Sie wusste jetzt schon, dass die Zeit auf dem College aufregend werden würde.
Piepsend ging der Wecker an und weckte die zwei verschlafen Mädchen.
"Ich glaube lange halte ich es nicht aus, ständig später als dreiundzwanzig Uhr ins Bett zu gehen", sagte Mina und rieb sich einmal die Augen.
"Ach komm, dass schaffen wir", sagte Siller voller Elan und sprang förmlich aus dem Bett. Anscheinend hatte sie gute Laune, aber eigentlich hatte sie das fast immer. Vielleicht sollte Mina sich mal eine Scheibe davon abschneiden. Wie konnte es sein, dass man schon morgens ohne Kaffee so gut gelaunt und munter sein konnte? Mina zog sich eine Jeans an und ein schwarzes Shirt, natürlich die Jungssachen, und lief dann ins Badezimmer. Dort waren einige Jungs, die ihre Zähne putzen oder duschten. Mina versuchte konzentriert, nicht die halbnackten Oberkörper hinter ihr im Spiegel anzustarren, auch wenn ihr das ziemlich schwer fiel. Wer sollte es ihr auch verübeln, wenn gefühlt dreißig gutaussehende Jungs durch das Badezimmer liefen und mindestens zehn davon Oberkörperfrei waren. Sie konzentrierte sich darauf, auf den Wasserhahn zu achten und zählte jeden einzelnen Wassertropfen, der hinunter tropfte. Zumindest das lenkte sie davon ab, was hinter ihrem Rücken passierte.
"Hey Tamino", sagte jemand und schlug ihr auf den Rücken. Geschockt sah sie zur Seite und entdeckte den rothaarigen Jungen, der ihr schon ziemlich oft begegnet war, der kein Shirt an hatte. Na toll, genau das wollte sie verhindern. Sie wollte nicht mit einem so gutaussehenden Jungen reden, der vielleicht auch ein guter Freund hätte werden können.
"Hey", sagte sie endlich, mit einer tiefen Stimme. Ihre Stimme musste nicht männlich klingen, aber hauptsache sie klang nicht zu Mädchenhaft. Wirklich gesprächig war Terry nicht, aber Mina verstand das. Sie war auch nicht wirklich gesprächig, wenn es darum ging, mit fremden zu sprechen. Mina nahm eine Bewegung an ihrer rechten Seite war und sah in die Richtung. Dort stand Noah.
"Hey, wer bist du denn?", fragte er sie. Wenn man es genauer nahm, kannten die beiden sich ja schon.
"Tamino und du?"
"Noah", stellte er sich vor.
"Lauft ihr eigentlich immer so halbnackt rum?", fragte sie ihn jetzt und sah in seine blauen Augen, die sie ruhig ansahen.
"Nicht immer", lachte er und steckte seine Zahnbürste in den Mund. Also eigentlich war es kein Lachen, sondern mehr ein Schmunzeln mit leisen Geräuschen. Mina, oder mehr Mino, nickte einfach und machte sich weiter fertig.
"Gott Stiles, wir werden noch verrückt, wenn die alle so rum laufen", flüsterte Mina zu Siller, nachdem sie sie endlich entdeckt hatte. Sie fand es wirklich komisch, sie mit ihren Jungsnamen anzusprechen.
"Das schaffen wir, obwohl ich sagen muss das hier echt schon heiße Typen sind", sagte sie, lächelte und ging. Mina folgte ihr und schnappte sich im Zimmer ihren alt bekannten Rucksack. Mina machte sich auf den Weg zu ihrem Kurs, der sowieso nur diesen Vormittag ging, und dachte schonmal über das Probetraining nach. Sie war echt gespannt wie die Spieler so waren und vorallem der Coach. Innerlich hoffte sie, dass er nicht so streng war, aber da es ein Mann war, brauchte sie eigentlich gar nicht erst hoffen. Männer waren immer so energisch bei Fußball und wurden auch schnell mal wütend, wenn etwas nicht so lief, wie sie es wollten. Mina kannte das von ihrem Vater. Er saß immer vor dem Fernseher und wenn die Spieler mal etwas versäumten, dann brüllte er den Fernseher an und war irgendwann so frustriert, dass er ihn einfach ausschaltete. Sie fand das ja eigentlich immer amüsant, aber wenn sie jetzt so darüber nachdachte, dass sie das Gebrüll bald abbekam, fand sie es doch nicht mehr so lustig. Vielleicht sollte sie sich einfach Ohrstöpsel in die Ohren stecken, damit sie ihn nicht mehr hörte.
"Worüber denkst du schon wieder nach?", fragte Siller sie.
"Über den neuen Coach", gab sie zu und lief weiter.
"Er ist bestimmt nett", sagte Siller. Warum nur sah sie immer das Gute in den Menschen.
"Das glaub ich nicht so", gab Mina zu bedenken.
"Sei doch nicht immer so negativ", meckerte Siller.
"Wir werden es ja sehen."
"Wollen wir wetten?", fragte Siller begeistert.
"Du weißt ganz genau, dass ich nicht wette", gab Mina zurück und sah zu ihrer Freundin, die geknickt zu Boden sah.
"Und außerdem gewinnst du eh immer", fügte sie noch hinzu und Siller fing an zu lächeln.
"Ja das stimmt, du bist einfach zu schlecht darin."
"Nicht jeder ist perfekt. Ich muss jetzt dalang, wir sehen uns in der Pause", sagte Mina und bog auf dem Kapus ab. Sie lief gradewegs auf ein kleines Gebäude zu, welches neben dem Haupthaus stand. Dort fanden mehr die Kurse statt, wo weniger Leute drin waren. Mina lief in den Hörsaal und suchte sich einen Platz ganz weit hinten in der Ecke. Sie hasste es in der Nähe des Lehrers, oder viel mehr des Professors, zu sitzen und von hinten hatte man immer einen besseren Blick. Sie packte einen Block und Stifte aus ihrem Rucksack und kritzelte mit einem Kugelschreiber etwas auf ihren Block. Mina tat das immer wenn sie Langeweile hatte oder auf etwas wartete. Vielleicht war es ja dumm, jetzt als Junge auf ein Blatt Papier etwas ähnliches wie eine Libelle zu zeichnen, aber daran hatte sie nicht eine Sekunde lang dran gedacht, schließlich würde ihr schon keiner auf das Blatt gucken. Der Saal füllte sich langsam, doch Mina saß immer noch alleine in ihrer Reihe und sah auf die Uhr. Fünf Minuten noch, dann würde der Kurs anfangen. Der Professor war inzwischen auch gekommen und eine Minute vor Beginn des Kurses trat Noah in den Saal und setzte sich genau neben Mina. Sie schmiss ihren Block fast einmal durch die Reihe, als sie ihn umdrehte, damit man ihre improvisierte Libelle nicht sah. Unauffällig riss sie das Blatt vom Rand ab und stopfte es in die Tasche.
"Hast du etwa was zu verheimlichen?", lachte Noah mit seiner tiefen Stimme. Mina räusperte sich und sagte dann:
"Nein." Noah packte einen Block aus und fühlte weiter in seiner Tasche. Das Geraschel ging Mina ziemlich auf die Nerven, da sie kaum etwas verstand was der Professor sagte.
"Hast du mal nen Stift", fragte Noah und hörte endlich auf, in seiner Tasche zu fühlen. Genervt reichte Mina ihm ihren Ersatzkugelschreiber und versuchte, zu verstehen was der älterer Herr vorne sagte. Er hatte graue Haare und einen grauen Bart, der mit weißen und schwarzen Haaren vermischt war. Insgesamt sah er ziemlich niedlich aus, so wie man sich seinen Grandpa vorstellte. Einen, der leichte rote Wangen hatte und eine Knollnase. Fasziniert sah sie den Professor an und verstand nicht wirklich, was er da sagte. Noch ungefähr drei Stunden dann war der Kurs auch vorbei und noch etwa anderthalb Stunden bis zur Pause. Mina hoffte ja, dass Noah sich noch woanders hinsetzten würde, da er ziemlich nervte. Vielleicht entdeckte er ja ein Mädchen in dem Kurs, welches ihm gefiel und ihr dann auf die Nerven ging. Hoffen konnte sie immer, aber ob es auch eintraf war wohl mehr eine andere Sache des Glücks.
"Wie lange geht das hier eigentlich?", fragte Noah sie.
"Drei Stunden", antwortete sie knapp.
"Junge, ist das dein ernst?" Was ging er überhaupt in den Kurs, wenn es ihn störte, dass er solange ging.
"Ja", sagte sie wieder, sah ihn aber nicht an.
"Und wann ist Pause?", fragte er weiter nach. Mina fragte sich, wenn sie jetzt ein Mädchen wäre, ob Noah ihr dann auch so auf die Nerven gehen würde.
"Neunzig Minuten", antwortete sie. Noah wollte grade noch etwas sagen, als Mina ihm ins Wort fiel:
"Sei bitte einfach leise." Noah sah sie schockiert an und sah dann nach vorne. Anscheinend hatte ihn noch nie jemand gebeten, einfach mal den Mund zu halten.
"Kann mir jemand diese Frage beantworten?", fragte der Professor und Mina ärgerte sich, dass sie wegen Noah die Frage nicht mitbekam. Sie grübelte und grübelte, aber ihr fiel nicht ein, was er gefragt hatte. Mina hatte ja etwas zugehört, aber es war einfach nicht genug. Plötzlich meldete sich Noah und beantwortete die Frage. Geschockt sah sie ihn an und fragte sich, ob er sie einfach nur abgelenkt hatte, obwohl das ja Blödsinnig wäre.
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HumorWas würdet ihr tun, wenn alles was ihr liebt, aus eurem Leben verschwindet? Tamina Payne änderte ihr Leben. Nachdem einige nicht so schöne Dinge innerhalb eines halben Jahres passierten, änderte sie ihr Leben voll und ganz. Durch den Neuanfang am C...