mental war

23 2 0
                                    


„Holen Sie den Kollegen von der Anästhesie. Wir extubieren."

Jay sah alarmiert auf Maddy, die ihn mit erschrockenen und weit aufgerissenen Augen taxierte und immer noch zu würgen begann. Aufgrund des Schlauchs in der Luftröhre konnte sie aber kaum ein klares Wort hervorbringen.
Nur kurz darauf stürmte ein weiterer Arzt in den Raum.
Unterdessen redete Jay mit den Schwestern beruhigend auf die 14 Jährige ein.

„Da-da", war alles was sie hervor brachte. Jay drückte ihre Hand.

„Schh... Ganz ruhig. Es wird gleich besser werden."

Nur kurz darauf trat der behandelnde Arzt zu ihrem Bett.

„Maddy, wir entfernen jetzt den Schlauch aus deinem Hals. Ich möchte dass du dafür alle Muskeln deines Brustkorbs anspannst. Hast du das verstanden?"

Jay sah nahezu überglücklich auf seine Tochter, die mit dem Kopf nickte. Allem Anschein nach schien sie zu reagieren und dies mental verarbeiten zu können.

Das Ärzteteam zählte von drei herunter, ehe sie abrupt den Tubus heraus zogen. Maddy würgte und hustete, während die Schwestern sie bereits mit ersten Medikamenten versorgten.

„Alles gut, Mäuschen. Du hast es schon überstanden", redete eine der Krankenpflegerinnen beruhigend auf die 14 Jährige ein. Jay wusste nicht, was es war, aber in diesem Moment brachte sie durch ihre mütterliche Art eine sichtliche Entspannung in die Situation.

„Maddyson, erinnerst du dich an mich? Ich bins. Dr. Fryburg. Ich habe dich operiert. Wenn du weißt, warum du hier bist, dann nicke mir bitte zu, okay?"

Das Mädchen sah den Arzt aus großen panischen Augen an, bewegte dann langsam den Kopf nach vorn. Auch Jay atmete erleichtert auf.

„Sehr gut. Kannst du mir klar sagen, warum wir dich operiert haben?"

Sie brauchte einen langen Moment, formulierte es ohne zu sprechen, ehe sie krächzend die ersten Worte hervor brachte. Sie waren noch etwas stockend und stotternd, aber die entscheidenden Worte fielen.

„Hirntumor", wisperte sie stockend, aber noch sehr schwach.
Doch die Euphorie fand ein jehes Ende, als sie auf ihre linke Hand blickte.

„Hand... taub. Gesicht", meinte Jay zu verstehen und sah den Arzt alarmierend an.
Dieser drückte reflexartig ihre Finger.

„Kannst du das fühlen? Spürst du das?"
Aber Maddy schüttelte mit dem Kopf.

„Was ist mit der anderen Hand? Mit den Beinen?"

Zu Jays Beruhigung und zur ganzen Erleichterung des Arztes nickte sie dieses Mal mit dem Kopf. Bis auf die linke Hand, schienen beide Beine und der andere Arm intakt zu sein. Aber sie hatte einen schiefen Mund. Zwar konnte sie lachen und die Mundwinkel anheben, aber gewisse Auswirkungen schienen bei der Gesichtsmotorik nicht verkennbar zu sein.

„Das hast du ganz toll gemacht", lobte Dr. Fryburg. Maddy sah ängstlich auf Jay. Das Taubheitsgefühl im Gesicht und in der linken Hand schien ihr Angst zu machen. Stumm rannte ihr eine Träne über das bleiche Gesicht.

„Hey, nicht weinen. Du hattest einen schweren Eingriff. Das muss nichts heißen", versuchte er ihnen den Sachverhalt schön zu reden, wohl ahnend, dass es sehr wohl auf dauerhafte Konsequenzen hin deutete.

„Dad.....hier bleiben?", meinte Jay bruchstückhaft zu vernehmen und strich ihr dann liebevoll über die Stirn.

„Na, klar. Ich bleibe erstmal bei dir."

Von der Geburt ihrer Schwester erzählte er ihr vorerst nichts im wachen Zustand. Er wollte sie nicht überfordern. Auch weil sie noch sichtlich schwach wirkte. Doch wie er Maddy kannte, schien sie längst zu ahnen, warum er wirklich hier war. Sie kannte die Vereinbarung, dass er eigentlich erst nach der Geburt des Babys zurück in die USA fliegen durfte.

„Schwester Susan gibt dir jetzt etwas, damit du ein wenig schlafen kannst. Dein Körper braucht die Kraft, um sich nach dem Eingriff zu erholen."

Doch davon schien Maddy alles andere als begeistert.

„Dad", wisperte sie leise und drückte mit den linken Fingern seine Hand, was Jay liebevoll erwiderte Stumm drückte er der 14 Jährigen einen Kuss auf die Stirn.

„Ich bin da. Du musst jetzt trotzdem etwas schlafen, okay?"

„Mom?", meinte er zu verstehen und sah hilfesuchend auf den Arzt, der ihm vielsagende Blicke entgegen warf.

„Mom ruht sich etwas aus. Sie wird mich später ablösen. Aber jetzt musst du dich noch ein bisschen erholen", sagte er einfühlsam und blickte den Arzt eindringlich flehend an. Während die Schwester Maddy langsam das Beruhigungsmittel spritzte, deutete Jay in den Nebenraum. Nur wie aus weiter Entfernung nahm Maddy die Bitte ihres Vaters an den Arzt wahr.

„Kann ich Sie kurz draußen sprechen? Es ist wichtig."


___________________________


„Haben Sie Ihr Gesicht gesehen? Und was ist das mit ihrer Hand?", polterte Jay aufgeregt los, sobald er mit dem Arzt nach draußen gegangen war. Dieser erhob abwehrend die Hände, während er Jay einen Platz in seinem Büro anbot.

„Mr. Halstead, wir haben Ihre Tochter erst vor einer halben Stunde extubiert. Abgesehen davon hatte ich Ihre Frau bereits über die potenziellen Folgeschäden aufgeklärt."

Müde nahm der Mediziner seine Brille von den Augen, legte sie auf dem Schreibtisch ab.

„Unter uns gesagt, und auch wenn Ihnen das nicht auf die gleiche Weise erscheint, weil Sie Maddyson in einem anderen Zustand vor der Operation in Erinnerung haben, jammern wir hier auf hohem Niveau. Maddyson hatte eine Hirnblutung, die wir noch rechtzeitig stoppen konnten. Wir haben ihren Schädel eröffnen müssen, damit die Blutung zum Stillstand gelangt. Normalerweise leiden Menschen, die von derartigem betroffen sind für das restliche Leben unter schweren Behinderungen. Ich weiß, dass das Angesichts der Lage nur ein schwacher Trost ist, aber ich bin aufgrund der Schwere der Operation und der Erkrankung dennoch sehr zufrieden mit ihr. Sie ist ansprechbar. Sie reagiert. Sie kann klare Sätze formulieren."

„Das heißt, Sie denken, dass die Lähmungserscheinungen für immer bleiben?"
Der Mediziner zuckte unschlüssig mit den Schultern.

„Das kann man im jetzigen Zustand schwer sagen. Geben Sie der Sache Zeit. Mit Hilfe einer guten Rehatherapie sind Verbesserungen wahrscheinlich. Aber nicht garantiert."

Jay nickte düster, sagte nun aber gar nichts mehr, weil ihm mittlerweile das Ausmaß der gesamten Komplikationen bewusst wurde und damit auch klar schien, wie viel Glück die 14 Jährige trotz der gesamten Situation gehabt hatte.

„Mr. Halstead, der Tumor Ihrer Tochter konnte komplikationsfrei entfernt werden. Sie hat diese Hirnblutung ohne massive Folgeschäden überlebt. Das ist so, als ob man gleich fünf Mal im Lotto gewinnt", machte er Jay noch einmal klar, der jetzt ebenfalls erstmals mit den Tränen kämpfte und nun gar nichts mehr sagte.

„Wenn keine weiteren Komplikationen auftreten, hat Maddyson trotz der Erkrankung eine dauerhafte Chance auch tumorfrei zu bleiben."

Jay, der jetzt nach dem Schock der vorangegangenen Stunden langsam begriff, was der Arzt damit im Detail meinte, nickte dem Mediziner betroffen zu. Anhaltende Stille, bevor er mit wackliger Stimme die ersten Worte hervor brachte.

„Danke Doc."

Betretene Stille, ehe der Arzt aufmunternd nickte.

„Nicht dafür."
In manchen Momenten sagten Blicke mehr als es Worte je vermochten...

____________________________


Am gleichen Nachmittag durfte Jay zum ersten Mal seine kleine Tochter sehen.
Er hatte Hailey schlafend vorgefunden, sodass er sie nicht stören wollte und erst einmal allein zu Clara ging.

Eine Schwester führte ihn in den Raum zum Inkubator, in dem sie lag und sich neugierig umschaute. Als Jay seine Hand durch eines der Löcher im Brutkasten steckte und ihr wie Hailey am Vortag seinen Zeigefinger entgegen streckte, umschloss sie ihn mit ihrer kleinen Faust.

In Halsteads Hals bildete sich ein Kloß. Er versuchte die aufkommenden Tränen wegzublinzeln, was ihm nur schwer gelang. Die Schwester, die davon Notiz genommen hatte und die Emotionalität vieler Eltern kannte, ging zu einer beliebten Methode über.

„Kommen Sie mal her und setzen Sie sich hierhin, in einen unserer Stillsessel. Auch wenn Sie der jungen Dame hier keine Milch geben können, gibt es etwas Wichtiges, das Sie tun können", erklärte sie Jay und wies ihn schließlich an, sein T Shirt auszuziehen.

Jay sah sie ungläubig an. Als sie ihm dann aber erklärte, was sie vor hatte, schien er langsam zu verstehen, worauf es hinaus laufen sollte.

„Wir nennen das die Känguru Methode. Der enge Hautkontakt wirkt beruhigend auf die Babys und fördert das Gefühl von Urvertrauen und Geborgenheit. Im ersten Moment beschweren sich die Säuglinge meist, wie Ihre kleine Prinzessin jetzt, aber das wird sich gleich geben", nahm die Pflegerin Clara vorsichtig aus dem Inkubator. Das kleine Mädchen schrie aus Leibeskräften und wehrte sich. Sie wollte nicht herausgenommen werden. Sobald sie Jay aber auf die nackte Brust gelegt wurde, schien sie etwas ruhiger zu werden.

Sie quengelte noch ein wenig, kuschelte sich mit ihrem kleinen Köpfchen dann aber an Jays Oberkörper und wurde jetzt auffallend ruhig. Maddy war damals ein kerngesundes Baby gewesen. Sicher, hatte Jay auch seine Erstgeborene lange auf dem Arm gehabt, aber dennoch war das hier etwas völlig anderes.

„Schauen Sie mal hier auf den Monitor. Die Herzfrequenz wird gleichmäßiger. Der Puls geht herunter. Die Kinder genießen das."

Sie zwinkerte Jay zu, der ganz fasziniert auf das kleine Mädchen sah.

„In 5 Minuten bin ich wieder bei Ihnen. Dann werden wir der jungen Dame mal die Windeln wechseln."
Aber Jay hatte das nur noch halb mitbekommen.

Viel zu sehr war er damit beschäftigt sein kleines Mädchen ausgiebig zu betrachten und ihr vorsichtig über die kleine Wange zu streicheln. Für einen Moment musste er daran denken, als Maddy noch so klein gewesen war.

Die aufkommenden Gefühle ließen den Gedankengang aber schnell verdrängen. Während Jay das winzige Etwas bestaunte, das in ihm erhebliche Beschützerinstinkte weckte, zeigten sich die nun lange aufgestauten Emotionen. Fast automatisch rollten ihm die Tränen aus den Augen, die Claras kleinen Kopf benetzten. Das Baby krähte ein wenig, sah dann fasziniert auf seinen Vater und kuschelte sich erneut an seine Brust, ehe es zufrieden die Augen schloss und schließlich beruhigt einschlief.

„Ich werde dich immer beschützen. Daddy ist immer bei dir. Egal was passiert", fuhr er über ihre kleine Hand, ehe er ihr vorsichtig einen Kuss auf den winzigen Kopf gab.

Die Schwester, die nach einiger Zeit zurückgekommen war, blieb in Höhe der Tür stehen und beobachtete ebenfalls gerührt wie Jay auf seine kleine Tochter einredete.

Ganz leise schlich sie sich wieder aus dem Zimmer, zog sich taktvoll zurück, ehe sie die Medikamente vom Wagen nahm.

Trotz ihrem schweren Start ins Leben würde es die Kleine gut bei ihren Eltern haben. Davon war die Frau überzeugt...

__________________________


Als Jay beim nächsten Mal auf Hailey traf, war diese gerade aufgewacht und lag noch immer erschöpft in ihrem Krankenhausbett.

Die zwei sagten nichts. Sie schauten einander nur stumm an, bis Upton die Tränen kamen. Jay setzte sich wortlos an ihr Bett, streckte die Hände nach ihr aus und zog sie in eine lange Umarmung. Hailey weinte in seinen Armen. Sie schluchzte regelrecht und es schien fast, als ob all die Angst und die Hoffnungslosigkeit der letzten Stunden mit einem Mal auf sie einprasselte.

„Schhh... Ich hab dich", war alles was er sagte, während sie sich völlig aufgelöst an ihn klammerte. Jay verstärkte seinen Griff, hielt sie ganz fest, bis ihr klägliches Weinen in ein Wimmern überging und sie keine Tränen übrig hatte.

„Die beiden Mädels sind verdammt hart im Nehmen. Die kommen ganz nach ihrer Mom", versuchte er sie zu beruhigen, während sie den erhitzten Kopf müde an seine Brust drückte.

„Ich war nicht für Maddy da", meinte er zwischen leisen Schluchzern zu vernehmen, weshalb er abermals seinen Griff verstärkte.

„Das ist nicht deine Schuld. Clara brauchte dich", gab er ihr zu verstehen.

„Ich bin vorhin bei Maddy gewesen, als sie aufgewacht ist. Die Ärzte haben sie erfolgreich extubieren können."

„Wie geht's ihr? Hat sie auf dich reagiert?"
Hailey merkte, wie sich Jay verspannte, leise seufzte.

„Den Umständen entsprechend, mit leichten Einschränkungen. Sie ist ansprechbar. Ich erzähle dir nachher mehr. Wichtig ist, dass du jetzt Kraft tankst und erst einmal zur Ruhe kommst. Die Geburt war anstrengend für dich."
Jay lächelte traurig, deutete dann nach nebenan.

„Ich komme übrigens direkt von unserer kleinen Maus. Ich hab sie auf der Brust gehabt und ihr die Windeln gewechselt", versuchte er durch die Nässe in seinen eigenen Augen zu lächeln. Auch Hailey lächelte ihn durch ihre eigenen Tränen an.

„Sie ist noch so winzig, aber eine echte Kämpferin", drückte Jay seiner Frau schließlich einen sachten Kuss auf die Lippen, ehe er ihr zärtlich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
„Wie ihr Dad", wisperte Upton und erwiderte den Kuss ein weiteres Mal.

Sie lehnte sich an ihn, während Jay behutsam neben sie rückte und sie halb in seine Arme zog. Hailey stöhnte kurz auf, weil ihr die Nähte am Bauch Schmerzen bereiteten, fand dann aber eine Position in der sie komfortabel neben Jay sitzen konnte.

„Du hast das alleine durchgezogen und ich bin wahnsinnig stolz auf dich", umarmte er Hailey während er gleichbleibend über ihre Stirn strich. Upton schloss die Augen. Für einen langanhaltenden Augenblick schienen sie einfach nur die Nähe des jeweils anderen zu genießen, ehe leise die Tür geöffnet wurde und niemand geringeres als Will den Kopf in den Raum steckte.

„Ich will das traute Glück nicht stören, aber eure älteste Tochter verlangt schon wieder nach Makkaroni mit Käse. Ich denke, so langsam wird es an der Zeit, dass ihr sie in Kenntnis des neuen Familienmitglieds setzt", murmelte der rothaarige Arzt wehmütig lächelnd, während er schmunzelnd auf seinen Bruder und seine Schwägerin sah.

„Ruht euch noch ein bisschen aus und haut euch aufs Ohr. Ihr werdet die Energie in der nächsten Zeit brauchen", spielte Will auf die kommende Zeit an und wie so oft zuvor sollte er mit seiner Annahme nicht im Unrecht bleiben...


___________________________


Will hatte Recht behalten, denn die Folgetage wurden anstrengend.
Mittlerweile lebten Jay und Hailey förmlich im Krankenhaus. Sie waren abwechselnd bei Maddy und Clara, verbrachten viel Zeit mit ihren Sorgekindern.

Maddysons Werte blieben stabil, aber die Einschränkungen in der Hand und die tauben Stellen im Gesicht schienen nicht besser zu werden. Wenn auch die verwaschene Sprache etwas nachgelassen hatte. Maddy, die allmählich immer mehr zu sich kam, nahm das psychisch mehr mit, als Jay und Hailey gedacht hatten. Sie freute sich über ihre kleine Schwester, schien aber zunehmend frustrierter, weil sie mit den Einschränkungen und der Taubheit nur schwer umgehen konnte. Sie hatte Angst, dass es ihr mit Max wie mit ihrem ersten Freund erging und er sich doch nach einer anderen Freundin umsah. Das Problem mit ihrer linken Hand schränkte sie zunehmend ein. Gleichzeitig kämpfte sie mit den Nachwirkungen des künstlichen Komas. Nachts hatte sie Alpträume, konnte nur noch mit Licht schlafen. Jay oder Hailey mussten noch lange abends bei ihr sein. Gegebenheiten, die auch die Cops sichtlich mitnahmen.

Und auch mit Clara schien noch längst nicht alles in Ordnung zu sein.
Sie nahm Haileys abgepumpte Milch nicht an, musste bis aufs weitere noch per Magensonde ernährt werden. Doch das war nicht das einzige Problem.

Nichtsahnend wurden Jay und Hailey an einem Dienstagmorgen von einem der behandelnden Kinderärzte ins Büro gebeten. Während Maddy zum ersten Mal ihre kleine Schwester besuchen durfte, hatte der Mediziner um das Gespräch gebeten.

Eine Pflegerin hatte sie im Rollstuhl zu Claras Inkubator gefahren und nun betrachtete sie stolz ihre noch winzige Schwester und streichelte ihre Händchen, während ihre Eltern in Dr. Borrows Arztzimmer saßen.

„Gibt's weiterhin Probleme mit der Nahrungsaufnahme? Die Schwestern meinten, sie werden es ab morgen mit
einem anderen Rhythmus versuchen", mutmaßte Jay, aber der Arzt schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, Mr. Halstead das ist nicht das, was uns Sorgen bereitet. Ich habe Clara vorhin mit meiner Kollegin untersucht und dabei ist uns etwas aufgefallen. Lange Rede, kurzer Sinn, die Herztöne Ihrer Tochter sind unregelmäßig und das gefällt uns nicht, weshalb wir weitere Untersuchungen anberaumt haben und dabei ist uns leider das deutlich geworden, was wir bereits befürchtet haben. Clara hat ein Loch im Herz. Das ist ein typisches Problem bei vielen frühgeborenen Kindern, weil der ductus arteriosus noch offen ist und sich nicht zurückentwickelt hat, so wie es bei normalgeborenen Kindern der Fall wäre. Wenn dieser Teil offen ist, wird das Blut, das alle Teile und alle Organe des Körpers versorgt, zurück zur Lunge gepumpt. Und dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihre Tochter nicht gut entwickelt. Mit anderen Worten, Ihre Tochter wird langfristig eine Operation brauchen."

Hailey sah geschockt auf Jay, griff nach seiner Hand, die sie fest drücke. Nicht schon wieder. Nicht die nächste Hiobsbotschaft. Unter Schock nahm sie wahr, wie sich die Stimme des Arztes immer weiter von ihr entfernte.

„Man würde das nicht offen direkt am Herzen verschließen, sondern einen Zugang an der Leiste zu legen und dies mittels Röntgenkontrolle und Katheter zu verschließen. Der Katheter wird bis zum Herz vorgeschoben und die Stelle mit einem Device zu verschließen."

An der Stelle waren die frisch gebackenen Eltern jedoch noch gar nicht. Noch kämpften sie völlig überrascht damit, die neue Diagnose zu verkraften und sich mit der Tatsache zu arrangieren, das nun auch ihre zweite Tochter schwer erkrankt war.

Dass Hailey mittlerweile an der Grenze des Belastbaren angelangt war, sollte sich nur wenig später zeigen. Schon während der Verkündung der Diagnose war sie aschfahl geworden.

Mitten im Gespräch stand sie auf, wankte unter den verdutzten Blicken von Jay und dem Arzt zur Tür.

„Mir ist nicht gut. Ich muss hier raus", war das Letzte was sie von sich gab. Sie schaffte es gerade noch die Tür zu öffnen, ehe sie kurz darauf auf dem Flur zusammenbrach. Plötzlich begann sie hysterisch zu weinen. Sie war an der Tür nach unten gesunken und kauerte inmitten des Krankenhausflurs.

„Schwester, ich brauche Sie hier", war alles was Jay noch von Seiten des Arztes mitbekam, während er in den Flur schnellte und sich vor Hailey kniete, um leise auf sie einzusprechen. Er wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie stieß ihn weg, begann stattdessen aus Gegenwehr auf ihn einzuschlagen und zunehmend lauter zu schreien. Jay fing ihre Schläge ab, zog sie dennoch mit sanfter Gewalt in seinen Arm, wo sie schließlich vor Erschöpfung zusammenbrach und das Bewusstsein verlor...

fighter (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt