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Kim Namjoon as Kim Namjoon
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WENN TAEHYUNG SEINEN DIENST NICHT UNTEN in den Brigs überbrückte und sich nicht vor den strengen Augen seiner Bruderschaft verkroch, dann schlug Jimin seine ewige Zeit in der Dunkelheit mit der Kunst des Lesens tot. Obwohl die Finsternis seine Augen anstrengte, ihn frustrierte und ihm fortwährend Kopfschmerzen einflößte, trug Taehyungs wohlmeinender Vorschlag baldig Früchte. In den drei Tagen, die Jimin seit seiner Verwandlung in seiner Zelle gefristet hatte—die ungeschickten, blassen Beine im Schneidersitz an sich gezogen, an die äußerste Peripherie des Gefängnisses gepresst—hatte er bereits eines von Namjoons gestohlenen Büchern beendet und in der heutigen Morgendämmerung das nächste in Angriff genommen.
Jimin wusste zwar nicht, was er je mit dem Pantheon des Shintō anfangen sollte; aber die bunten Bilder, die fremde Gottheiten in seinen Kopf zeichneten, tilgten die Schwärze aus dem verlassenen, verrottenden Gefängnis, das er seit einem Viertelmond nun fast sein Zuhause nannte.
Tagsüber kam Jimin selten in den Genuss, diejenigen Worte auszusprechen, die sich seit seiner Gefangennahme auf seiner vormals schweigsamen Zunge mittlerweile anhäuften wie besonders lästige Algen. Oftmals war Taehyung auf Deck derartig eingespannt, dass er erst weit nach dem Zenith der Sonne einen Abstecher in die Brigs wagte. Bis dahin erschien nur der Koch bei Jimin und der entsprang nicht unbedingt derselben gesprächigen Sorte Erdenkind, der Taehyung angehörte.
Chaichana stammte aus Siam, aus dem Königreich Thonburi, wie er ihm mit gesenktem Blick berichtet hatte, als er ihm gestern Abend eine Schüssel mit breiigem Eintopf gebracht hatte.
Appetit war Jimin genauso fremd wie sein neugeborener Drang, die Menschen an Deck kennenzulernen. Seit er in der unheilvollen, schmerzerfüllten Nacht, an die er nur noch mit einem Schaudern zurückdenken konnte, seine Schwanzflosse unfreiwillig gegen ein Paar nutzloser Beine eingetauscht hatte, begann sein Körper, menschliche Züge anzunehmen. Er wurde schneller müde, erstmals von Hunger geplagt und vertrieb sich mit primitiven Beschäftigungen die Langeweile.
Jimin verdrängte die nagende Angst vor der Unumkehrbarkeit dieser Verwandlung; vor den Schergen der Vergänglichkeit, die zum ersten Mal seit Äonen nicht mehr an seiner Haut abperlten. Er fühlte sich nicht sterblich, aber auch nicht mehr unberührbar—und nachts, allein und im Dunkeln gelassen, lehrte ihn dieses Gefühl das Fürchten.
Die Mondgöttin schien immer, genauso hell wie ihre tausenden kleinen Diener am Silberbett. Er wertete es als ein gutes Zeichen, ein hoffnungstragendes, das er die See noch hörte; ihr beim Schwappen gegen den Rumpf der Ban Tan Son lauschte und Trost in ihren ruhigen Wellennetzen finden konnte. Sie hatte ihn noch nicht verstoßen. Er war immer noch ein Kind der See und Jimin wagte es, in diesem Glauben aufzuatmen.
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A Mermaid's Tale: The Curse of the Black Dragon
Fanfic❝ Keep my heart soft enough to keep breaking. Remind me that all of this, every bit of it, is for love. ❞ Unter den glitzernden Wellen des Indischen Ozeans überdauert ein Wassermann die Ewigkeit. Auf allen sieben Weltmeeren wird n...