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Michael

Immer wieder linste ich über den Rand der Bibel in das Geschehen meiner Umgebung und immer wieder musste ich mir klar machen, dass hier kein Hahn nach mir krähen würde. Ein gewöhnungsbedürftiges Gefühl, nicht an allen Ecken und Kanten belagert zu werden oder heimlich gefilmt zu werden, wenn ich mal nicht aufmerksam genug war.

Matthäus 5:27 Du sollst nicht die Ehe brechen!
Den Satz hatte ich nun vermutlich zum vierzehnten mal gelesen. Ich presste die Lippen aufeinander.
Matthäus 5:29 Wenn dich also dein rechtes Auge verführt, dann reiss es heraus und wirf es weg! Besser, du verlierst eins deiner Glieder, als dass du heil und unversehrt in die Hölle geworfen wirst.

Kopfschüttelnd schlug ich die Bibel zu. Diese Werte einst mit Haut und Haar vertreten, fand ich den Gedanken daran nun abartig. Dann ging ich wohl in die Hölle, damit würde ich mich arrangieren. Alles war besser als mich und Amanda weiterhin zu belügen und ich wusste, dass es ihr ähnlich erging. Außerdem, war es nicht so, dass der Herr die Lüge hasste ?
Epheser 4 25: Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.

Die Bibel zur Seite gelegt lehnte ich mich an die hölzerne Lehne der Parkbank. Ich musste nach dem Telefonat mit Joey den Kopf wieder etwas freier bekommen, also beschloss ich eine kleine Runde zu drehen. Im Normalfall war das hilfreich, nur heute nicht.. zumindest nicht bis ich den Kopf erneut hob.

 zumindest nicht bis ich den Kopf erneut hob

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Ava

Für einen Moment war ich wie gefangen. Mamiko nahm geduldig vor mit platz und hechelte die Sekunden davon, in denen ich überlegte wieder umzudrehen und eine andere Richtung zu nehmen. Nach meinem Auftritt gestern musste ich mich nicht unbedingt mit ihm auseinandersetzen.
Michael hatte den Kopf in seinem Buch versenkt, und studierte konzentriert die immer gleiche Seite. Er würde mich vermutlich nicht bemerken, wenn ich einfach an ihm vorbei spazieren würde. Mal wieder eine grandiose Taktik, um meinen Gefühlen aus dem Weg zu gehen. Als ich gerade ansetzte, um Mamiko zum weiterlaufen zu bewegen, schlug Michael das Buch zu, verharrte kurz in seiner Position und legte es dann zur Seite. Als unsere Blicke sich für einen Moment trafen, erkannte ich sofort das Lächeln auf seinen Lippen. Wie automatisiert hob ich die Hand, um ihn zu grüßen. Prima, wenn man doch genau das vermeiden wollte.

Schnell den Modus gewechselt, den Panzer übergezogen und ein Lächeln aufgesetzt, lief ich unbeirrt weiter auf ihn zu.

,,Na ? Die Sonne genießen ?"

Lächelte er mich amüsiert an und begrüßte Mamiko, der sogleich auf ihn zugetapst kam und ihm quer durch Gesicht lecken wollte.

,,Ja, hab nur das T-shirt mit der Winterjacke verwechselt."

Sein freches Lachen steckte mich an und ich kicherte leise auf. Manchmal konnte das mit dem fühlen doch ganz leicht sein. Zumindest dann, wenns ein gutes Gefühl war.

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