Es war Anfang Januar, draußen lag noch einiges an Schnee vom Dezember, welcher langsam matschig wurde, da er wieder auftaute. Über den polierten Steinboden lief Malina Hillary Baker durch die offene Eingangshalle auf den abgesperrten Bereich des Elitebanketts zu. Auf dass ihre Eltern als auch sie eingeladen wurden. In ihrem beigen Satin-Kleid, das ihre Kurven betonte, fiel sie sofort auf, da auf der Einladung deutlich gemacht wurde, dass ausdrücklich dunkle Farbtöne erwünscht wurden. Malina wusste das genau, weshalb sie somit versuchte, ihren Eltern eins auszuwischen. Als die schrillen Töne ihrer hohen schwarzen Stilettos unter dem dunkelroten Teppich in der Banketthalle untergingen, waren es die Blicke der Gäste, die auf ihr ruhten, doch dies konnte ihr nicht egaler sein. Sie war es gewohnt, von klein auf schaute man sie komisch an und tuschelte hinter ihrem Rücken. Das war nun mal das Leben der High Society. Die dunkle Karte, mit der man das Event betreten konnte, verstaute sie in ihrer kleinen, zum Kleid passenden Saint Laurent Tasche. Weiter hineinlaufend, hielt sie Ausschau nach ihren Eltern. Dabei drang ihr das Getuschel der anderen Gäste ans Ohr. Nicht weit entfernt vor dem riesigen Balkon machte sie Sie ausfindig. Zwei junge Männer standen bei ihnen. Der Dunkelblonde, so groß wie ihr Vater, war Harrison Luke Defold, der Veranstalter dieses Events. Ein ehemaliger Kandidat, den ihre Eltern ihr schon vor einigen Monaten vorgestellt hatten. Jedoch vergebens. Der andere Mann, der ebenfalls bei ihnen stand, ragte mit seiner Größe weit über den meisten hier heraus. Sein definierter Körper bebte vor Lachen über den Witz, den ihr Vater soeben machte. Es war niemand anderes als Blaine Clot. Den Mann, den ihre Eltern ihr heute vorstellen wollen. Seit knapp zwei Jahren versuchen ihre Eltern schon, sie zu verkuppeln. Was ihnen Malina jedoch nicht gerade leicht machte.
Ein raffiniertes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Mit ihrer linken Hand strich sie ihr gewelltes voluminöses tief braunes Haar zurück und trat auf ihre Eltern zu. »Verzeiht, meine Verspätung«, sprach sie zart und lächelte ihren Eltern entschuldigend entgegen. »Hillery«, sprach ihre Mutter empört. Innerlich rollte Malina ihre Augen verachtend. Sie hasste ihren zweiten Namen abgöttisch und dennoch riefen ihre Eltern sie nur mit diesem Namen. Es lag in der Familie, dass man einen Namen mit dem Anfangsbuchstaben H bekam, doch dank ihrer Urgroßmutter und ihrem dunklen Haar bekam sie den Namen Malina. Ihre Eltern ließen es sich dennoch nicht entgehen und gaben ihr einen zweiten Namen, der nun mal mit H begann. »Hast du schon wieder vergessen, die Bedingungen der Einladung zu lesen?«, hinterfragte ihr Vater nun ihr Erscheinungsbild. »Warum?«, erkundigte sie sich unschuldig. »Entschuldige das Auftreten unsrer Tochter, sie wird sich sofort umziehen gehen«, entschuldigte ihre Mutter sich bei Harrison. Ihre Eltern wussten genau, was Malina dort tat und dennoch versuchten sie ihre Tochter ein weiteres Mal, als unaufmerksam dazustellen. Das eigentliche Kleid, was ihre Mutter für sie herausgesucht hatte, war pechschwarz und versteckte ihre Kurven, die ihre Mutter schrecklich abstoßend fand. Ihre Eltern, die beide blondes Haar besaßen und blaue Augen hatten, konnten sich nicht erdenken, weshalb ihre Tochter das totale Gegenteil ihrer war. In ihrer Familie gab es kein einziges Mitglied mit dunklen Haaren. Ihre Tante behauptete jedoch einmal, dass es im ersten Jahrhundert mal eine Frau in der Familie gab, die dieselbe Haarfarbe besaß wie Malina. Das amüsante Lachen des dunkelblonden Mannes vor ihnen ertönte, während er ab wank. »Nicht doch, sie hat sicher lange gebraucht, sich fertig zu machen, weshalb noch mehr Zeit vergeuden«, wandte er ein und musterte Malina erfreut. »Eine wunderschöne Abwechslung«, sprach er und ein weiteres Mal lachte er. Ihr Vater grinste und hob sein Glas Sekt belustigt an, bevor er einen Schluck zu sich nahm. Seinen finsteren Blick, den er Malina davor zuwarf, ignorierte sie.
»Hillery, das ist der junge Mann, den ich dir vorstellen wollte«, fing ihre Mutter auch schon mit dem Theater an. »Blaine Clot«, stellte sie ihn ihrer Tochter vor. Abwertend musterte Malina ihn auch, wenn er nicht gerade schlecht aussah. Immerhin haben Malina's Eltern ihre Priorität, dass der Partner, den sie für sie suchten, blond, blaue Augen und sein Name mit H beginnen sollte, wohl aufgegeben. Denn Blaine war wie Malina das totale Gegenteil. Angefangen bei seinem pechschwarzen Haar und seinen tief braunen, schon fast schwarzen Augen. »Freut mich, dich kennenzulernen, ich habe schon so einiges über dich gehört«, deutete der dunkelhaarige Mann vor ihr an und trat ein Schritt auf sie zu. »Die Freude liegt ganz meinerseits«, entgegnete sie gezwungen freundlich. Malina wusste genau, was für ein Mann Blaine Clot war, den als sie den Namen des nächsten Opfers ihrer Eltern erfuhr, fing sie sofort an, Nachforschungen über ihn zu stellen. Er war der zweite Sohn von Joel Clot und wer den Gerüchten Glaubens schenkte, wusste, dass die russische Familie Clot nicht ganz den Gesetzen folgte. In Blaine's Anfang zwanzigern eröffnete er ein Club hier in Chicago, den er jedoch nicht alleine führte und nicht in weit entfernter Zeit bekam er auch ein Casino vererbt, was sich ebenfalls hier in Chicago befand. Mit seinen nun vierundzwanzig Jahren war er einer unter den top zehn Junggesellen laut der Klatsch & Tratsch-Zeitschriften. Malina wusste, dass sie ihn nicht verärgern sollte, was sie auch nicht vorhatte. Ihr Ziel war lediglich, mit ihm zu spielen, bis er das Interesse von selbst verlor.
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Take The Risk
RomanceMalina Hillery Baker, eine junge Frau, die aus einer wohlhabenden Familie kommt, muss von ihren Eltern einen professionellen Mann heiraten. Über zwei Jahre stellten ihre Eltern ihr sämtliche Männer vor, die den Vorstellungen ihrer Eltern entsprechen...