-Kapitel 4-

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Mina nickte ihr als Bestätigung zu und sah wieder in das große, dunkel Loch.

Endlich war es an der Zeit sich zu verändern und so verwandelte Sillers Mom die beiden Mädchen in Jungs. Mina war die letzten zwei Wochen damit beschäftigt ihre Sachen zu packen und freute sich umso mehr auf diese große Veränderung.
"So Mina wir wären dann fertig", verkündete die junge Frau, die ihre blonden Haare hochgesteckt hatte. Mina drehte ihren Stuhl und sah in den Spiegel. Sie erkannte sich kaum wieder. Ihre Haare waren kurz und waren gut gestylt. Ihre Augen wirkten anders als sonst, aber das konnte auch daran liegen, dass ihre Augenbrauen gemacht wurden.
"Das ist unglaublich, ich erkenn mich kaum wieder." Fröhlich umarmte Mina Sillers Mom und schob dann ihre Freundin auf den Stuhl.
"Du bist dran." Siller sah ihrer Mutter wirklich sehr ähnlich, nur das ihre Mutter manchmal eleganter wirkte. Relativ schnell war Siller auch fertig und nun konnte sich Mina ein Lachen nicht verkneifen.
"Wir sehen so gut aus."
"Ja das stimmt. Mom machst du mal ein Foto?"
"Klar doch." Der Fotoapparat knipste einmal und zwei lächelnde Jungs waren auf dem Bild zu sehen.
"Ich hoffe man kauft uns das ab."
"Siller sei nicht so skeptisch, wir schaffen das schon", sagte Mina und grinste breit. Schon vor einer Woche hatte sich ihre Laune verbessert und so hatte sie wieder etwas Spaß am Leben.

"Bye Mom, ich melde ich, wenn ich angekommen bin", sagte Mina nachdem sie sich auch von ihrer Mutter verabschiedet hatte. Schnell stieg sie ins Auto um zu Siller zu fahren. Sie würde heute zum ersten Mal selber ihre Perücke aufsetzten. Sie parkte den Wagen vor Siller ihrem Haus und lief schnell hinein. Siller war schon in ihrem Zimmer und machte grade ihre Haare.
"Du hast sie ja schon auf", stellte Mina fest.
"Ja das ist total einfach und jetzt mach, ich will endlich los." Mina setzte sich hin und machte ihre Haare. Siller hatte recht, man konnte die Perücke wirklich sehr einfach aufsetzten. Siller verabschiedete sich von ihrer Mom und die zwei Mädchen machten sich auf den Weg.
"Also Siller, ab sofort sind wir Jungs", sagte Mina und atmete einmal tief ein und aus. Zusammen liefen die beiden über den Campus und fühlten sich etwas beobachtet.
"Ich komm mir irgendwie blöd vor."
"Kein zurück mehr Siller."
"Stiles wenn ich bitten darf", sagte Siller lachend. Daran mussten sich die beiden wohl noch gewöhnen. Sie liefen in das Gemeinschaftshaus der Jungs und wünschten sich sofort, dass sie nicht hier wären. Alle Jungs rannten wild durch die Gänge, schmissen Bälle durch die Gegend oder trugen ihren Taschen über den Schultern in ihr Zimmer. Mina sah Siller an, die sie wütend ansah. Mina grinste nur entschuldigen und zusammen quetschten sie sich durch die Gänge.
"Gott, wenn das immer so ist dann sterbe ich noch", sagte Siller, als sie in das Zimmer geschubst wurden. "So schlimm war es doch jetzt auch nicht", versuchte Mina sie zu beruhigen, aber insgeheim fand sie es auch nicht grade toll.
"Hast du das nicht gerochen? Den Geruch von Käsefüßen und Schweiß und das schon am ersten Tag", beschwerte sich Siller und fügte noch hinzu:
"Die haben wohl noch nie das Wort Deo gehört, geschweige denn gesehen." Mina lachte nur und dachte sich ihren Teil. Wie war das nochmal? Aus einer Mücke einen Elefanten machen.
"Wir müssen uns noch die Regeln holen und für das Probetraining einschreiben."
"Probetraining?", fragte Siller schockiert und drehte sich von ihrem Bett in Minas Richtung.
"Das kannst du schön alleine machen, ich geh da heute nicht nochmal raus", sagte Siller und machte weiter ihr Bett. Mina sah sich in dem kleinen Zimmer um und entdeckte nur die Tür, durch die sie hinein gekommen waren. "Ich glaube, wir haben ein Problem."
"Ja das haben wir", sagte Siller ironisch.
"Ich glaube hier gibt es nur eine Gemeinschaftsdusche", sagte Mina zögernd, da sie wusste, dass Siller ausrasten würde.
"Ich hoffe für dich, dass du mich verarschst." Siller klang ernst, drehte sich aber nicht um. Mina hätte sich wirklich gewünscht, dass sie Siller verarschte.
"Ich geh mich mal informieren und so", sagte Mina und verschwand aus dem Zimmer. Lieber ist sie hier auf dem Flur, wo immer noch Chaos herrschte, als im Zimmer bei Siller. Mina quetschte sich durch den Flur und versuchte möglichst niemanden zu berühren. Sie kam sich vor wie eine zwölfjährige, da ihre Brust durch ein Band weggeschnürt wurde und ihr das Shirt nun einfach runterhing. Kurz vor dem Ausgang zu den Treppen schrie jemand:
"Vorsicht", und Mina bekam einen Ball ins Gesicht. Sie taumelte nach hinten und musste sich an der Wand festhalten.
"Sorry", sagte ein Junge mit roten, wirren Haaren. Mina räusperte sich, um ihre Stimme tiefer klingen zu lassen und sage:
"Schon ok, ist ja nichts passiert."
"Ich bin Terry", stellte sich der Junge vor. Sofort fielen Mina seine grünen Augen auf.
"Ich bin Tamino." Mina musste wirklich sehr darauf achten, dass sie nicht Tamina sagte.
"Ich muss los, vielleicht sehen wir uns ja mal." Schon war der große Junge mit seinem Ball in der Menge verschwunden und verwirrt stand Mina da. Anscheinend hatte er nicht gemerkt, dass Mina anders war und das freute sie. Sie fasste sich an die schmerzende Stirn und lief dann über den Campus zur Schulinformation. Viele liefen noch mit ihren Taschen über das große Gelände oder saßen einfach auf der Wiese. Mina lief über den Campus, durch das Schulgebäude und blieb dann vor der Information stehen. Alle mussten sich dort melden, damit das College wusste, welche Schüler schon da waren. Mina trug sich und Siller in die Liste und nahm sich dann die Regeln. Sie überflog den Zettel und blieb bei der Regel:
"Nicht nach zweiundzwanzig Uhr das Haus verlassen", hängen. Rasch wanderte sie eine Zeile tiefer, wo stand:
"Nicht nach einundzwanzig Uhr die Duschen nutzen." Sie fragte sich ernsthaft, wo die Duschen waren und lief nun zurück zum Gemeinschaftshaus. Im Haus suchte sie an jeder Tür nach einem Zeichen, dass zu den Duschen führte. Jetzt liefen nur noch vereinzelt Jungs durch die Flure und Mina suchte ihr Zimmer.
"Sil... Stiles", unterbrach sie sich selbst, da ein Junge im Raum stand. Genau genommen war es Terry.
"Ja?"
"Ich hab die Duschen immer noch nicht gefunden", erklärte sie und fügte noch hinzu:
"Und die Regeln sind sehr komisch."
"Ja das stimmt und die Duschen sind am Ende des Ganges", meldete sich nun Terry zu Wort, da er sich bemerkbar machen wollte. Um ehrlich zu sein hatte Mina ihn gar nicht beachtet, aber da er sich jetzt einmischte reagierte sie. "Gemeinschaftsduschen sind so unnötig", stellte Siller fest.
"Ich geh dann mal", sagte Terry wieder und ging. Die Tür fiel ins Schloss und Mina sagte an Siller gewandt:
"Du hättest mir ja mal schreiben können."
"Also Terry kauft uns das Jungs sein schon mal ab", sagte Siller freudig und legte sich in ihr Bett, wo sie grade eben noch saß. Mina machte schnell ihres und packte ihre Sachen aus. Überwiegend hatte sie Jungsklamotten dabei, die sie vorher noch mit Siller gekauft hatte, aber sie hatte auch ihre normalen Sachen dabei. Als sie sich ebenfalls ins Bett legte fragte sie:
"Siller?"
"Ja?"
"Ich glaube, dass wird alles viel komplizierter als wir dachten." Langsam hatte Mina wirklich bedenken bei der ganzen Sache. Was wäre wenn die Beiden auffliegen würden oder sie nicht ins Team aufgenommen werden? So viele Fragen hatte Mina schon wieder im Kopf und auf keine eine Antwort.
"Das wird schon", munterte Siller sie etwas auf. Ja, wahrscheinlich hatte Siller vollkommen recht damit. Mina ließ die Regeln auf den Boden fallen und sah an die Decke. Das A4 Blatt mit den unnötigen Regeln rutschte über den Boden zu Siller, die es auf hob und dann laut lachte.
"Hier gibt es ernsthaft Regeln fürs duschen? Fehlt nur noch, dass sie einen vorschreiben, wie oft man auf die Toilette darf." "Das ist nicht lustig", gab Mina von sich, lachte aber selbst. "Wir gehen einfach nach einundzwanzig Uhr duschen und dann wird uns keiner erwischen." Das klang relativ logisch für Mina und so lag sie gelangweilt auf ihrem Bett. "Wann fängt eigentlich dein Nebenjob an?" Mina hatte das völlig vergessen und sprang panisch aus dem Bett.

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