II - Das Licht des Mondes

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Das Königstal ist durch zwei Wege erreichbar. Zum einen durch die Hauptstraße, die mit jedem wichtigen Ort von Herros verbunden war um das Handeln zu erleichtern.
Zum anderen durch die Spalter, einen Fluss der von der Küste im Südwesten bis in das Königstal floß und dort in dem Königlichen See überging.
Mit der Zeit haben sich immer mehr kleinere Handelsstädte an den beiden Routen gebildet. Meistens bestanden sie aus kleinen Gaststätten und Bordelle und Herbergen und manchmal gab es dort auch Schmiede.
Um, über die Spalter, zum Königstal zu gelangen muss man an die gespaltenen Türme vorbei segeln. Beide wurden gegenüberliegend voneinander am Ufer errichtet. Dort müssen die Schiffe halten und dem Turm am rechten Ufer eine Gebühr zahlen um passieren zu dürfen. Der gegenüberliegende Turm zieht die Gebühren für die Rückfahrt.      
Einst wurden die beiden Türme von König Maerris Rayhnes auf den zwei Häusern Klengan und Heider aufgeteilt und von Generation zu Generation weitergegeben, wodurch beide Häuser sich mit Reichtum überhaufen konnten. Der Rechte Turm wurde von Timon aus dem Hause Klengan regiert. Der linke Turm von Lord Florian aus dem Hause Heider.
Um den Türmen herum lag die kleine Stadt Spalter die nach dem gleichnamigen Fluss benannt wurde. Sie lag knapp einen Tagesmarsch entfernt vom Königstal.


Dort arbeitete in einem heruntergekommen Gasthaus ein Junges Mädchen von 17 Jahren.
Sie hatte langes graues Haar, wodurch sie von vielen Bewohnern als Missgeburt beschimpft wurde. Seit sie neun Jahre alt war musste sie arbeiten gehen um sich und ihre Kranke Mutter zu versorgen. Als sie dreizehn wurde starb ihre Mutter und sie lebte ganz allein in einer kleinen Hütte am rande der Stadt. In der Gaststätte musste sie sich um die Pferde der Besucher kümmern, Getränke ausschenken und die Zimmer der Gäste säubern.
Sie hieß Felicia und war ein hübsches Mädchen mit einem zarten Gesicht und einer Schlanken Figur, weshalb sie oft von den Betrunkenen Männern und Rittern belästigt wurde. Oft wurden ihr auch Silbermünzen angeboten wenn sie mit ihnen auf ihr Zimmer gehen würde, und obwohl sie das Silber gut gebrauchen konnte, lehnte sie es jedesmal ab. Sie hasste es hier.
Die einzige Zeit in der sie etwas Glück verspürte war in ihren Träumen.
Jede Nacht träumte sie davon wie sie durch die Lüfte flog, wie der Wind durch ihre Silbernen Haare glitt, wie die Sterne auf sie herab schauten, wie das Licht des Mondes ihre Haare erleuchten ließ. Jedesmal schloss sie die Augen und obwohl sie wusste das sie Träumte, hatte sie jedesmal die Hoffnung das es echt wäre, und wenn sie die Augen wieder öffnen würde, sie immernoch durch die Lüfte flog. Doch sie erblickte immer nur die dunklen Wände ihres kleinen Zimmers, das kaputte Fenster zu ihrer rechten, welches jedesmal quitchte wenn es wieder von allein aufging, die erloschene Kerze die auf ihrer Kommode stand, welche sie am Abend zuvor gezündet hatte. Meistens lag sie noch Minuten in ihrem Bett, kuschelte sich in ihrer dünnen Decke ein und versuchte irgendwie zurück zu ihrem Traum zu gelangen. Es klappte nie. Das wusste sie. Dennoch tat sie es beinahe jede Morgen. Bis sie es schaffte sich aus ihrem Bett zu zerren, sich ihre Kleidung überzog und ihren Alltag bewältigte. Tag für Tag tat sie das selbe, ließ alles über sich ergehen.

"Du bist spät." Waren die ersten Worte die sie an jenem morgen von Madame Koleen hörte, als sie die Gaststätte betrat um ihre Dienste zu erledigen. Sie war die Besitzerin der Gaststätte, schon bevor Felicia überhaupt geboren war. Sie war eine strenge, stämmige Frau und bestrafte ihre Mädchen für jeden Fehler, so klein er auch sein mag. So hatte Felicia auch schon den ein oder anderen Schlag abbekommen.

"Heute werden wir einem hohen Lord und seinen Sprösslingen zu Diensten stehen. Also benimm dich!" Sagte sie streng zu Felicia und warf ihr ein helles sauberes Kleid aus einer grünen Seide zu.

"Wenn ich am Ende des Tages auch nur einen Fleck finde..." Fing Madame Koleen an zu drohen, doch Felicia hörte ihr nicht zu.
Sie wandte sich ab und lief in ein kleines Zimmer. Dort legte sie ihre Kleidung ab und betrachtete das grüne Kleid bevor sie es anzog. Es war weicher als die Kleider die sie je getragen hatte. Sie fühlte sich noch nie so schön wie an jenem Morgen.
Gegen Mittag war Felicia gerade dabei eines der Gästezimmer vorzubereiten. Sie schrubbte den Boden und richtete das Bett ein, bis sie aus der Ferne das schlagen auf Trommeln hörte. Sie legte die weiße Decke bei Seite und trat an das Fenster. Draußen versammelten sich die Bürger der Stadt. Felicia beobachtete alles von dem  Zimmer aus. Das Getrommel wurde immer Lauter.
Die ersten Gardisten kamen angeritten. Drei Stück. Sie hielten die Flagge der Oppenders in den Händen. Hinter ihnen ritten vier Ritter. Ser Forel, Ser Tim, Ser Sakhof und Ser Randy. Nach ihnen kam ein älterer Mann. Es war Mark Oppender Lord des Ostens. Neben ihn ritt ein Junge. Robbert Oppender. Hinter ihnen fuhr ein Wagen der von drei Pferden gezogen wurde. Hinter dem Wagen ritten noch weitere vier Gardisten gefolgt von zwei weiteren Rittern. Ser Armien und Ser Walter. Alle trugen eine Silberne Rüstung mit dem Wappen der Oppenders auf der Schulter. Einem weißen Pilz auf grünem Hintergrund.
Felicia stand am Fenster und sah sich alles an, bis ein braun haariges Mädchen zu ihr kam.

Die Ballade von Leid & Elend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt