Es wurde spät und Malina, die auf dem Beifahrersitz von Blaines Wagen saß, schlief tief und fest. Blaine der ihr vor wenigen Minuten klarmachte, dass er sie nach Hause fahren wird, saß nun hinterm Steuer seines Bugattis, jedoch nicht auf dem Weg zu ihr. Da sie ihm deutlich machte, dass ihre Eltern sie tadeln würden, wen sie so spät dort aufkreuzen sollte. Und da sie nebenbei noch angetrunken war, strich Blaine seinen Vorschlag und fuhr zu sich nachhause. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er die Einfahrt seines Grundstückes erreichte. Per Knopfdruck öffnete er das Garagentor und wartete darauf, dass es hochfuhr. Währenddessen musterte er Malina von der Seite aus, die im Beifahrersitz eingeschlafen war. Das Tor weit genug oben fuhr Blaine langsam hinein und drückte erneut auf den Knopf des Garagentors, damit es sich wieder schloss. Er schnallte sich ab und stieg aus. Das Licht, das auf Bewegungen reagierte, flackerte auf. Er umrundete den Wagen und öffnete Malina die Tür. »Malina«, versuchte er sie sanft zu wecken. Doch vergebens, sie schlief. Für einen kurzen Moment kniete er sich vor sie und studierte ihr schlafendes Gesicht. Das Bellen seines Hundes weckte Malina jedoch unsanft, da sie erschrocken aufsprang und somit ihren Kopf stieß. »Bosco Schluss«, befahl Blaine seinem Rottweiler still zu sein. Ängstlich schaute Malina zu dem zuvor bellenden Hund. Ihr Herz raste und sie ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. »Geh zurück«, befahl Blaine ihm. Aufs Wort hörend, kehrte er um und verschwand. Erleichtert ausatmend, legte sie ihre Hand über ihr Herz. »Du hast Angst vor Hunden«, stellte Blaine fest. »Kindheitstrauma«, verriet sie ihm ihre Angst vor Hunden. Blaine erhob sich und hielt ihr charmant die Hand entgegen. Dankend nahm Malina sie an und stieg taumelnd aus dem Wagen.
»Keine Angst, sie werden dir nichts tun«, versprach er ihr. »Sie?«, hinterfragte sie mit aufgerissenen Augen. Lachend nickte er. »Das ist nicht witzig, Blaine«, beschwerte sie sich. »Ich habe zwei Hunde. Aber keine Sorge, sie sind harmloser, als sie aussehen«, versicherte er ihr. Nickend gab sie ihm zu verstehen, dass sie verstand, doch ob sie ihm glaubte, war eine andere Sache. Ihre Hand immer noch haltend, führte er sie den Flur entlang, in dem der Hund ebenfalls verschwand. Ihre Augen huschten im Dunkeln umher, Angst davor, dass der Hund sie attackieren wird. Fester umfasste sie Blaine's Hand und lief ihm dicht hinterher. Mit seiner freien Hand drückte er das Licht an und blieb stehen. Ein modern ausgestattetes Wohnzimmer zeigte sich. »Bosco, Carlos«, rief er seine Hunde. Vor ihnen erschien auch schon sofort zwei große Hunde. Ein schwarz-brauner Rottweiler, der vorhin in der Garage auftauchte. Bosco. Und neben ihm ein ebenso farbiger Dobermann. Carlos. »Sorry Jungs, aber ihr schlaft heute draußen«, sprach er und ließ Malina's Hand los, um die Tür einige Schritte entfernt am Fenster zu öffnen, die zum Garten führte. In die Hände klatschend, forderte er seine zwei Hunde auf, hinauszugehen. Auf Kommando liefen beide in den Garten, der von den Lichtern, die aus dem Boden rangen, beleuchtet wurde. Blaine schloss die Tür hinter ihnen und wandte sich wieder Malina zu. »Danke«, gab sie erleichtert von sich. Ihre Augen musterten das moderne Wohnzimmer, das an eine offene Küche grenzte. »Setzt dich, ich werde dir ein Glas Wasser holen«, sprach er und deutete auf die Couch, bevor er ihr den Rücken kehrte und zur Küche hinüberging. Malina setzte sich und streifte sich ihre Tasche von ihren Schultern. Ihre Augen auf die Tür gehalten, aus der die Hunde gingen. Doch die beiden Hunde waren nicht mehr zu sehen. »Möchtest du darüber reden?«, erkundigte Blaine sich, als er wieder neben ihr zum Stehen kam. Erschrocken sah sie zu ihm und legte sich ihre Hand über ihre Brust, während sie ihn innerlich verfluchte. Er reichte ihr ein Glas Wasser und verbarg nicht einmal sein belustigtes Grinsen.
»Es passierte auf einer Familienfeier«, fing sie an zu erzählen und stellte ihr Glas Wasser auf dem Wohnzimmertisch ab. Blaine setzte sich zu ihr und forderte sie auf, weiterzusprechen. »Du kennst ja die seltsame Eigenschaft meiner Familie?«, hinterfragte sie, ihn anschauend. Unsicher zog er fragend seine Brauen zusammen. »Das mit den blonden Haaren?«, zweifelte er es an. Nickend gab Malina ihm zu verstehen, dass er richtig lag. »Die blonden Haare als auch den Namen, der ausdrücklich mit einem H beginnen soll«, erklärte sie. »Dass die Bakers alle einen Namen mit H besitzen, war mir schon immer etwas dubios«, sprach er kopfschüttelnd seine Meinung aus. »Da ich das genaue Gegenteil bin, wurde ich von klein auf etwas anders behandelt als andere«, sprach sie weiter, doch brach den Augenkontakt zu ihm ab. Ihr Blick ruhte auf dem Glas, das vor ihr verweilte. »Als ich acht war, spielten meine Cousins und Cousinen ein Spiel mit mir«, sprach sie kopfschüttelnd und lachte kurz auf. »Es war eher eine Mutprobe als ein Spiel«, erklärte sie ihr unverständliches Lachen. »Die Familienfeier fand bei meinem Onkel Hannes Baker statt. Er besitzt fünf Pitbullterrier, von denen er immer ununterbrochen berichtet, dass sie die besten Kampfhunde der Welt wären, wegen des Vorfalls sind es jedoch nur noch vier.« Sie atmete einmal tief durch, bevor sie von ihrer traumatisierenden Vergangenheit weiter erzählte. »Mein ältester Cousin Heiko Baker hatte sich diese dumme Mutprobe ausgedacht. Er sagte, dass jedes echte Familienmitglied das bereits hinter sich hatte. Seine Lüge glaubend gingen wir also drauf ein und folgten ihm«, sprach sie und machte eine Pause, um sich kurz zu sammeln. »Er wollte, dass wir uns den Hunden meines Onkels gegenüberstellten und ihnen fünf Sekunden lang in die Augen schauten«, erzählte sie von der Mutprobe. »Da sie glaubten, ich wäre keine echte Baker, wurde ich natürlich als erste ausgewählt. Also näherte ich mich den Hunden, die mit Stahlketten an ihrer Hundehütte befestigt wurden. Ich schaute dem am wenigsten ängstlich aussehenden in die Augen.« Sie blickte prüfend zu Blaine bevor sie wieder zurück zu ihrem Glas schaute. Er schaute sie still an und hörte aufmerksam zu. »Das laute Gebell der Hunde verfolgt mich gelegentlich immer noch«, teilte sie ihm mit. »Als die fünf Sekunden um waren, eilte ich sofort zurück, doch da war es schon zu spät. Der Hund, dem ich in die Augen schaute, löste sich irgendwie von den Ketten und riss mich zu Boden. Seine Zähne tief in meine Haut gebohrt, schrie ich um Hilfe, doch meine Cousins und Cousinen liefen lachend als auch schreiend davon. Erst als ein lauter Schuss ertönte, lösten sich die Zähne des Hundes. Es war mein Vater, der auf ihn schoss. Die Männer meiner Familie kamen gerade von der Jagd zurück aus dem Wald, der sich auf dem Grundstück meines Onkels befand«, beendete sie ihre Erzählung vom traumatischen Vorfall ihres Lebens.
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Take The Risk
RomanceMalina Hillery Baker, eine junge Frau, die aus einer wohlhabenden Familie kommt, muss von ihren Eltern einen professionellen Mann heiraten. Über zwei Jahre stellten ihre Eltern ihr sämtliche Männer vor, die den Vorstellungen ihrer Eltern entsprechen...