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Michael
Abschätzig schaute sie mich an. Ihre Wangen waren gerötet und dünne Haarsträhnen klebten an ihrer verschwitzten Stirn. Ich sah vermutlich ähnlich aus, nur rang ich deutlich mehr nach Luft als sie. Irgendwie war das hier befreiend. Seit der Tourpause nutze ich jede Gelegenheit körperlicher Anstrengung zu entkommen und nun bemerkte ich, wie gut das tun konnte. Der ganze Frust und all die Gedanken waren für diesen Moment wie verstummt. Ich hatte auch gar keine Möglichkeit mir um andere Dinge Sorgen zu machen, sonst hätte ich vor lauter Atemnot und Erschöpfung vermutlich einen 1A Klappmann gemacht.
,,Du hast es tatsächlich noch ziemlich gut drauf. Hab ich nicht mit gerechnet. Aber du brauchst eine Pause."
,,Wir wurden so oft dazu verdonnert, dass hat sich eingebrannt.. und ja.. zugegeben, eine Pause wäre gut."
,,Ich drück heute mal ein Auge zu und wir gehen nun einen Tee trinken."
Lachte sie und steckte mich an. Niemand konnte mir erzählen, dass seit gestern zwischen uns nicht irgendwas in der Luft lag. Spürbar, nur nicht greifbar oder besser gesagt, begreifbar. Und kaum hatte dieser Gedankengang sich eingeschlichen, klingelte mein schlechtes Gewissen Amanda gegenüber. Gedanklich war ich ihr in den letzten Monaten vermutlich schon mit hunderten Frauen fremd gegangen. Mir fehlte die Nähe und Geborgenheit.. und die Aufmerksamkeit. Manchmal musste sich einfach alles nur um mich drehen. Auf jeden Versuch, mit ihr über uns zu reden, war sie bisher immer wieder abgesprungen.
Ava
Sichtlich in Gedanken vertieft, verfolgte Michael den kleinen Wirbelsturm, den er mit dem Löffel in der Tasse verursachte. Ob er diesen Sturm auch in sich trug ? Mein Garten der Gedanken war zumindest seit gestern völlig verwüstet und nichts befand sich mehr an seinem Platz. Wie gern ich im Stall mit ihm gesprochen hätte.. aber so richtig getraut hatte ich mich nicht und er wirkte auch bei dem Geschnaufe, das er von sich gab, nicht so als wäre er zu einem Gespräch überhaupt in der Lage gewesen. Die Röte sackte nur langsam wieder aus seinem Gesicht und er hob den Kopf.
,,Alles gut ?"
Fragte er mich mit einem schiefen Lächeln, als er meinen verwaschenen Blick sah.
,,Warum hast du dir die Haare geschnitten ?"
,,Hm, warum hast du denn deine geschnitten ?"
,,Weil sie lästig waren und mich ständig gestört haben."
Seine Zunge schnalzte, dann nickte er und grinste.
,,Jetzt frag mich nochmal"
,,Tzz.."
Schnell senkte ich den Blick und starrte in den braunroten Tee hinab. Das kindliche Lachen, zwanghaft unterdrückt, schmerzte schon beinahe in meiner Brust. Das hier sollte sich nicht so selbstverständlich und vertraut anfühlen, niemals konnte das gut enden. Er war doch irgendwie fremd.. oder nicht ? Für einen Augenblick spannten sich längst verdrängte Erinnerungen wie leise Staubkörner unter der Zimmerdecke auf und sachte schwebten sie durch den Raum. Das Sonnenlicht ließ sie glitzern und ich atmete sie ein.
☆
Souvenir der ErinnerungVerschlafen schaute ich auf und traf Paddys müdes Grinsen. Die langen Haare hatte er zu einem lockeren Zopf über seine Schulter fallen lassen und das gestreifte Pyjama Oberteil trug einen riesigen Fleck Erdbeermarmelade.
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Wir sind nur ein Augenblick (Aktuell PAUSIERT)
FanfictionIch glaube, irgendetwas von dir ist an mir hängen geblieben, dass ich nicht mehr abwaschen kann. Bilderquelle Pinterest & eigene Galerie