XIV - Des Feuers Kuss

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John saß am Feuer. Luna war wieder auf der Jagd. Je weiter sie in den Norden reisten und so wilder die Natur wurde, umso mehr verschwand sie in den Wäldern. Gegenüber von ihm saß Randol, er kaute an einer Briefeule, die er nach etlichen Versuchen, vom Himmel schoss.
Sie hatte einen Brief bei sich und John hatte ihn sich kurz durchgelesen bevor Randol ihn nutzte um das Feuer aufrecht zu erhalten.

》 Gerichtet an Yohen Bylor
Ich bete dafür, dass du bald Heimkehrst. Der Winter kommt näher und die Banditen wimmeln überall. Ser Bores wurde schwer verletzt, als wir überfallen wurden. Nicht mal in unseren eigenen Mauern sind wir noch sicher. Ich habe Angst, um mich und um unseren Erben. Es ist ein Junge geworden. Unser kleiner Lord. Er sehnt sich nach dir. BItte sende mir eine Botschaft, wenn du diese Nachricht erhältst. Hoffentlich kehrst du bald heim.

In Liebe,
Deine Cecilia 《

John sah traurig zu wie der Brief sich im Feuer entfachte und langsam zu Asche verfiel.

"Willst du sicher kein Stück abhaben?" Fragte Randol mit vollem Mund.
John schüttelte Deprimierend den Kopf.
Er war in einem schwarzem Mantel gehüllt der ihn zusätzlich zum Feuer warm hielt. Er war schon sehr zerzaust und wirklich passen tat er auch nicht. John hatte ihn, für die letzten Münzen die er noch von zuhause hatte, in einem kleinen Dorf nahe des Eisigen Flusses gekauft.
Den Gestank konnte er noch nicht wirklich ausblenden, doch er war froh etwas zu haben was ihn zusätzlich, vor den immer kälter werdenden, wetter schützte.
Auch wenn es seit einigen Tagen trocken war und kein Regen vom Himmel herab fiel, wurde die Reise nicht viel angenehmer.
Er bekam auch das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Er hätte auch schwören können, dass er Geflüster im Wald gehört hatte. Randol meinte immer nur es sei der Wind. Doch der Gedanke daran, dass hier draußen noch jemand sein könnte, ließ ihn kein Auge zu machen. Etwas Schlaf bekam er nur wenn Luna an seiner Seite schlief.

"Und so lud mich dieser reiche Lord in ein Freudenhaus ein. Dieses Angebot lehnte ich natürlich nicht ab. Ich suchte mir diese rothaarige aus, keine von den billigen." Erzählte Randol schmatzend mit halbvollem Mund.

John versuchte es zu ignorieren, doch Randol hörte einfach nicht auf zu sprechen:
"So nahm ich sie so oft ich konnte."
John blickte ihn angewidert an.

"Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen."
John ballte die Faust zusammen.

"Ich war einst kurz davor, doch als ich erfahren habe, dass sie mehrere Kinder zur Welt brachte, habe ich es sein gelassen. Der Gedanke daran, dass eines von diesen Bastarden von mir sein könnte..."
Doch bevor er seine Geschichte zu ende erzählen konnte, fingen ihre Pferde an zu wiehern.
John stand auf und lief zu ihnen herüber. Er legte eine Hand auf die Schnauze seines Pferdes und versuchte es zu beruhigen.

Blitzartig flog ein Pfeil an ihm vorbei und traf Randol an der Brust. Dieser ließ seine angeknabberte Eule fallen. John drehte sich geschockt zu ihm um. Blutspuckend und schwer keuchend saß er am Feuer und versuchte den Pfeil aus seiner Brust zu ziehen.
Da kam schon der nächste angeflogen und erwischte ihn direkt am Herz.

John zog sein Schwert heraus, doch da war es schon zu spät. Er bekam einen Schlag gegen seinen Kopf und dann gegen seinen Arm. Eine feste Hand packte ihn am Kragen seines dicken Mantels und warf ihn zu Boden. Schwere Stiefel hinderten das er aufstehen konnte.
Er blickte ihn die Toten Augen von Randol.

"Was machen wir nun mit ihm?" Fragte eine kratzige Stimme. Sie gehörte zu dem Mann der ihn zu Boden drückte.
Um ihn herum standen weitere Männer. Etwa vier oder fünf, John konnte es nicht genau erkennen.
Einer von ihnen beugte sich zu ihm herunter.
Verschwommen sah John ihn an. Er war ungefähr so alt wie Randol und auch genauso ungepflegt. Sein fettiges, langes, braunes Haar stach ihn beinahe in die Augen.

"Was wollt ihr von mir!?" Brüllte John Angst erfüllt.

"Du hast einen von unseren Männern getötet. Ihn einfach im Wald abgeschlachtet."

John lag zitternd am Boden. Schuldgefühle strömten durch seinen Körper. In seinem Gesicht flackerte das Licht des Feuers.
Der Mann grinste ihn an. Seine Zähne waren gelb und teilweise sogar schwarz. Er stand auf und deutete auf die Flammen.

Die schweren Stiefel lösten sich von ihm, doch stattdessen wurde er an seinen Haaren gepackt und in Richtung des Feuers gezogen. Er wehrte sich, trat um sich, versuchte sich mit seinen Händen in die kalte Erde zu graben, doch es brachte nichts. Die Hand nahm ihn am Hinterkopf und drückte ihn in die Flammen hinein. Als seine rechte Gesichtshälfte die heiße Glut berührte, konnte John sich nicht mehr halten. Laute schreie brachen aus ihm heraus, qualvolle schreie.
Noch nie hatte er solche Schmerzen gespürt. Er zappelte am Boden, versuchte sich irgendwie von dem festen Griff zu lösen.
Die Hand drückte immer fester, bis er plötzlich keinen Wiederstand mehr spürte. Er warf sich vom Feuer weg und drehte sich auf den Rücken. Seine rechte Gesichtshälfte dampfte und schmerzte. Brannt blasen bildeten sich auf ihr.

Er verstand nicht mehr was um ihn herum geschehen war. Er lag in mitten von Leichen. Seine Augen fielen zu und alles wurde schwarz. Er spürte einen Atem über sein Gesicht. Vorsichtig streckte er seinen Arm in die Höhe und fasste in das Gesicht seines Wolfes. Er umklammerte ihren Hals und verlor jegliches Gefühl für Raum und Zeit. Nur die Schmerzen ließen nicht nach.

Die Ballade von Leid & Elend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt