X - Der Weg eines Wolfes

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Ich weiß nicht ob es ein Fehler war, doch um zurück zu kehren ist es zu spät.
Eine Woche ist es her seit John zusammen mit seiner jungen Wölfin Luna und dem Botschafter Randol los zog. Ihr Ziel war Yeralti, eine unterirdische Minen Kolonie, die sich über die Zeit zu einer riesigen Stadt, tief unter der Erde, entwickelt hatte.
Randol war ein älterer Mann mit strubeligem grauen Haar und einem kurzen ungepflegten Bart.
Im Gegensatz zu John, der wenig redete, sprach Randol sehr viel. Zu viel, für Johns Wahrnehmung.
Schon am ersten Tag ging er ihm auf die Nerven. Jeden Tag fand er etwas neues über das er sich beklagen konnte. Sei es seine Augen, die mit der Zeit schwächer wurden, bis hin zum Wetter, welches im Norden oft regnerisch und kalt war. John war nur froh das der Winter noch nicht einbrach, es hätte die Reise noch unerträglicher gemacht.
Neben seinen klagen sprach Randol oft über Frauen die in begehrten. Bei dem muffigen Gestank und dem Anblick, konnte John kein Wort von dem glauben.
Nachts suchte er sich immer einen Schlafplatz der etwas abgelegen von ihm lag. Luna kuschelte sich immer an ihn, wodurch er nicht fror.
Halten taten sie an jedem Gasthaus welches sie passierten. Bisher waren es aber nur drei gewesen. Jedes von ihnen bat ihnen ein warmes Bett und eine ordentliche Mahlzeit. Eigentlich hatte John sich gefreut endlich mal wieder auf einen vernünftigen Bett zu übernachten, doch der Gedanke daran, Luna alleine draußen zu lassen, ließ ihn nur wenig Schlaf übrig. Obwohl sie schon beinahe ausgewachsen war, war sie noch sehr jung und wild. Doch bisher hatte sich John zu Unrecht Sorgen gemacht. Luna kehrte immer zu den Sonnenaufgängen zurück. Oft mit einem wilden Tier im Maul, welches sie gefangen hatte, aber immer Kern Gesund.

"Da draußen ist sie sowieso besser aufgehoben." Hatte Randol gesagt. Er fürchtete sich etwas vor ihr, nachdem er gesehen hatte was sie mit einem Hirsch anstellte.
Je weiter sie in die Richtung des Nordens zogen, desto Kühler wurde es. Die Wälder wurden Dichter und die Gasthäuser seltener, dazu wurde es auch immer Gefährlicher die Hauptstraße entlang zu reisen, denn in den Grenzgebieten trieben viele Banditen ihr unwesen.


Eine weitere Nacht brach ein. Randol stieg von seinem Pferd ab und führte es in das Gestrüpp hinein, weg von der Hauptstraße. John nahm sein Pferd ebenfalls an die Zügel und folgte ihm.

"So lange es nicht wieder Regnet, sollte das hier passen." Randol hielt an einer versteckten, kleinen Lichtung an. Sie war hinter großen Büschen verborgen und bat Platz für ein kleines Feuer. In der Mitte stand ein Einsamer, dünner Baum, an welchem sie ihre Pferde an banden.
Während Randol Moos pflückte um den Boden zu Polstern, sah sich John etwas die Umgebung an und suchte dabei nach geeignetem Feuerholz, welches nicht, in der Nacht zuvor, komplett durchnässt wurde.
Er lief dichter in den Wald hinein und fand einen Strauch mit Himbeeren. Er kostete eine. Sie schmeckte etwas sauer aber dennoch frisch und köstlich.

"Mir gefällt deine Kleidung."
Eine raue Stimme erklang hinter ihm.
John drehte sich um und zog sofort sein Schwert aus der Scheide.
Vor ihm stand ein dreckiger Mann, mit kaputten Lumpen und zerzaustem Haar. In seiner Hand hielt er ein rostiges Kleinschwert.
Er blickte John mit einem grinsen an. Seine Zähne waren schwarz und krumm.

"Du bist ja noch ein Junge, ist wohl heute mein Glückstag." Sagte er und lief mit kurzen Schritten auf ihn zu.
Bereit zum Schlag hielt John sein Schwert mit beiden Händen fest. Sein Herz raste.
Bisher musste er sein Schwert noch nie ernsthaft einsetzen, jedenfalls nicht gegen einen Menschen.
Er dachte an die Lektionen seines Vaters, an das Training mit seinem Bruder.
Er schaffte es sich zu beruhigen und lief dem fremden entgegen. Seine Klinge war deutlich länger, dessen war er sich bewusst. Er schwang sein Schwert und traf den Mann an der Schulter.
Dieser ließ vor Schmerz das Kleinschwert fallen und hielt sich die Schulter fest.
John sah zu wie er rückwärts taumelte und, mit dem Gesicht zuerst, zu boden fiel.
John wollte sein Schwert zurück schieben, als er plötzlich Erde in sein Gesicht bekam. Er rieb sich seine Augen und bekam einen festen Schlag in sein Gesicht.
Seine Ohren trommelten, sein kiefer knackte und sein Schwert ließ er fallen.
Er drehte sich hektisch im Kreis und bekam noch einen Schlag ab.
Mit Blut in seinem Mund fand er sich am Boden wieder.
Sein Schädel hämmerte wie verrückt.
Er drehte sich auf den Rücken. Über ihm stand der Mann, in seinen Händen hielt er einen dicken Steinbrocken.
John tritt instinktiv gegen sein Schienbein und stand mit all seiner verbliebenen Kraft auf und rannte zu seinem Schwert.
Er nahm es auf, schwang es und Schlitze die Brust des Mannes auf.
Völlig außer Atem, Blut spuckend und am keuchen, ging John in die Hocke und sah zu dem Fremden herüber. Er lag blutend am Boden und hielt sich an die offene Brust.
John stand angestrengt auf, lief zu ihm herüber und beendete es.

"Wo ist das Feuerho... Was ist denn mit dir passiert?" Fragte Randol als John mit Dreck und Blut überdeckt zurück kam.
John lief ohne ein Wort zusagen an ihm vorbei und lag sich vorsichtig hin. Schon nach wenigen Sekunden schlief er ein.
Am nächsten Morgen wurde er sanft von Luna geweckt. Sie schleckte mit ihrer rauen Zunge über sein dreckiges Gesicht.
Mit Kopfschmerzen und einer pulsierenden Hand stand er auf, suchte nach einem Bach und schrubbte so gut es ging den Dreck von seinem Gesicht. Erst als er richtig wach wurde, war ihm klar wie lange er überhaupt geschlafen hatte.
Die Mittagssonne stand bereits am Himmel und gab John zur Abwechslung mal ein warmes Gefühl. Gähnend kam er zum Lager, welches Randol bereits geräumt hatte.

"Bist du endlich bereit zur Abreise? Wir wollten doch schon zum Sonnenaufgang los ziehen." Sagte Randol ungeduldig.
John nickte und packte auch seine Sachen zusammen und band sein Pferd ab.
Nach einer viertel Stunde, welche John viel länger vor kam, passierten sie die Brücke des Berserkers.
John kannte den Namen der Brücke, seine Mutter hatte ihn und seinen Geschwistern früher von einer Geschichte erzählt, in der sie vorkam.
John dachte die ganze Zeit über den gestrigen Tag nach, an den Mann den er getötet hatte. Ein Unwohlsein umhüllte ihn, ein beklemmendes Gefühl, als würde er beobachtet werden.
Auch Luna spürte es und wurde immer unruhiger.

Die Ballade von Leid & Elend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt