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Irgendwann kam er doch. Der lang befürchtete Tag x, an dem Maddy wieder ins Krankenhaus musste.
Jay hatte sich extra frei genommen, um bei ihr zu sein.
Auch sein Abflugdatum stand fest. In weniger als 3 Wochen würde er zurück in die Ukraine fliegen. Und mit ihm kam dieses Mal auch Adam mit nach Europa. Die Army hatte ein erhebliches Kontingent an Männern die über ausreichende Erfahrungen verfügten ins Krisengebiet nach Europa entsandt.

Für Jay bedeutete dies, dass er nicht nur Maddy nicht bei ihrer schweren Operation begleiten konnte, sondern dass die Gefahr bestand, dass er möglicherweise auch nicht bei der Geburt seines zweiten Kindes dabei war.

Die letzten Schwangerschaftswochen mit ihrem Babybauch würde Hailey allein hinter sich bringen müssen.

Am Tag ihrer Krankenhauseinweisung zur erneuten Chemotherapie und der nachfolgenden Chemotherapie war Halstead die gesamte Zeit über bei seiner Tochter. Will hatte bei seinen Kolleginnen und Kollegen inklusive Mrs. Goodwin ein gutes Wörtchen eingelegt, sodass er im Gegensatz zum letzten Mal Sonderrechte besaß und auch außerhalb der Besuchszeiten kommen und gehen konnte wann er wollte.

Als April Maddy die neue Chemoinfusion des neuen Zyklus legte, weinte die 14 Jährige bittere Tränen. Jay saß bei ihr und hielt ihre Hand, während die Lösung in ihre Vene floss. Er strich ihr die Tränen weg, während er sie gezielt abzulenken versuchte.

Doch im Gegensatz zu den vorherigen Malen, als er noch nicht verpflichtet war in die Ukraine zu fliegen, ließ sie sich nicht auf seine Ablenkungsversuche ein. Sie war erneut sehr still und in sich gekehrt. Auch wenn ihr Vater sich alle Mühe gab, sie von ihrer Angst abzulenken und sich auch die eigene Furcht nicht anmerken zu lassen, sprang sie nicht darauf an, was irgendwann dazu führte, dass sie sich zwangsläufig anschwiegen oder wenn nur Smalltalk über belanglose Dinge zu reden.

Jay nahm das mehr mit, als er zugab. Am ersten Tag ihrer Einweisung kam er völlig fertig aus dem Krankenhaus nach Hause.

Stumm ließ er den Haustürschlüssel in die Schublade im Eingangsbereich fallen, lehnte sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Tür und schloss die Augen.

Er fühlte sich emotional ausgelaugt, schlimmer als nach einer Entführung und dem Stellen mehrerer Straftäter.

Lange konnte er seinen Emotionen aber nicht freuen Lauf lassen, denn kurz darauf spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter. Zeitglich sahen ihn blaue Augen eindringlich und besorgt an.
Sie sagte nichts. Jay wich kurz darauf ihren Blicken aus, während ihre Hand gleichbleibend auf seinem Schulterblatt ruhte.

„Wie war es?" , fragte sie schließlich doch mit leiser kaum hörbarer Stimme. Jay schüttelte nur mit dem Kopf. Die Reaktion war selbsterklärend.

„Sie hat viel geweint und kaum gesprochen. Psychisch gesehen ist sie in deutlich schlechterer Verfassung als beim letzten Mal."

Nachdenklich blieb er an Haileys Babybauch hängen, schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie wir das dieses Mal schaffen sollen."

Hailey sagte nichts. Sie seufzte nur. Bedrückt ließ sie sich gegen Jays Schulter fallen.

Dieser platzierte gedankenverloren eine Hand auf ihrem Babybauch, während er den anderen Arm unglücklich um ihre Taille legte.

Am liebsten hätte er laut geschrien, alle Emotionen herausgelassen, die ihn gerade bewegten. Aber wie so oft konnte er es nicht, fühlte sich stattdessen, als hätten ihm unsichtbare Mächte die Kehle zugeschnürt. Wie so oft schluckte er es einfach, drückte alle Gefühle weg, bis sie sich explosionsartig entleeren würden. Und wie so oft war er einfach nur für Hailey da. Genauso wie sie es auch für ihn sein würde, wenn sich die aufgestauten Emotionen einen Weg nach draußen suchten...

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Noch am gleichen Abend lagen beide eng umschlungen in ihrem Doppelbett.

Jay strich kontinuierlich über ihren Babybauch. Haileys Schwangerschaft war mittlerweile weiter fortgeschritte und ihrem Körper deutlich anzumerken.

Zwischenzeitglich lauschte er konzentriert den Tritten der Kleinen, sprach mit seiner ungeborenen Tochter, streichelte zärtlich über Uptons Haut.

„Es tut mir leid, dass ich in den letzten Wochen nicht bei euch sein kann", wisperte er schließlich bedrückt und sah nachdenklich vor sich hin. Hailey kuschelte sich an seine Brust.

„Lass uns jetzt nicht darüber nachdenken", forderte sie, aber Jays schlechtes Gewissen war so stark, dass ihre Worte völlig in den Hintergrund gerieten. Er seufzte leise.

„Hailey, das löst das Problem nicht und das weißt du auch. Wir brauchen einen Plan B, wenn die mich nicht zur Entbindung nach Illinois fliegen lassen. Alleine im Kreissaal ist nicht die beste Idee."

„Ich hatte an Burgess gedacht", gestand Upton leise. Mittlerweile ebbten die Tritte des Babys allmählich ab. Offenbar schien das Kleine langsam einzuschlafen und ebenfalls ruhiger zu werden.

Jay nickte betreten. Eine optimale Lösung war das nicht, aber zu ihren Eltern hatte Hailey kaum noch Kontakt und viele Freundinnen hatte sie nicht.

„Es wird schlimm genug, dass ich nicht bei Maddys O.P dabei sein kann."

„Aber mal im Ernst. Im größten Notfall muss es doch inoffizielle Wege geben."

Doch Jay wich den Blicken seiner Frau aus. Die Army hatte bei Auslandseinsätzen strenge Regelungen.

„Bei Auslandsmissionen funktioniert das nicht ohne weiteres. Ich habe gestern nochmal mit Baxter gesprochen. Ich bekomme 12 Wochen, aber erst wenn das Baby auf der Welt ist. Danach verlängert sich die Zeit. Zu vorzeitigen Abbrüchen wegen Geburt oder Operationskomplikationen konnte er mir keine verbindliche Auskunft geben. Und da Maddy schon länger an Krebs leidet, wird es unwahrscheinlich den Antrag wegen ihr durchzubekommen."

Hailey zog ein langes Gesicht. Das war nicht das was sie hören wollte, aber insgeheim ahnte sie schon lange, dass es alles andere als leicht werden würde.

„Das ändert aber auch nichts daran, dass wir für die Kleine noch einen Namen brauchen", sagte er plötzlich und wie aus heiterem Himmel.

Hailey sah unglücklich vor sich hin.

Die Namenswahl war ebenfalls ein Thema, das sie am liebsten früher als später hinter sich gebracht hätte. Bis dato hatten sie sich nämlich noch nicht einigen können. Zwar verbrachten sie die freien Abende hin und wieder mit der gezielten Suche, aber es war zu Diskussionen und Debatten gekommen. Sie hatten eine Hand voll Favoriten. Etwas konkretes gab es jedoch noch nicht. Sie konnten sich kaum einigen.

Jay hätte dem Baby am liebsten einen Mädchennamen gegeben der ebenfalls mit dem Buchstaben M begann. Dafür war Hailey aber nicht. Zumal es mit dem gleichnahmigen Beginn nichts passendes gegeben hatte.

Letztendlich dauerte es keine fünf Minuten und sie waren erneut beim leidigen Thema angelangt.

„Wie wäre es mit Olivia?"

„Davon kann man keine Kurzform bilden", war Hailey überzeugt.

„Samantha?"
Aber auch das sympathisierte sie nicht.

„Jay, so heißt jedes zweite Kind."

„Und Clara? Was ist mit Clara?"

Bei dieser Bezeichnung wurde Hailey hellhörig, was auch Jay merkte.

„Kurz und aussagekräftig. Clara Halstead, das klingt nach was. Außerdem hast du bei Maddy den Namen ausgesucht. Theoretisch bin ich jetzt dran."

Hailey nickte. Ein leises Lächeln huschte über ihre Lippen.

„Halten wir das fest."
Dann suchte sie weiter.
Jay sah sie triumphierend an. Er wusste, dass es kein ja oder nein war.
Immerhin ein weiterer Name, der in die engere Auswahl kam....

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In dieser Nacht wurde Jay von Alpträumen geplagt.
Hailey wurde durch sein Wimmern wach, das sie mit voran geschrittener Zeit nicht mehr aushalten konnte.

„Jay, aufwachen!", rüttelte sie ihn leicht und nahm gleichzeitig einen gewissen Sicherheitsabstand ein. Wie sie wusste, hatte er im Schlaf bereits etliche Male um sich geschlagen.

Doch dieses Mal war das nicht der Fall. Er öffnete weinend die Augen, fuhr erschrocken und völlig außer Puste nach oben.

„Maddy ist tot. Sie ist gestorben. Sie...."

„Schh... du hast geträumt. Maddy lebt", flüsterte sie mit sanfter Stimme. Außer Atem ließ er sich zurück in die Kissen fallen. Hailey, die den Anblick nicht länger aushalten konnte, zog ihn vorsichtig an seine Brust, wo er leise in ihren Babybauch weinte.
Sacht fuhren ihre Finger durch seine Haare. Mittlerweile schien auch das ungeborene Leben in Haileys Bauch aufgewacht zu sein. Immer wieder trat das Kleine gegen ihre Bauchdecke, um auf sich aufmerksam zu machen und die werdenden Eltern darauf hinzuweisen, dass es von der angespannten Situation bemerkt hatte.

„Es ist alles gut. Daddy hatte nur einen schlimmen Alptraum", wisperte sie in Richtung ihres Babybauchs und hob ihr Sleepshirt nach oben, fuhr dann sacht über ihren Bauch. Jay versuchte sich zur Ruhe zu mahnen, schniefte leise und legte seine bebenden Hände nun ebenfalls auf ihren Unterleib.

Allmählich ließen die abrupten Bewegungen nach.

Behutsam strich er auf und ab. Es war immer wieder unglaublich wie stark die Kleine auf ihre Umwelt reagierte.
Während Hailey immer noch Jay beruhigte und in kreisenden Bewegungen über seine Stirn strich, hatte Jay sein Gesicht ganz eng an ihrem Babybauch platziert. Die leichten Barthaare, die langsam wuchsen kitzelten auf ihrer Haut, aber das versuchte Hailey zu unterdrücken.

„Mommy und Daddy sind da", flüsterte Halstead mit gebrochener Stimme, küsste dann leicht ihren Bauchnabel, während er die Nähe zu seinen beiden Frauen genoss...

fighter (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt