XIII - Die Lichter der Flammen

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Leuchtende Farben. Spitze Flammen. Dunkelheit, schwarze Schatten. Eine Frau mit Blutroten Haaren. Feuer, welches sich in jede Richtung ausbreitete. Rauch der in die Nacht empor stieg. Große, Dämonische Augen. Schuppige Flügel, die über den Himmel geleiteten.
Ihre Träume waren zurück gekehrt. Doch sie wurden düsterer. Anstatt sich in ihnen frei zu fühlen, spürte sie Angst und Furcht. Anstatt sich auf die Nacht zu freuen, war sie froh wenn der Morgen einbrach und sie von der Dunkelheit befreite.
So auch an jenem Morgen.


Kaum hatte sie sich fertig gemacht, wurde sie direkt in die Innenstadt geschickt.
Ein alter Koch, der aus den entfernen Comado Inseln kam und von den meisten nur Topfkopf genannt wurde, schickte sie los um weitere Lebensmittel zu besorgen.

Felicia fühlte sich zunächst unwohl nach draußen zu gehen, denn sie hatte einige Geschichten über das einfache Volk gehört. Von Taschendieben bis hinzu Vergewaltigungen. Doch die einzige Gegend die wirklich gefährlich war, war das Rattenloch, eine lange Gasse in der südlichsten Ecke der Stadt. Felicia hielt sich von ihr fern und blieb sowieso nur sehr nah an der Burg. Dort hielten sich auch die Meisten Stadtwachen auf.

Früher hatte sie versucht ihr silbernes haar möglichst klein zuhalten und es oft zu einem Zopf nach oben gebunden, da sich die Leute oft darüber lustig machten und sie beleidigten. Seitdem sie im Königstal war, hörte dies auf. Es waren zwar viel mehr Menschen als in Spalter, dennoch erlebte sie bisher keine unschönen Begegnungen. Womöglich lag es daran, dass sie unter dem Schutz der Krone stand, auch wenn sie nur eine einfache Hofdame war.
Jede Person die der Krone Diente, bekam einen kleinen Anstecker um dies zu verdeutlichen.

Um den Mauern der Burg war viel los. Der Tod des Königs sprach sich schnell herum. Da König Laurin als ein sehr beliebter König galt, obwohl er sich nie wirklich zeigte, wollten die Menschen sich von ihm verabschieden und ihn die letzte Ehre erweisen. Bei den Königen zuvor, gab es einen Trauermarsch und einen öffentlichen Gottesdienst, doch diesmal wurde ihnen die Leiche des Königs vorbehalten.
Es wurde verkündet, sie sei so fürchterlich entstellt, dass man nicht einmal mehr sein Gesicht erkennen konnte.

Felicia war nicht anwesend als er stürzte, weshalb sie sich nicht einmal im kühnsten vorstellen konnte, wie schrecklich der Anblick der Leiche sein muss.


Auf dem weg zu einer kleinen Backstube musste sie an einer großen Menschenmenge vorbei, die gerade auf dem Weg zur Burg war. Sie brüllten umher und forderten den Kopf der Königin. Felicia hörte die verschiedensten Beleidigungen, viele davon kannte sie nicht einmal.
Seit dem die Königin in ihrem Turm eingesperrt war, hatte Felicia sie nicht mehr gesehen. Sie wüsste auch nicht wie sie sich verhalten sollte wenn es dazu käme, denn die Königin war immer eine Person die mit viel Liebe und einem guten Herzen regierte. Sie jetzt so zusehen lässt Felicia an das gute in den Menschen zweifeln.

Als sie an der Backstube ankam rannte ein dreckiger junger vorbei und drängelte sich durch die Menge. Zwei Stadtwachen verfolgten ihn so schnell ihre Rüstungen es zu ließen.
Sie ignorierte es und kümmerte sich weiter um das Brot.
Während sie wartete zog ein leichter Wind an ihren Ohren vorbei als würde ihr jemand etwas zu flüstern. Ihre Haut zog sich zusammen, alles um ihr wurde still. Etwas berührte ihre Schulter.
Eine Hand? Doch es war nichts.
Mit großen Augen blickte sie hinter sich, doch da war niemand. Sie stand ganz alleine in der Backstube und wartete bis der Bäcker das Brot in einen Korb legte und es ihr übergab.
Sie war froh, dass sie nicht für die ganze Burg Lebensmittel holen musste und schnell wieder nach draußen gehen konnte.

Am Ende der Straße sprach sie noch mit einem weiteren Händler. Sie übergab ihn einige Münzen und bekam im Gegenzug einen Korb voll frischem Gemüse.
Sie lief nach links in eine kleinere Gasse hinein, eine Abkürzung die in die Richtung der Burg führte. Es war viel leerer als auf der Straße.

"Halt...", sie hörte eine zerbrechliche Frauenstimme. Felicia versuchte es zu ignorieren und wollte weiter gehen.

"Junges Mädchen." Hörte sie erneut.
Es war eine sehr alte Frau. Sie saß auf einem dünnen Tuch, direkt vor einer Häuserwand.

"Habt ihr eine Münze, für eine kranke Frau?" Fragte sie.
Obwohl Felicia es nicht sollte, lief sie zu ihr hin. Vom nahen bemerkte sie erst die weißen Augen. Die Pupillen waren beinahe unsichtbar. Dennoch sah sie Felicia direkt in ihr Gesicht und streckte ihre schrumpelige, rechte Hand zitternd hervor.
Felicia zögerte, doch legte ihr letztendlich eine Goldmünze in die Hand.
Die alte Frau packte zu und hielt ihre Hand fest.

"Dein Blut kocht." Sagte sie.
Felicia stand wie angewurzelt da.

"Glut fließt durch deine Adern. Feurige Hitze. Leid... unendlicher Leid."
Felicia riss sich los, nahm die Körbe auf und lief in Eile, ohne zurück zu blicken, davon.
Sie fühlte sich unwohl, die leeren weißen Augen der alten Frau, brannten sich in ihre Gedanken ein.


Noch immer in Gedanken versunken, wurde sie durch das kleine Burgtor, welches sich einige Meter entfernt des Haupttores befand, eingelassen.
Als sie die Lebensmittel Topfkopf überreichte, wurde ihr erst bewusst warum sie alleine los geschickt wurde.
Loras hatte den Koch gebeten es für seine Mutter zuzubereiten. Für die Königin war es nichts besonderes etwas Brot und Gemüse zu bekommen. Dennoch empfand Loras es besser als den Fraß den die restlichen Insassen bekamen.
Er vertraute Felicia und so tat es auch Topfkopf.

Bis zum Abend, verbrachte sie den Tag bei Lilly Astrantia. Kümmerte sich um ihr Zimmer und half ihr sich zu Kleiden. Bringte ihr Trinken und Essen.
Felicia bekam zunächst den Eindruck sie würde hinter dem Thron her sein, denn Lilly verbrachte viel Zeit mit Jamie, machte ihn Komplimente und nutzte ihre Schönheit aus, um ihn um ihren Finger zu wickeln.
Doch Lilly traf sich häufig mit ihrem Ritter, den sie aus ihrer Heimat mitbrachte. Felicia wurde immer weggeschickt wenn er kam.
Im allgemeinen war sie eine sehr offene Person die gerne lachte und redete. Dadurch lenkte sie Felicia von ihrer unangenehmen Begegnung ab, die sie am Vormittag hatte. Zusätzlich ging sie auch schon früh am Abend schlafen. Dadurch konnte Felicia schon kurz nach dem verschwinden der Sonne ihren Dienst verlassen.

Erschöpft von dem Tag, war sie auf dem Weg in ihr kleines Gemach. In den Fluren, die auch zur Küche führten, wurde sie von Kochtopf überrascht. Schweigsam übergab er ihr ein Tablett, zusammengestellt aus den Zutaten die sie besorgt hatte.

"Was soll ich damit? Mein Dienst ist abgeschlossen."

"Der Prinz sagte mir, ihr würdet es der Königin bringen." Antwortete Topfkopf gebrochen und verließ den dunklen Flur.
Felicia blieb eine Weile stehen. Ob es ein Befehl oder nur eine Bitte sei war ihr gleich, sie machte sich auf dem Weg in den Himmelsturm.

Mit jedem Schritt den sie machte, mit jeder Stufe die sie hinauf stieg, spürte sie wie ihr Herz immer schneller und schneller pochte. Es war keine Angst, aber eine Ungewissheit die sie plagte. Oben im Vorraum war ein Wächter stationiert, welcher die Tür zur Königin bewachte. Gegenüber von ihm warteten zwei Männer.
Einer von ihnen war sehr groß und sehr breit. Felicia schätzte ihn auf über zwei Meter.
Der andere war noch sehr jung und schmächtig.

"Ich soll das der Gefangenen bringen."
Der Wächter neigte seinen Kopf nach unten um besser durch seinen Helm zu blicken. Er begutachtete das Tablett.
Grimmig öffnete er die Tür und stellte sich bei Seite um ihr Platz zu machen.
Die Königin unterhielt sich gerade mit einem seltsamen man. Felicia kannte ihn nur vom sehen.
Sie hörten sofort auf zu sprechen als sie herein kam. Gefolgt von ihren Blicken lief sie nervös zum Nachttisch herüber, wobei sie beinahe über den Teppich stolperte, und legte das Tablett ab.
Sie verneigte sich kurz und knapp und verschwand so schnell sie konnte aus dem Zimmer.
Der Königin versuchte sie nur wenige Blicke zu schenken.

Die Ballade von Leid & Elend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt