»Iduna! Bereit für deinen nächsten Trip?« Ailsa klatschte in ihre Hände, als sie Iduna erblickte. Doch dann fiel ihr Blick auf mich, die neben ihr erschien. »Oh«, murmelte sie und trat ein paar Schritte zurück. »Tretet herein.«
Wir ließen uns in ihrem Wohnzimmer nieder. Ailsas Hände zitterten kaum merklich, als sie sie faltete. Sie versuchte gelassen auszusehen, doch man sah ihr an, dass sie am liebsten von hier flüchten würde. Ich nahm an, sie wusste, weshalb wir hier waren, genauso sehr wie sie wusste, was für Auswirkungen der Trank auf Iduna hatte.
»Du hast es ihr gesagt«, schlussfolgerte Ailsa an Iduna gerichtet. »Und... erinnerst du dich?« Nun drehte sie sich zu mir um, Neugierde in ihren grünen Augen. Ich verneinte, doch tauschte einen Blick mit Iduna. Genau deshalb waren wir heute hier. Wegen meinen Erinnerungen.
Das Medium lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie nahm ihre Brille ab und rieb sich die Augen. »Warum seid ihr dann hier?«, fragte sie müde und sah dabei aus, als ob sie die Antwort gar nicht hören wollte. Ich wunderte mich, ob ihr bewusst war, was sie alles verändert hatte, nur in dem sie Iduna auf ihren Wunsch hin einen Trank braute. Wie war Iduna wohl auf sie gestoßen? Hatte sie all die Jahre nach einer Möglichkeit gesucht, mich zu finden? Auf einmal fühlte ich mich schrecklich, weil ich sie ein zweites Mal verlassen würde.
»Ich dachte, du hättest eine Möglichkeit, ein paar meiner Erinnerungen zurückzuholen?« Als ich meinen Wunsch aussprach, klang er plötzlich so naiv. Wie ein Kleinkind, welches zu fliegen wünschte.
»Nun...« Ailsa klang überrascht. »Da lässt sich bestimmt was machen. Aber ich kann nichts garantieren.« Sie zögerte. »Ich hätte da tatsächlich eine Methode... aber sie ist nicht die sicherste. Wenn dir kalt oder unwohl wird, solltest du dich davon losreissen. Sonst bleibst du möglicherweise in deinen Erinnerungen stecken.«
Trotz des letzten Satzes hob ich meine Mundwinkel leicht an. Kurz bereute ich, nicht früher gekommen zu sein, um nach meinen Erinnerungen zu fragen. Doch dann merkte ich, dass es besser so war. Ich war nicht weniger vollkommen ohne diese Erinnerungen. Dennoch brauchte ich sie jetzt. Sie zurückzuerlangen war mein letzter Schritt hier im Dazwischen. Es waren drei Tage vergangen, seit ich meine Entscheidung getroffen hatte. Anfangs war ich leicht aufgeregt gewesen, doch jetzt saß ich seelenruhig da. Iduna neben mir drückte meine Hand.
»Dafür müsste ich mich allerdings etwa eine Stunde oder länger vorbereiten.« Ailsa schien nun ebenfalls entspannter. »Das werde ich schaffen. Ich habe sowas noch nie gemacht, aber es wird schon.« Ihr Kopf schien zu arbeiten. »Wartet hier.«
Sie verschwand in ihrem Arbeitszimmer und ließ Iduna und mich zurück. »Es funktioniert«, flüsterte ich ungläubig. »Wahrscheinlich, ja«, setzte Iduna hinzu. Sie lehnte sich an meine Schulter und gähnte leise. Ich dachte an meinen letzten Besuch hier zurück und musste kurz an das Mädchen denken, welches durch mich gerannt war. Iduna war auch ein Mensch, ein lebendiger Mensch. Wie also konnte sie mich sehen und berühren?
»Warum siehst du mich?«, sprach ich meine Gedanken laut aus. »Ist das eine Wirkung des Tranks?«
»Ich schätze schon«, überlegte Iduna. »Vielleicht kann ich sowas auch einfach. Keine Ahnung.«
Ich nickte langsam. »Okay«, meinte ich, bevor ich meine Stimme senkte. »Ich bekomme meine Erinnerungen zurück. Danach werde ich gehen. Ins Licht.« Plötzlich war es, als würde mich jemand mit Steinen bewerfen. Ich wusste gar nicht, wie schwer Luft sein konnte, bis sie mich jetzt zu erdrücken drohte.
»Ich werde in einigen Jahren auch das Licht betreten«, entgegnete Iduna. »Dann werden wir uns wiedersehen.«
»Versprich mir, dass du die Jahre genießt und nicht nur wartest, bist du stirbst«, bat ich Iduna. »Bitte.«
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The Café between the stars
FantasiWohin kommt man, nachdem man stirbt? Eine Frage, welche bereits öfter gestellt wurde, als man denkt. Ein Rätsel, über dies sich bereits viele den Kopf zerbrachen. Als Besitzerin des Cafés zwischen den Sternen weiß es Althea ganz genau. Bevor man in...