9 - Der Verrat

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Die Woche war hart.
Celia wusste nicht, wie sie überhaupt noch zum Schlafen und Essen kam, so viel war zu tun. Ihre Uni forderte sie mehr denn je und das neue Social-Media Projekt war ebenso anstrengend wie spannend. Manchmal wünschte sie sich, die Woche hätte ein paar Tage mehr und der Tag selbst auch doppelt so viele Stunden. Außerdem war Will ein paar Tage krank gewesen und sie hatte seine Reitstunden zusätzlich übernommen, obwohl er angeboten hatte, den Kindern abzusagen. Celia hatte betont, dass es keine große Sache war, doch nun bemerkte sie, dass es sie schon mehr schlauchte, als sie zugeben würde. Sie war an meinem Abend vor neun Uhr abends zuhause gewesen und dann fiel sie meistens direkt ins Bett. Oder sie übernachtete auf Horseland, wobei Benny und sie kaum nebeneinander schlafen konnten, ohne vorher leidenschaftlichen Sex zu haben. So kam es, dass sie an diesen Tagen sogar noch müder war als sonst und ihr Hals kratze bedenklich. Wenn sie krank wurde, wäre das geradezu fatal.

Die Schwarzhaarige ließ ihren Löffel voller Müsli sinken und schaute hoch, als Benny ins Wohnzimmer kam. Es war Samstag und eigentlich etwas früh für ihn, Benny schlief am Wochenende gerne länger. Doch er sah nicht nur ausgeschlafen aus, sondern schien auch bestens gelaunt.
„Heute habe ich einen Termin mit der Bank", verkündete er zufrieden. „Was es kosten würde, den Platz zu überdachen und mit Licht auszustatten. Wenn alles klappt, könnten wir schon bald beginnen." „Sehr gut", lächelte Celia zurückhaltend. „Dann hoffen wir, dass die Bank dir gute Zinsen gewährt."
„Das wird schon", meinte Benny überzeugt. „Das neue Berittpferd von Will lebt sich super ein und auch Michelles Hengst macht sich bestens. Außerdem scheinst du mit Moon bestens auf die Turniere vorbereitet zu sein." „Was das angeht, hoffe ich, dass ich es schaffe", murmelte die Schwarzhaarige und stellte ihren Teller weg, der nicht einmal halb aufgegessen war. „Ich muss in der Firma noch einiges machen und fürchte, dass ich nicht auf jedes Turnier gehen kann."
„Ich bin sicher, dass deine Eltern es auch verstehen würden, wenn du dich im Unternehmen zurücknimmst", sagte Benny sanft und setzte sich mit seinem eigenen Müsli zu ihr. Celia biss die Zähne zusammen. „Das ist es ja gerade. Ich möchte mich nicht zurücknehmen, mir gefällt, was wir da tun. Es macht Spaß und ich liebe die Arbeit an dem Projekt."

Kurz fürchtete sie schon, Benny könnte das in den falschen Hals bekommen, doch er hörte ihr gar nicht zu, sondern überflog die Annoncen in der Zeitung. „Wenn mein Vater und ich uns reinhängen, könnten wir das mit der Wasserleitung schon nächstes Wochenende machen. Könntest du da vielleicht Aztek trainieren? Du kannst ihn auch als Handpferd mitnehmen, wenn du ausreiten gehst."
„Ich bin nächstes Wochenende nicht hier. Das habe ich dir aber schon vor Wochen gesagt", bemerkte Celia leise. „Ich habe dort ein wichtiges Meeting und danach gehen wir Golf spielen und Abendessen. Am Sonntag fahren meine Eltern mit Flake und mir weg zum Einkaufen."
„Richtig", dachte Benny laut nach. „Da war etwas, das du erwähnt hattest. Sei's drum, wir kriegen das hin." „Was denn genau?", wollte Celia wissen und ergriff ihre Tasse. Nicht zum ersten Mal dachte sie, dass Benny und sie zurzeit mehr oder weniger aneinander vorbei lebten. Ihr Freund schaute von der Zeitung hoch. „Michelle hat recht, warmes Wasser wäre viel angenehmer am Putzplatz", meinte er schulterzuckend. „Und ihr Vorschlag mit dem zweiten Putzplatz fände ich auch interessant und die Anmerkung, dass wir ihn vor dem Stall machen sollten und das Dach verlängern, um auch bei Regen putzen zu können."
„Was für tolle Einfälle Michelle doch hat", bemerkte Celia spitz. „Aber wir könnten doch auch vor den Boxen putzen, wenn es regnet. Bisher hat der Platz doch gereicht."
„Es redet ja niemand davon, dass das sofort sein muss", meinte Benny mit einem Tonfall, als wäre sie fünf Jahre alt. „Es geht darum, dass wir größer denken müssen. Uns ansehen sollten, was Akademien wie Texas Hill haben und womit wir uns messen müssen." „Niemand muss sich messen", stellte Celia klar. „Texas Hill ist eine hochrenommierte Reitakademie, die von den reichsten Familien des Landes gesponsert wird. Du willst Kredite aufnehmen und.... Benny, was wenn du dich damit am Ende nur hoch verschuldest?"

Ihr Freund musterte sie und ein ärgerlicher Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. „Traust du mir das nicht zu?", fragte er offen und lehnte sich zurück. „Oder passt es dir nur nicht, dass Michelle diese Ideen hatte und nicht du?"
„Michelle ist es völlig egal, wie viel Geld du reinstecken musst und wenn Horseland den Bach runter geht, wechselt sie den Stall und ist weg. Wir bedeuten ihr nichts, Benny", erklärte Celia nicht minder wütend. „Du stellst sie immer hin, als wäre sie die Einzige, die sich für Horseland interessiert. Dabei sind wir anderen einfach glücklich mit der Ranch, so wie sie ist." „Michelle bringt sich wenigstens ein", schnauzte Benny plötzlich. „Und zieht nicht ständig zurück, wie du oder Will. Sie sieht das Potenzial und anstatt mir einen zu blasen, wenn ihr nichts mehr einfällt, überlegt sie sich neue Investitionen."

Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Celia sprang vom Stuhl hoch und zischte Benny zornig an. „An deiner Stelle, mein Freund, würde ich mich jetzt entschuldigen! Wer verdient hier mit den Reitschülern Geld und geht auf Turniere?"
„Du", antwortete Benny ausdruckslos. „Obwohl du es nicht müsstest. Immerhin könntest du die ganze Ranch kaufen, mit nur einem Wimpernschlag." „Benny, ich habe dir oft angeboten, dir das Geld für solche Investitionen zu geben, was kann ich dafür, wenn du ständig ablehnst."
„Ich will das mit dir zusammen machen, Celia!", brüllte ihr Freund zurück. „Etwas mit dir gemeinsam erreichen, ohne die Kohle von deinen Eltern! Wieso checkst du das einfach nicht?"

Celia verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Frag doch Michelle, ihr beide seid ja neuerdings so dicke zusammen. Bis später, Benny!"
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Flur. Benny rief ihren Namen, aber sie drehte nicht mehr um, sondern ging schnurstracks zum Stall und begann mit dem Ausmisten. Obwohl sie und Benny heute dran waren, ließ ihr Freund sich keine Minute des Morgens blicken und sie war allein. Schleppte die Schubkarre zum Mistplatz und arbeitete stumm und wütend vor sich hin. Irgendwann hörte sie draußen die hohe Stimme von Michelle, die Will am Arsch klebte und sich wohl über etwas sehr amüsierte, dann das vertraute Geräusch von Hufen. Sie machte bestimmt ihren heiligen Joker für die Reitstunde mit Will fertig. Die Schwarzhaarige konnte das Schwärmen über dieses Pferd kaum ertragen. Chloe und Zoey redeten nur noch über Joker, Benny betonte mit jedem Wort, wie perfekt er war und selbst Will schien verschossen in den Hengst von Michelle. Diese stapfte bereits über die Ranch, als würde sie ihr gehören und hatte vor zwei Tagen allen Ernstes die Aktion gebracht, Reitschülern zu befehlen, dass sie Joker putzen mussten. Celia hatte Will davon berichtet, statt selbst einzuschreiten und zu verhindern, dass Michelle zu Benny rannte und dieser sie anpflaumte. Doch Will hatte es nur abgenickt und gemeint, dass Reitschüler doch liebend gern Pferde putzten und es bestimmt nicht schlimm gefunden hätten, Michelle zur Hand zu gehen. Daher war Celia seit einigen Tagen auch nicht besonders gut auf Will zu sprechen. Ob er Sarah gegenüber mittlerweile den Mund aufgemacht hatte, was hier los war? Sie bezweifelte es stark.

Das Schlimmste war, dass Benny recht hatte. Es passte der Schwarzhaarigen nicht, dass Michelle sich derart einmischte und Benny irgendwelche Ideen einpflanzte, die er nur verwirklichen konnte, wenn er dafür hohe Summen Geld bei der Bank lieh. Er wollte Celias Unterstützung, was das Geld anging, nicht annehmen, aber sie fürchtete, dass er sich übernahm und am Ende nicht mehr klarkommen würde. Der Hof nahm gutes Geld ein, aber reichte es, um mehrere Millionen Dollar Investment abzuarbeiten? War Benny zu unvorsichtig? Oder war es tatsächlich so, dass sie ihn nur bremste, weil sie Michelle nicht die Bestätigung geben wollte, dass sie von Benny alles erschleichen könnte, wenn sie es nur probierte?

Nach dem Ausmisten füllte Celia das Heu der Pferde auf und fegte den Gang durch. Sie warf einen Blick auf die Koppel und musste grinsen, als sie Moonlight dort herumtollen sah und die anderen aus der Herde verständnislos dabei zusahen. Nur einer fehlte. Tex.
Celia ließ den Besen stehen und ging zum Stalleingang, um die ganze Wiese zu sehen, doch ihr Hengst war nirgendwo zu sehen. Dafür sah sie Joker, der friedlich grasend am Zaun stand. Was zum Teufel-?

Ein Gedanke bildete sich in Celias Verstand, sie rannte aus dem Stall und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Michelle und Will bei der Reitstunde erkannte. Doch nicht mit Joker. Michelle hockte auf Tex und setzte gerade zum Stoppen an, was Celia selbst schon lange nicht mehr mit ihm machte, da er Probleme mit den Knochen hatte.
Bevor sie an sich halten konnte, sah sie plötzlich nur noch rot. Wie konnte dieses Miststück es wagen, sich wie selbstverständlich Tex zu schnappen, als würde er ihr gehören!

„Hey!", erhob Celia die Stimme und riss das Tor zum Reitplatz auf. „Was zum Teufel macht ihr da? Runter von meinem Pferd, du Schlange!"
Will drehte sich erschrocken um und Michelle bremste Tex aus, als sie Celia erkannte. „Was geht denn bei dir?", fragte sie gelangweilt. „Nicht genug gevögelt worden?"

„Nicht-", Celia war eine Sekunde überfahren und selbst Will schien erschrocken von Michelles Aussage, doch die Schwarzhaarige fasste sich schnell wieder, rannte über den Reitplatz und wollte Michelle von ihrem Pferd zerren. „Runter von ihm!", schrie sie zornig. „Er ist nicht dein Pferd!" Vor Wut stiegen ihr Tränen in die Augen. „Tex gehört mir! Du hast kein Recht ihn zu reiten! Will, warum erlaubst du sowas? Sag mal, spinnst du? Deine Freundin weiß nicht mal, dass diese Schnepfe sich hier breitmacht und jetzt gibst du ihr mein Pferd?!"
„Was redest du denn da?", fragte Will bestürzt. „Ich habe ihr Tex nicht gegeben! Joker hat ein dickes Bein und kann heute nicht geritten werden, ich habe das nicht entschieden und-, warte, du wusstest nicht, dass sie ihn reitet?"

Durch ihre Wut konnte Celia die ehrliche Verblüffung auf dem Gesicht des Blonden sehen, was aber nichts an ihrem Zorn linderte. „Natürlich wusste ich es nicht, du Penner! Als ob ich dieses Weib auf Tex lassen würde. Jetzt steig ab, oder es knallt, Michelle!"
Diese schlug die Hände vor den Mund und quälte ein paar Krokodilstränen hervor. „Aber Celia, ich- ich wollte dich doch nicht wütend machen." „Oh schenk es dir!", schnauzte Celia sie an. Will stellte sich vor sie. „Jetzt komm erstmal wieder runter und schrei Michelle nicht an", befahl er gebieterisch. „Das muss ein Missverständnis sein. Michelle, bitte steig ab und wir klären das in Ruhe."
„Aber ich habe Reitstunde", schluchzte Michelle täuschend echt. „Und Celia schreit mich nur an, seit ich hier bin. Sie ist immer so gemein!"

„Du Miststück! STEIG AB!", wollte Celia sich an Will vorbeidrängen, blind vor Tränen und ihr Herz pumpte wie verrückt. „Celia, was ist denn los mit dir!", zischte Will verstört. „Bist du verrückt, beruhig dich mal ein bisschen."
„Fick dich doch! Wir alle sollen die Fresse halten, weil du genau weißt, dass Sarah deine Eier durch den Fleischwolf dreht, wenn sie mitbekommt, dass Michelle hier ist und jetzt soll ich mich beruhigen! Du kannst mich mal!"
Noch nie hatte Celia so mit Will gesprochen, eigentlich hatte sie viel zu großen Respekt vor dem Älteren, aber ihr reichte es. Sie kannte Michelle besser als jeder andere und wusste, wie diese Frau war. Dass sie sich an vergebene Männer ranmachte und sie dazu überredete, ihre Frauen und Freundinnen zu betrügen, dass sie Freundschaften zerstörte und anderen liebend gern beim Scheitern zusah, dass sie Celia ihren Erfolg immer missgönnt hatte und nun drauf und dran war, Benny auf ihre Seite zu ziehen. Das musste alles ein Albtraum sein.

Will atmete einige Male tief durch, Michelle rührte sich kein bisschen, sondern blieb auf Tex sitzen. „Celia, hör mir zu", sagte Will mit Nachdruck. „Ich dachte, du hättest darüber Bescheid gewusst, dass wir Tex nehmen dürfen. Sonst hätte ich das niemals getan, vor allem nicht gegen deinen Willen. Kannst du dich kurz zurückhalten, dass wir normal sprechen können?"
„Wieso soll ich denn Bescheid gewusst haben!", fauchte Celia. „Wer hat euch denn erlaubt, Tex zu reiten, wenn ich es nicht war? Er ist mein Pferd, wenn ich das nicht entschieden habe, erklärt sich mir nicht, wieso ihr hier seid!"

„Oh, Benny meinte, es wäre okay für dich", säuselte Michelle mit einem verschlagenen Lächeln. „Er meinte, das wäre gar kein Problem."

Die Welt blieb stehen. Celia hörte sofort auf, sich an Will vorbeidrängen zu wollen und starrte Michelle sprachlos an. Diese kicherte, jedoch leise genug, dass Will, der mit dem Rücken zu ihr stand, nichts mitbekam. Der Blonde starrte Celia fassungslos an. „Er hat es dir nicht gesagt", schlussfolgerte er tonlos. „Oh scheiße."
Will zerrte sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein, während Celia sich bemühte, nicht komplett die Fassung zu verlieren. Benny nahm sofort ab. „Will, was gibt's?", hörte die Schwarzhaarige die Stimme ihres Freundes, die sich wie ein Pfeil in ihr Herz grub. Benny hatte sie verraten. Auf die wohl schlimmste Weise, die es gab. Er hatte ihr die Entscheidungsgewalt über etwas genommen, dass sie über alles liebte. Nämlich Tex.

„Benny, komm bitte sofort zum Reitplatz", verlangte Will gezwungen ruhig. „Es gibt... ein Problem." „Jemand verletzt?", fragte Benny und klang so desinteressiert, dass Celia beinahe losschrie, doch Will bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie still sein sollte, während er redete. „Celia ist verletzt."
„Wie bitte?", fragte Benny verblüfft und Celia hörte ein klein wenig Sorge in seiner Stimme. „Was ist los, was hat sie?"
„Komm einfach her", bat Will eindringlich. „Und beeil dich, bitte."

Er legte auf, bevor Benny etwas sagen konnte und wandte sich an Michelle. „Und du steigst ab, bis wir das geklärt haben", verlangte er mit einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. „Celia hat recht, es ist ihr Pferd, wenn sie das nicht möchte, müssen wir das respektieren."
„Aber Benny hat gesagt-"
„Es interessiert mich nicht, was Benny sagt. Tex gehört Celia, da hat Benny nichts zu entscheiden", unterbrach Will Michelles Einwand, diese stierte Celia wütend an, bevor sie betont langsam abstieg. Die Schwarzhaarige stürmte vor und wollte die Zügel nehmen, doch Michelle ließ Tex nicht los. „Gib ihn her!", forderte Celia kalt auf. „Lass die Zügel los!"
„Du hast mir gar nichts zu sagen, Celia", sagte Michelle leise. „Fickt dein Freund dich nicht hart genug, dass du so mies drauf bist? Oder merkt er endlich, dass du den ganzen Ärger eigentlich nicht wert bist?"

„Du-!"
Celia wollte sich auf die Blondine stürzen, doch eine laute Stimme hielt sie davon ab. Will hob ebenfalls den Kopf, als Benny über den Zaun stieg und zu ihnen joggte. „Was ist los?", fragte er und schaute nur eine Sekunde zu Celia, bevor er sich an Will wandte. „Sagtest du nicht, sie ist verletzt?" „Ist sie auch", bemerkte Will leise, Benny hob die Brauen. „Wieso sitzt Michelle nicht auf dem Pferd?"

Das war es. Der eine Satz, der zu viel war. Celia ließ die Zügel los und schubste Benny so fest, dass er beinahe auf den Sandboden gestürzt wäre. Noch nie hatte sie derart die Fassung verloren, aber nun reichte es.
„Warum sie nicht auf dem Pferd sitzt, ist das deine einzige Frage!", brüllte sie ihren Freund an, der wenigstens den Anstand besaß, einen Schritt zurückzugehen. „Du gibst Michelle einfach meinen Tex, Benny! Mein Pferd! Bist du komplett bescheuert?"
„Darum machst du so einen Aufstand?", wollte Benny wissen und klang tatsächlich so, als wäre das witzig. „Er kommt am ehesten an Joker ran, was die Disziplin angeht und Michelle brauchte ein Pferd für heute. Du wolltest doch sowieso nicht reiten."

„Benny, es ist Celias Pferd und nicht deins", merkte Will leise an und die Schwarzhaarige war unendlich froh, dass er auf ihrer Seite zu sein schien. Benny verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hätte sie beim Frühstück gefragt, aber sie war dann schon weg."
„Beim Stalldienst, da war ich!", schrie Celia ihn an. „Den Stalldienst, den du und ich zusammen haben und den ich alleine machen durfte, weil du die beleidigte Leberwurst gespielt hast!"
„Stimmt das, Benny?", fragte Will überrascht. „Du lässt sie bei den Aufgaben allein? Das war aber nicht so besprochen, wir sind immer zu zweit beim Stalldienst."
„Meine Güte, ich hatte eben zu tun, klar!", zischte Benny. „Heute ist der Banktermin, ich habe gerade wirklich andere Dinge im Kopf." „Andere Dinge?", fragte Celia völlig verstört. „Du hast überhaupt kein Recht dazu, Tex einfach an jemanden weiterzugeben, ohne mich zu fragen! Er gehört mir und nicht dir!" „Wenn ich dich gefragt hätte, dann hättest du sowieso nein gesagt", verteidigte Benny sich lautstark und am Rande bemerkte Celia, dass Nani und Bennys Eltern am Rand des Platzes standen und sie beobachteten. Wahrscheinlich wegen dem Geschrei.
„Er ist mein Pferd", flüsterte Celia, ihre Stimme zitterte bedenklich. „Ich hätte nie gedacht, dass du mir das antust, nach allem was wir erlebt haben und was ich dir über dieses Miststück erzählt habe... hast du dich entschieden, mich ihretwegen zu hintergehen."

„Benny, sie hat recht", murmelte Will, der sich sichtlich unwohl fühlte. „Das war nicht okay, bringen wir Tex zurück und nehmen Jimber."
„Wieso?", fragte Benny offensiv. „Weil Celia das so entschieden hat? Ich treffe hier die Entscheidungen und ich habe gesagt, dass Michelle Tex reiten darf."
„Du hast uns gesagt, dass Celia einverstanden war!", korrigierte Will plötzlich mit harter Stimme. „Das ist etwas anderes und über andere Pferde hast du keine Entscheidungsgewalt, Benny. Wir können nicht mit den Pferden der Einsteller tun, was uns gefällt und auch wenn Celia deine Freundin ist, gehört Tex dir dadurch nicht. Und den Stalldienst kannst du nicht einfach sausen lassen, wir sind hier ein Team und ich möchte nicht, dass jemand alleingelassen wird."

Benny schien vor Wut zu kochen. „Was kann ich dafür, wenn Celia wegen jeder Kleinigkeit ausflippt? Sie könnte auch jemanden zahlen, der den Stall für sie ausmistet, es schadet ihr bestimmt nicht, wenn sie zur Abwechslung mal was Richtiges arbeiten muss und selbst davon ist sie schon mies drauf. Kein Wunder hält man es nicht lang in ihrer Nähe aus."
„Zum Ficken scheint es ja zu reichen!", fuhr Celia ihn an und seine Augen blitzten. „Gerade noch, Celia. Lassen wir das einfach mal so stehen."

Er schien die Worte erst zu realisieren, als es schon raus war, Celia wich zurück. Benny streckte die Hand nach ihr aus und sie sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er bereute, das gesagt zu haben. Einige Minuten wurde es auf dem Reitplatz totenstill, dann atmete Celia tief durch. Tränen erschwerten ihr die Sicht.
„Schön", meinte sie, ihre Stimme war scharf wie ein Messer. „Da wir das geklärt haben, wünsche ich dir viel Spaß mit Michelle, Benny. Ihr beide passt hervorragend zusammen. Ich bin hier fertig, mach deinen Kram allein."

Benny wurde blass, doch niemand von ihnen hielt Celia auf, die ohne ein weiteres Wort den Platz verließ. Sie pfiff nach Flake und setzte sich ins Auto.
Erst auf der Autobahn ließ sie die Tränen kommen und weinte. Sie weinte und weinte, bis ihre Sicht so schlecht war, dass sie beinahe einen Unfall baute. Plötzlich erschien ein Name auf dem Monitor des Fahrzeugs. Sarah rief sie an. Ob Will seine Freundin auf sie angesetzt hatte? Nein, das würde bedeuten, er hätte reinen Tisch machen müssen.

„Hey du, alles gut?", summte Sarah vergnügt, als Celia auf das grüne Symbol tippte und den Anruf annahm. „Nein", schluchzte die Schwarzhaarige und Sarah verstummte verblüfft. „Oh nein, was ist passiert?", fragte sie dann entsetzt, eine Tür fiel ins Schloss. „Celia, was ist denn?"
Die Angesprochene schluckte mehrfach, dann kam ihr eine Idee. „Sarah, du musst mir helfen..."

Jokers little MoonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt