Kapitel {13}

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Malina saß nun im Schlafzimmer auf dem Bett, in dem Chase noch vor einer halben Stunde lag. Es wurden bereits einige Männer losgeschickt und dennoch hatten sie bis jetzt noch nichts Neues. Malina konnte nicht glauben, dass sie die Waffe letztendlich doch annahm. Als sie sie zum ersten Mal in den Händen hielt, fühlte sie sich kalt und schwer an. Sie konnte nicht länger dort sitzen und nichts tun, weshalb sie sich aus dem Kleid schälte und es achtlos zu Boden gleiten ließ. Sie zog sich ihre Hose aus dem Wäschekorb, den sie anhatte, als sie das erstmal hier ankam und zog sie sich über. Aus demselben Korb fischte sie sich blindlings ein Oberteil heraus und zog es sich ebenfalls über. Das schrille Klingeln ihres Handys zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatte es seit Tagen nicht genutzt und dennoch besaß sie noch Akku. Mit schnellen Schritten eilte sie ins Badezimmer und wandte sich ihrer Handtasche, aus der sie ihr Handy zog. Eine unterdrückte Nummer. Ohne nachzudenken, hob sie ab. Stille. Der leise Atem von jemandem war das Einzige, was sie hörte. »Geh zum Seitenausgang des Geländes«, tauchte eine verzerrte Stimme auf. »Alleine!« Bestand die fremde Person darauf und legte auf. Auf ihrem Handy entdeckte sie einige unbeantwortete Nachrichten als auch Anrufe von Elina.

Malina taumelte schlagartig zurück, als ihr klar wurde, dass das sehr wahrscheinlich die Entführer von Chase waren. Sie rang einige Minuten damit, jemandem zu erzählen, dass sie angerufen wurde, doch entschied sich dagegen. Mit Angst und Wut getrieben lief sie aus dem Badezimmer. Auf dem Bett entdeckte sie die Beretta von Vadik. Zögernd nahm sie die Waffe in die Hand. Das kalte Metall brannte in ihrer Handfläche. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemals abzudrücken, doch sie hatte auch gedacht, dass sie niemals eine Waffe in den Händen halten würde. Sie wollte die Beretta in ihre Hosentasche stecken, doch als sie bemerkte, dass das nicht ganz klappte, überlegte sie nach, wo man eine Waffe am besten vertrauen könnte. Ihr fielen einige Krimibücher ein, die sie zuvor mal las und in denen steckten die meisten ihre Waffe hinten am Rücken in die Hose. Da ihre Jeans eng saß, wurde die Waffe gegen ihren Rücken gepresst und durch das lockere T-Shirt, das sie trug, erkannte man sie nicht sofort. Somit machte sie sich mit klopfenden Herzen aus dem Zimmer. Den schmalen Flur entlang bis zur Treppe. Mit jedem Schritt schlug ihr Herz etwas schneller und sie hoffte nicht erwischt zu werden. Alles, was sie wollte, war, Chase wieder in ihren Armen zu halten. Die Treppe so leise wie möglich hinunter laufend, lauschte sie nach den Stimmen der anderen. Da sie aus dem Flur der Links abging, zu scheinen kamen, lief sie in den rechten Flur. Es war der Flur, der zum Wintergarten führte.

Im Wintergarten angekommen, suchte sie nach einer Tür. Hinter einigen hohen Pflanzen entdeckte sie schließlich eine. Ein letztes Mal schaute sie über ihre Schulter und prüfte, ob sie auch wirklich keiner sah. Niemand. Es war beklemmend, sie wollte Blaine nicht im Unwissen zurücklassen, aber sie wollte auch Chase so schnell wie möglich wieder haben. Demnach öffnete sie die Tür einen Spalt und schlüpfte hindurch. Sie wusste nicht, was hinter dem Wintergarten lag, noch, wo sich der Seitenausgang befand. Ahnungslos lief sie einfach los über die große Wiese bis zum Waldrand. Keine zwanzig Meter im Wald drinnen entdeckte sie ein altes unbewachtes Tor. Ob das der Seitenausgang war, den der unbekannte Anrufer meinte, wusste sie nicht genau, doch sie zögerte nicht lange und versuchte es zu öffnen. Vergebens. Es war verschlossen. Ein verzweifelter Ton überkam ihre Lippen und Tränen bahnten wieder ihren Weg hinauf. Kopfschüttelnd atmete sie tief durch. Die dicken Stangen des Tors waren zwanzig Zentimeter breit, weshalb Malina versuchte, sich hindurch zu quetschen. Das kalte und rostige Metall stach schon an einzelnen Stangen etwas hervor, weshalb es sich gerade tief in ihre Haut schnitt. Vor Schmerzen kreischte sie auf, doch quetschte sich weiterhin durch die dicken Stangen. Als sie durchkam, fiel sie unsanft zu Boden. Sie setzte sich aufrecht und sofort wurden ihre Augen verdeckt und ihre Hände geknebelt. Man zerrte sie auf die Beine und schubste sie derb auf den Rücksitz eines Wagens. Bewegungsunfähig und blind war sie ihnen ausgeliefert.

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