. Überrascht blicke ich auf den Zauber-Würfel, den er mit geschickten Griffen in die richtige Reihenfolge dreht.
DU LIEST GERADE
La Novia De La Mafia - The Mafias Bride
Teen FictionVerlassen von ihrer Familie zieht Emilia in eine neue Stadt und fängt dort an in dem einzigen Krankenhaus in der Siedlung zu arbeiten. Schon in ihrer ersten Woche wird sie herzlich aufgenommen und kann auch sofort ihre Fähigkeiten unter Beweis stell...