DIE KAPITÄNSKAJÜTE WAR EIN GROẞER, mit Ebenholz ausgelegter Raum, in den das Licht des Mondes in einer geradezu zaghaften Manier einfiel. Jimin konnte nicht anders als beim stummen Betreten des Gemachs zu denken, dass sogar seine Göttin nicht in den Herrschaftsbereich des vernarbten Kapitäns vordringen wollte.
Eine Armada von Kerzen beleuchtete die Kajüte und tauchte sie in ein schummriges, orangenes Licht. Sie säumte ein Regal voller Bücher, auf die getrocknetes Wachs getropft war; wie eine unförmige Formation von kleinen Korallen, die oberhalb des Wassers geisterhaft und milchig gediehen. Wider seines Willens war Jimin beeindruckt von den zahllosen, alten Einbänden, die ordentlich nebeneinander gereiht die gesamte linke Wand des Zimmers auskleideten.
Er hatte Namjoon für vernarrt mit seinen Studien und Feldbüchern gehalten, aber Yoongi schien der belesenere Mann zu sein, sollte er sich das Wissen aus all den Büchern angeeignet haben, die seine Gemächer schmückten. Verstaubte, alte Wälzer lagen neben ausgerollten Pergamenten auf einem massiven Tisch, der direkt vor die hohen Fenster platziert mit der Aussicht über die düstere, endlose See lockte. Bei dem Anblick zog sich etwas in Jimin schmerzerfüllt zusammen. Es war nicht richtig, dass die tosenden Wellen jemandem wie Yoongi zu Füßen lagen; dass er tagtäglich zu ihrem Angesicht erwachen konnte, während er selbst unten im Unterdeck eingesperrt nur das Wiegen der Wasserwogen nachempfinden durfte, die das Schiff hin- und herschaukelten.
Die Tür fiel knarzend in ihr Schloss, als Jimin sie hinter sich zudrückte. Yoongis Bett fasste vermutlich drei seiner unglücklichen Männer, die sich die Rücken in den Hängematten durchlagen, dachte er neidisch, während er sich den Nacken vor Interesse wund drehte. Es stand auf imposanten, hölzernen Löwenköpfen in der anderen Hälfte des Raumes und war mit einem schweren Baldachin überspannt worden. Ein fremdes, antik aussehendes Muster war in die Fäden gesponnen und fasziniert stellte Jimin fest, dass die schwarze Färbung ihn an die Schemen eines Drachen erinnerte. Die Diele knarzte unter seiner Schuhsohle, als Jimin langsam weiterging. Ein mit Gold verzierter Rahmen hing neben der geschlossenen Tür, doch das, was er fasste, war mit einem Tuch verdeckt worden. Vorsichtig schlug er das Ende des Stoffes um. Sein Spiegelbild blitzte auf, die Hälfte seines Gesichts, so klar und deutlich wie das Wasser es nie hatte einfangen können. Er sah sich selbst; sich selbst und Yoongi—Über seiner Schulter, am anderen Ende des Gemachs stehend und den Spiegel aus düsteren Augen niederstarrend als hätte Jimin sich an etwas Verfluchtem vergriffen.
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A Mermaid's Tale: The Curse of the Black Dragon
Fanfiction❝ Keep my heart soft enough to keep breaking. Remind me that all of this, every bit of it, is for love. ❞ Unter den glitzernden Wellen des Indischen Ozeans überdauert ein Wassermann die Ewigkeit. Auf allen sieben Weltmeeren wird n...