Die Einladung

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Hier saß ich nun, völlig deprimiert in einem kleinen hübschen Café und wusste rein gar nichts mit mir anzufangen. Ich war mehr oder weniger vor Elena geflüchtet, die gerade meine Wohnung auf den Kopf stellt. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, alles was mich an Loki erinnert in eine Kiste zu packen und auf den Dachboden zu bringen. Meinen Verlobungsring und Lokis und mein Kinderbuch war das Einzige, was ich vor ihr retten konnte.

Nun war ich hier, mit einem liederlichen Dutt und starrte unentwegt einen Brief an, der an mich adressiert war. Ich hatte ihn noch schnell aus meinem Briefkasten genommen, bevor ich hier hergegangen war. Er bestand aus einem teuren edlen Papier, was auf eine Einladung schließen ließ. Schon seit einer halben Stunde starrte ich ihn verzweifelt an.

Sehr geehrte Frau Aegirdottir,
hiermit möchten wir Sie rechtherzlich auf unserer Gala am Freitagabend, hier im Stuttgarter Museum, einladen.
Wie haben viel von ihrem Talent gehört und möchten Sie deswegen darum bitten, unserer Gala beiwohnen.
Bitte seien Sie pünktlich um 20:30 am Empfang.

DIESE GALA WIRF DIE HÖLLE WERDEN!
Erstens, auf dieser Gala werden viele Menschen sein.
Zweitens, dort werden arrogante, eingebildete, hochnäsige Menschen auf sein.
Drittens, ich muss mich in ein enges Kleid quetschen müssen.
Viertens, ich werde mich die ganze Zeit verstellen müssen und ein falsches Lächeln aufsetzten, sowie Interesse heucheln müssen.
Und fünftens, dass wohl Wichtigste, es werden viele Menschen auf dieser Gala sein!

Viel lieber würde ich mich an diesem Abend in meiner Wohnung verkriechen und die neue Staffel meiner Lieblingsserie schauen. Nebenbei würde ich noch einen Earl Gray schlürfen und versuchen die Gedanken an Loki so gut es geht zu verdrängen.

Doch nein, ich muss auf so eine Gala und ein paar reichen, eingebildeten Schnöseln meine Kunst schmackhaft machen. Ich könnte zwar einfach zuhause bleiben, doch ich brauchte die Werbung für meine Gemälde. Somit würde ich vielleicht mehr Aufträge bekommen und meine Hobby zum Beruf machen.

Über all die Jahrhunderte war dies schon immer mein Traum gewesen. Doch immer kam etwas dazwischen. Nun hatte ich allerdings Zeit und nichts was mir dazwischen funken könnte. Gelinde gesagt, ich hatte keine Ausrede mehr es nicht zu versuchen. Zudem wollte ich wenigstes ein klein wenig das Gefühl haben, dass mein Leben einen Sinn hat.

Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken und seufzte verzweifelt. Am liebsten würde ich mich für den Rest meines Lebens nur noch in meiner Wohnung verkriechen und malen.

Ich drehte meinen Kopf und sah aus dem Fenster. Draußen regnete es. Man konnte die Leute, mit ihren Regenschirmen vorbeilaufen sehen. Sie hatten es alle ziemlich eilig. Ich verstand diese Hektik nicht. Warum waren die Menschen immer so gestresst? Wahrscheinlich, weil sie keine Zeit haben, um das Leben ruhig anzugehen. Sie überstürzen vieles.

Ich war gerade völlig in Gedanken versunken, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich sah auf das Display, wo das Bild von Elena aufleuchtete. Auf dem Bild trug sie eine Nerd Brille (obwohl sie keine benötigte) und ihre blonden Haare waren zu einem liederlichen Dutt zusammengebunden. Sie strahlte über das ganze Gesicht und hielt eine Actionfigur von Iron Man hoch, ihr ganzer Stolz.

An diesen Tag kann ich mich schon gut erinnern. Sie hatte doch tatsächlich zwei Tage vor einem Comicbuchladen gezeltet, nur um sich eine dieser Figuren zu schnappen. Noch trauriger daran war, dass sie nicht die Einzige gewesen war. Das war damals noch in Dresden gewesen und alle diese Nerds hatten auf dem Bürgersteig gehockt.
Am Ende kam sie dann auch noch mit einem Captain America Heft an was ich, ich zitiere, „Unbedingt mal lesen soll, da es mir total gefallen wird und ich mal von den Bösewichten wegkommen muss. Solcher Superheldenkram würde besser zu mir passen.".

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